Kapitel 56

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Kapitel 56

Mirabella's POV

Für eineinhalb Monate waren meine Gefühle, nach Hause zu kommen, gemischt gewesen. Manchmal hatte ich mein Zuhause vermisst.

Manchmal hatte ich mein Bett, die Badewanne und das Essen vermisst. Manchmal hatte ich es so sehr vermisst, dass ich mich selbst dafür gehasst hatte. Ich hatte das Klicken der Schuhe meiner Mutter auf dem Gang vermisst. Wie meine Dienstmädchen morgens die Vorhänge aufgezogen hatten. Oder wie mein Vater mir sanft auf die Stirn geküsst hatte, als wir mit dem Frühstück begonnen hatten.

Manchmal hatte ich auch das Gequatsche unserer Angestellten im Gang vermisst. Ich hatte mich gefragt, ob Annie in jemanden verliebt war. Sie war ungefähr in meinem Alter und eines der liebsten Mädchen, die ich jemals getroffen hatte.

An manchen Tagen war ich in Nialls Armen aufgewacht und hatte geglaubt, dass uns gleich jemand Essen bringen würde, doch stattdessen hatte nur mein Bauch geknurrt.

An anderen Tagen hatte ich es gehasst, jemals wieder zurückgehen zu müssen. Ich hatte die Krone gehasst und alles, was damit in Verbindung war - die Erwartungen an mich, die Regeln, die Höflichkeit. Alleine mit Niall hatte ich meine Freiheit gefunden, von der ich niemals gewusst hatte, dass ich sie brauchte. Ich hatte alles gefunden, was ich jemals wollte und noch mehr - einen Mann, der mich liebte.

Manchmal, wenn Niall nicht da gewesen war, hatte ich meine Tränen zurückhalten müssen, weil ich wusste, dass wenn ich Königin werden würde, es ohne ihn stattfinden würde. An den schlechtesten Tagen hatte ich die Hoffnung aufgegeben, meinen Vater überzeugen zu können. Manchmal jedoch hatte ich mich auch zusammenreißen können und die Hoffnung nicht aufgegeben. Ich hatte mir gesagt, dass irgendwann alles gut werden würde.

Doch dieses irgendwann kam viel zu schnell. Zumindest hatte ich das geglaubt, als die zweiwöchige Reise ohne Niall begonnen hatte.

Als ich nun zurück war, und in die Augen meiner Mutter schaute, die so schlimm wie noch nie aussahen, wusste ich, dass ich Zuhause war. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, warum ich überhaupt jemals weggegangen war. Das war mein Zuhause und das würde es immer bleiben, egal wie weit weg ich gehen würde. Ich war eine Prinzessin.

Gott, sie sah schlecht aus. Ihre Haare waren hochgebunden, aber verwuschelt und es sah so aus, als hätte sie sich schon lange nicht mehr umgezogen. Ihr Gesicht war ungeschminkt und ihre Augen rot und geschwollen. Zwei Monate und sie weinte noch immer.

Schuld überkam mich. Ich war weggewesen, war verliebt und hatte mich nicht um meine Eltern gesorgt. Ich hatte sie zwar vermisst, doch mich erst um ihr Wohlergehen gesorgt, als Lord Tomlinson in das Gasthaus gekommen war, und so schlimm ausgesehen hatte. Ich hatte mich nicht gefragt, wie besorgt sie wohl um mich sein würden.

Meine Entschlossenheit, Niall zu finden, verschwand kurz, als meine Mutter auf mich zu rannte. Sie schluchzte in meine Schulter und hielt mich fest. Ich weinte auch, da ich nicht gewusst hatte, wie sehr ich sie doch vermisst hatte.

Während ich weggewesen war, hatte ich ihre Kontrolle und alles nicht vermisst, doch als sie sich nun von mir löste, und mich anschaute, liebte ich alles an ihr. Ich könnte diese Frau niemals verlassen. Ich entschuldigte mich innerlich für das, was ich getan hatte, da ich meiner Stimme nicht traute, und ich Angst hatte, was ich sagen würde.

Es dauerte eine Weile, bevor sie sprach. Sie hielt einfach mein Gesicht fest und schaute mich an, während leise Tränen auf ihre Wangen kullerten. Eine kleine Menge hatte sich um uns gebildet und einige weinten vor Freude. Ihre Prinzessin war nach Hause zurückgekehrt.

Plötzlich öffneten sich die Türen erneut und die Wächter, sowie Lord Tomlinson, kamen herein. Er sah mich wütend an und ich hatte Angst, dass er ihnen alles erzählen würde.

Frozen HeartWhere stories live. Discover now