Kapitel 8

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Christina's Sicht

Wir standen an der Bushaltestelle, den Kragen gegen den beißenden Wind hochgeschlagen, die Hände in den Taschen vergraben.

So warteten wir auf den Bus. Keiner sagte etwas. Cassian schaute auf den Boden und schien nachzudenken.

Plötzlich fiel mir etwas ein. "Hast du überhaupt eine Fahrkarte?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. "Dann... steigen wir einfach hinten ein", entschied ich kurzerhand.

Ich hoffte nur, dass der Busfahrer die hintere Tür auch öffnete. Und dann bog der Bus in die Straße ein. Er hielt vor uns und öffnete, zum Glück, beide Türen. Hinten stieg ein großes, braunhaariges Mädchen aus.

Sie beachtete uns nicht und wir stiegen in den Bus ein. Im Bus war kein Platz mehr frei, außer die Klappsitze. Cassian ging darauf zu und lehnte sich dagegen.

Ich fragte mich, warum er sich nicht setzte, stellte mich ihm aber gegenüber.

Als der Bus an der nächsten Haltestelle hielt, taumelte ich gegen Cassian's Brust. Er fing mich auf und grinste mich amüsiert an. Schnell richtete ich mich wieder auf.

Doch dann drückte eine Masse Schüler mich wieder gegen Cassian's Brust. Ich versuchte mich erneut aufzurichten, doch die Schüler hinter mir standen so eng, dass ich unmöglich zurücktreten konnte.

Na toll...
Ich schaute aus dem Fenster und sah noch mehr Schüler, die alle in diesen Bus wollten. Die hatten heute wohl alle Schulausflug gehabt.

Cassian war meinem Blick gefolgt und flüsterte mir ins Ohr: "Jetzt wird's kuschlig" Ich lachte leise in mich hinein.

Dann wurde ich plötzlich so fest gegen Cassian gedrückt, dass mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Wahrscheinlich könnte ich jetzt die Beine vom Boden abheben und würde nicht fallen.

Wieso müssen diese Kinder unbedingt an dem Tag ihren Ausflug machen, wo Cassian mit meinem Bis fuhr?

Kurz vor der nächsten Haltestelle flüsterte ich Cassian zu, dass wir hier aussteigen müssen. Ich wusste zwar nicht, wie wir hier rauskommen sollen, aber irgendwie musste es ja gehen.

Als der Bus hielt, nahm Cassian mein Handgelenk und zog mich durch die Menge. Dabei schien er keine Probleme zu haben. Die Schüler wichen vor ihm zurück, bildeten, so gut es eben ging, eine kleine Gasse.

Als wir dann endlich an der Tür angekommen sind, schaute ich kurz zurück. Die Gasse war weg und die Schüler redeten unbekümmert miteinander.

Verwundert wollte ich aus dem Bus aussteigen, vergaß allerdings, dass da eine Stufe vom Bus zum Boden war und wäre hingefallen, wenn Cassian nicht blitzschnell nach mir griff und mich festhielt.
Cassian hatte eine echt gute Reaktionszeit. Ich fragte mich, ob man so etwas trainieren konnte. Es War ja schon fast unmenschlich, wie schnell er reagierte.

"Alles in Ordnung?", fragte Cassian plötzlich. "Ja. Ja, alles in Ordnung", sagte ich schnell. Ich räusperte mich. "Wir müssen nur noch ein Stück die Straße runter, dann sind wir da", erklärte ich.

Langsam fing ich ernsthaft an, daran zu zweifeln, ob das eine gute Idee war, Cassian mitzunehmen. Bestimmt denkt er, ich wäre eine Verrückte. Und bescheuert noch dazu.
Vor allem, weil ich ihn völlig aus dem Sinn heraus gefragt hatte.

Was weiß ich, was für ein Geist mich da geritten hatte.
Schüchtern sah ich ihn von der Seite an.
Seine schwarzen Haare waren wie immer zu einem Zopf zusammengebunden und wehten leicht im Wind.

Die Augen die immer aussahen, als würde darin eine Flamme lodern, durchsuchten wachsam die Umgebung.
Als würde jederzeit etwas schreckliches aus dem Busch hüpfen.

Des Teufels SohnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt