19.

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Die Ärztin schaut prüfend auf meinen Gewichtsstand der Waage und lächelt.
"Das ist hervorragend Liven. Du kannst wieder gehen und hast in den letzten vier Tagen überraschend zugenommen." lobt sie mich und streicht mir über die Schulter.
"Da hat dir dein nächtlicher Besucher neulich wohl ordentlich was zu Naschen gebracht, denn seit dem ging es rasant Berg auf mit dir." meint sie und kritzelt mit einem Stift etwas in meine Krankenakte.
Ich lächle und denke an den riesen Berg Schokotäfelchen der vor zwei Tagen rätselhafter Weise auf meinem Nachttisch lag.
"Allerdings." meine ich Gedanken verloren und stelle mir Eaven vor als er sich in mein Zimmer geschlichen hat um mir die Tafeln zu bringen, was mir eine Schwester am nächsten Morgen erzählte.
Ich spüre wie meine Wangen rot werden und versuche an etwas anderes zu denken.
Lohana war in den letzten beiden Tagen bei mir und richtete mir von Eaven aus, dass er nicht kommen könne um mich zu besuchen, da er viel zu tun habe und dass ich alles daran setzen solle so schnell wie es geht hier raus zu kommen um die Gegend mit ihm zu erkunden.
Das war Ansporn für mich den ganzen Tag mit Lohana den Gang hoch und runter zu laufen bis mir meine Beine gehorchten und ich selber laufen konnte. Es sieht zwar noch etwas wackelig aus aber ich laufe tapfer ohne hilfe.
Ich trete von der Waage hinunter und ziehe mir die grünen schlappen an mit denen ich die ganzen Tage auf der Station gelaufen bin.
"So wie es aussieht kannst du uns heute ohne Probleme verlassen." sagt die Ärztin zuversichtlich und hält mir die Tür zum Gang auf ich bedanke mich bei ihr und gehe in mein (noch) Krankenzimmer.
Lohana wartet geduldig in einem Stuhl in meinem Zimmer als ich die Tür öffne.
"Und?" will sie sofort wissen und springt aus ihrem Stuhl auf um mich zur Begrüßung zu umarmen.
Etwas woran ich mich nur schwer gewöhnen kann.
Im System waren Berührungen anderer Personen außer dem Ehepartner verboten, weshalb ich immer etwas dumm herum stehe und nicht weiß was ich machen soll.
"Immernoch nicht daran gewöhnt?" fragt mich Lohana lächelnd und sieht mich mit ihren strahlenden lila Augen an. Ich nicke und gehe unbeholfen an ihr vorbei um mich auf das Bett zu setzen.
"Jetzt erzähl mal was hat die Ärztin gesagt?" Lohana zieht sich den Stuhl zu mir rüber und sieht mich erwartungsvoll an.
"Also..." beginne ich, " Sie meinte ich habe in den letzten zwei Tagen enorm zugenommen und dass es gut sei das ich wieder laufen kann und ich kann die Station heute verlassen."
erzähle ich ihr grinsend.
Sie fängt ebenso an zu grinsen und mir fällt ein, dass ich garnicht weiß wo ich jetzt eigentlich wohnen soll, mein Grinsen entweicht mir und ich schaue auf meine Hände in meinem Schoß hinunter.
"Hey! Was ist denn?" Lohana reagiert sofort und legt mir tröstend ihre Hand auf die Schulter. Ich zucke kurz und Lohana nimmt sie wieder weg.
"Wo soll ich jetzt wohnen?" frage ich in Gedanken versunken und starre zu irgendeiner Wand.
"Kein Grund zu Traurigkeit. Ich hab mich mich mit Eaven darum gekümmert."
Sie springt vom Stuhl auf und zieht mich an der Hand vom Bett aus den Zimmer in den Gang, zu einer Tür raus in ein Treppenhaus, die Treppe runter und durch eine große Tür das erste Mal nach fünf Tagen an die frische Luft, ins Sonnenlicht.
Ich kneife meine Augen zusammen so hell ist es. Ich kann garnicht erkennen was alles um mich herum ist.
Meine Beine fangen an zu zittern und ich bleibe stehen.
"Alles klar?" fragt mich Lohana besorgt, bleibt stehen und lässt mein Handgelenk los.
Ich nicke und lächle sie an.
Sie lächelt zurück.
"Komm weiter. Es ist nicht mehr weit." sie zeig mit ihrem Finger auf ein hohes weißes Haus mit vielen Fenstern etwa hundert Meter von uns entfernt.
"Da müssen wir hin und jetzt komm!"
Lohana greift nach meinem Handgelenk und zieht mich durch kleine Gruppen von Menschen die uns freundlich zulächeln und uns grüßen. Lohana sagt jedem einzelnen hallo, während ich schweigend hinter ihr her laufe.
Die Leute haben alle grelle Augenfarben und sprechen unverstellt. Grüne, braune und lilane Augen blicken mich an aber keine türkisen so wie meine.
Ich fühle mich ein wenig unwohl.
Vor dem Hochhaus bleibt Lohana sehen und drückt auf einen der Knöpfe, die an der Wand neben der breiten Glastür angebracht sind.
"Wir sind es." meint sie und und die Tür geht nach links und rechts aus einander.
Lohana geht entschlossen in das Gebäude.
Ich zögere.
"Komm es wird dir gefallen Liven. Ganz bestimmt." ermutigt mich Lohana und ich trete nach ihr ein. Die Tür schließt sie und Lohana geht zu einer anderen.
Die Tür öffnet sich genauso wie die am Eingang und führt in einen kleinen Raum indem überall Spiegel angebracht sind.
Ich trete nach ihr ein.
Lohana drückt auf einen Knopf mit der Nummer 15 und die Tür schließt sich langsam.
"Das ist ein Aufzug, damit kommen wir schneller von Stockwerk zu Stockwerk und es ist nich annähernd so anstrengend wie Treppen laufen."
erklärt mir Lohana und zieht sich ihren Zopf zurecht.
Ich mustere mich im Spiegel gegenüber von mir.
Türkise Augen sehen mir entgegen meine kupferfarbenen Haare hängen lockig herunter. Ich trage ein weißes Krankenhausnachthend und schäme mich ein wenig dafür so herumzulaufen.
Die Spiegeltür geht zu den Seiten weg und vor mir sieht mir ein wohlbekanntes Augenpaar strahlend entgegen.

When I Close My Eyes Where stories live. Discover now