Teil 26

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Teil 26

Ich öffnete langsam die Augen und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Damian's Körper war nicht neben mir. Er war weg. Ich ging von der Matratze herunter und schlich vorsichtig zur Tür. Der restliche Abend verlief entspannt, da Aleandro nicht mehr aufgetaucht war. Lorena hatte sich für sein Benehmen entschuldigt, doch ich erwiderte, dass sie sie das nicht müsste. Es war schließlich nicht ihre schuld. Damian's Großeltern sind geblieben, während alle anderen nach Hause gefahren sind. Irgendwie war gegen Ende die Stimmung ziemlich angespannt gewesen, was wahrscheinlich noch an dem Vorfall am Esstisch lag. 

Das Licht im Flur brannte, was meine Vermutung schonmal bestätigte, dass er noch im Haus sein musste.Ich sah mich im Gang um und konnte Damian nirgendwo erblicken. Die Badezimmer stand offen und außerdem wäre er in sein eigenes Bad gegangen, hätte er auf's Klo gemusst. Doch wo konnte er sonst stecken?

Ich setzte gerade meinen Fuß auf die erste Treppenstufe, als ich inne hielt. Ein leises wimmern war zu hören, dass mir aber aufgrund der Ruhe sehr laut vorkam.

„Mum, bitte hör auf zu weinen." hörte ich Damian's Stimme plötzlich. 

Ich weiß eigentlich ging es mich nichts an und es ist unhöflich andere Gespräche zu belauschen, aber ich konnte nicht einfach ins Zimmer zurück gehen und einfach wieder einschlafen.

„Wie soll ich denn aufhören zu weinen? Du weißt ganz genau, dass..." ihr Stimme stockte an dieser Stelle.

Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Lorena da unten saß und weinte. Sie hatte immer so glücklich und zufrieden gewirkt, doch wie es aussah war alles nur Schein. Ich hörte Damian einatmen.

„Mum, glaub mir alles wird gut. Es ist einfach..." diesmal konnte Damian seinen Satz nicht zu Ende bringen und ich könnte schwören, dass seine Stimme gebrochen ist während er sprach.

„Es ist was Damian?" hakte Lorena nach und klang dabei hysterisch.

Stille. Niemand von beiden sprach etwas. Man konnte nur das leise ticken der Uhr hören. 

„Es ist einfach das Leben." 

Seine Stimme klang anders. Verletzt und schwach. Er weinte. 

„Damian du darfst nicht gehen. Ich meine du kannst nicht." sagte Damian's Mutter nach einer Weile. Ihre Stimme war kaum als ein flüstern. 

„Ich muss. Ich kann nicht hier bleiben. Du musst das verstehen." erwiderte er und klang wieder wie vorher.

„Damian, mein Sohn, du...du kannst nicht einfach gehen."

„Ich halte das nicht länger aus."

Von was um Gottes Willen sprachen sie? Ich verstand garnichts. Es ist als wäre ich in einem Traum, der keine Bedeutung hat. 

„Du bist schwach, das warst du schon immer. Du läufst immer weg." flüsterte Lorena.

Ich hörte das Geräusch eines bewegenden Stuhls.

„Es langt! Für niemanden ist es einfach und ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Niemand weiß das und niemand in meiner Lage wüsste das. Ich kann einfach nicht mehr. Letztes Jahr hat es mich schon fertig gemacht und jetzt...Ich werde ins Bett gehen und morgen nach Toronto fahren." 

Ich verstand nicht mehr was Lorena antwortete, denn ich lief möglichst schnell und leise wieder zurück ins Zimmer und legte mich ins Bett. Wenige Sekunden später hörte ich die Tür aufgehen. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach. Damian legte mir die Decke über den Körper und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er die Arme um mich schlang. Er drückte mich ganz fest an seinen Oberkörper, so dass ich seinen rasenden Herzschlag hören konnte. Ich bemühte mich gleichmäßig zu atmen und hoffte dass mein Scheinschlaf nicht auffallen würde. Ein nasser tropfen landete auf meiner Schläfe. Seine Brust hob und senkte sich ungleichmäßig, während er schniefte.

DefenselessOnde histórias criam vida. Descubra agora