Kapitel 47

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Kapitel 47

Mirabella's POV

Wir hatten die Hütte zu einem Zuhause gemacht. Etwas wegen seiner Menschlichkeit, seinem Zugeben und unseren Gefühlen hatte unser Wollen, noch weiterwegzurennen, betäubt. Wir hatten Sicherheit im jeweils anderen gefunden und wollten es genießen; und um unsere Leben zu rennen half da nicht.

Er war nun seit zwei Wochen menschlich und ich genoss jede Minute davon. Er brachte hin und wieder noch immer schnippische Kommentare, doch sie waren nie gegen mich. Ein Kichern oder wenn ich meine Arme um ihn legte, und er gab nach, verdrehte seine Augen und seine harte Schale wurde durch ein Lächeln gebrochen.

Er hatte leere Kartoffelsäcke mit Heu gefüllt und diese nutzten wir als Kissen, unsere zerrissenen Kleider als Decken. Aus altem Farmwerkzeug hatte er einen Tisch gebaut. Ich hatte viele Blumen gesucht und auch wenn er seine Augen verdreht hatte, wusste ich, dass er dachte, dass es süß war.

Das Leben war schön. Fast jede Nacht liebten wir uns. In der Mitte eines Feldes, umgeben von Gänseblümchen und unter offenem Himmel. Wieder im Fluss, wo das kalte Wasser unsere Sinne verstärkte. In der Hütte. Sanft, weich, süß.

Aber dennoch so unglaublich heiß.

Es war merkwürdig. Ich war in einem Palast aufgewachsen und hatte alles, auch meinen ersten Kuss, für die Hochzeit aufbewahrt. Ich hätte einige Verehrer treffen sollen. Politik spielte auch eine wichtige Rolle. Ich war die einzige Erbin des Throns.

Und hier lag ich, trug nur ein schwarzes Hemd meines Geliebten - des Mannes, der im ganzen Königreich am gefürchtesten war.

Es fühlte sich so falsch auf den richtigen Wegen an.

Ich hatte in einer Porzellanbadewanne gebadet, nun in einem Fluss. Ich hatte drei-Gänge-Menüs gegessen, nun Nüsse und Beeren, die wir im Wald fanden. Ich hatte in einem weichen Federbett geschlafen, nun in Nialls Armen.

Seit zwei Wochen ging es nun so. Es fühlte sich unendlich an. Ich fühlte mich unendlich. Meine blasse Haut war brauner geworden und mein dunkles Haar heller wegen der Sonne. Bei ihm war es genauso. Und er sah noch attraktiver aus.

Ich hatte das Zeitgefühl verloren, doch wegen der Blätter der Bäume sah man, dass es ungefähr Anfang Oktober sein musste. Als wir draußen umherliefen, knacksten die Äste unter unseren nackten Füßen.

Ich hatte noch nie so ein Gefühl erlebt, oder das Gefühl von nassem Gras, wenn wir morgens liefen. Wir erlebten viele neue Dinge und ich liebte jede Sekunde davon.

„Ich habe die Truhe zerstört.", gab ich eines Tages einfach so zu, als wir durch die Felder liefen. Ich pflückte eine kleine Blume und löste nach und nach die Blüten.

Sein Kopf drehte sich sofort zu mir und er hielt an. Ich blickte zu ihm hoch.

„Was?", fragte er ungläubig.

Ich nickte und schaute auf den grünen Stängel in meiner Hand.

„In der Nacht, in der mein Vater dich ins Verließ hatte werfen lassen, habe ich sie zusammengeschlagen."

Er runzelte die Stirn. „Was hast du mit den Resten getan?"

Ich biss mir auf die Lippe und zuckte meine Schultern. Ich wusste, worauf er hinaus wollte. Wenn selbst noch ein Splitter existierte, hätte er noch immer Angst. Aber er war jetzt menschlich. War es dann immer noch so? Sein Herz war nicht mehr gefroren und er hatte sterbliche Schwächen.

Aber wollten wir es riskieren? Was, wenn ein Splitter ihn noch immer töten würde?

Plötzlich wünschte ich mir, wir hätten jemanden zum Reden. Ich erinnerte mich an die Frau in schwarz. Ich hatte sie nur einen Tag lang gekannt, doch sie hatte mir dann geholfen, als ich es am meisten gebraucht hatte.

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