Kapitel 20 {Nach 34 Tagen}

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×Matty×
Zeus hatte kaum noch versucht mit mir zu reden. Er saß einfach nur ständig im Büro und arbeitete irgendwas. Er hatte seine Jobauswahl bereits bekommen und musste nun lernen, was er da so tun musste. Ich hingegen hatte nichts zu tun. Anscheinend gab es für ein Versuchskaninchen keine Jobs. Wobei das mittlerweile ja schon länger ging als eigentlich vorgesehen. Seit mehr als drei Wochen ging ich täglich zu diesem Institut für Medizin und Wissenschaft und ließ mich unter einem Mikroskop-ähnlichem Gerät in den Rücken pieksen. Dieser sah mittlerweile malträtiert aus, doch es würde eh niemand sehen.  Die Ärzte sagten mir immer, es würde noch alles am rechten Fleck sitzen, doch ich glaubte ihnen nicht. Einmal hatten sie nämlich Dr. Michaelson dazu geholt und dieser hatte halb erfreut und halb schockiert gewirkt. Doch mir erzählte niemand wie es um meine Zellen stand. Und Zeus erzählte ich noch weniger, als mir ohnehin bewusst war. Denn das war nur, dass man mir Gene eingepflanzt hatte und diese nun überprüfte. Aber ein schlechtes Gewissen hegte ich nicht. Er erzählte mir schließlich auch nichts, auch wenn man das nicht auf eine Stufe stellen konnte. Ich machte es nicht, weil ich ihm nicht traute, er aus reiner Bockigkeit. Zwar genoss ich die Ruhe, doch etwas neugierig war ich schon. Schließlich konnte er in jede Akte einsehen, in die er wollte.
Doch an diesem Abend war ein Nachtreffen angesetzt, auf denen man sich mit anderen über ihre letzten vier Wochen austauschen konnte. Total langweilig, da ich eh mit niemandem reden würde und wenn doch, hatte ich nicht mal irgendwas, über das ich reden könnte. Höchstens, dass wir uns anschwiegen, aber das war sicherlich icht der Sinn dieses Treffens.
Am Nachmittag saßen wir zusammen beim Essen und schwiegen wieder. Diese Ruhe war so angenehm, dass ich seine Anwesenheit fast vergessen hätte, wenn er nicht plötzlich angefangen hätte zu reden: 》Hast du deinen Anzug schon herausgeholt?《
》Nein, warum sollte ich?《
》Am Tag des Banketts herrschte kein Dresscode. Heute Abend jedoch muss man sich in Schale werfen.《
Er sah mich nicht an. Fast hatte ich das Gefühl, er würde Angst davor haben, in meinen Augen irgendeine Abneigung zu sehen, aber vermutlich war es reine Einbildung.
》Ich hatte es schon vor dem Bankett gesagt, aber ich wiederhole mich sehr gerne. Ich werde keinen Anzug tragen. Das bin ich nicht. Da bleib ich lieber hier.《
》Pflichtveranstaltung.《
Als ob ich irgendwas auf diese >Pflichtveranstaltung< gab. Sie war mir genau so egal, wie die Tatsache, das meine Entwicklung zu einem Rückschritt der Evolution wurde.
》Ich mach die Küche und du gehst duschen. Ansonsten komme ich und helfe dir.《
Ein schneller Schauer lief mir über meinen malträtierten Rücken. Aber bei genauerem Überlegen wurde mir klar, wie unwahrscheinlich das war. Trotzdem stand ich auf und ging hoch ins Bad. Doch statt wie befohlen duschen zu gehen, stellte ich mich vor den Spiegel und begutachtete mein Gesicht. Eigentlich war ich nicht wirklich eitel, also mich störten Pickel oder Flecken nicht, aber meine Haare waren mein Heiligtum. Kurz strich ich diese hin und her, um eine bessere Position zu finden, doch am Ende ließ ich sie so wie immer. Halb in meinen Augen.
Danach zog ich mir mein Shirt über den Kopf und schaute mir meinen Rücken an. Er war teilweise schon etwas verheilt, doch manche Stiche waren noch nicht mal verkrustet. Das würde wundervoll brennen. Schnell zog ich mich aus und stellte mich unter den kalten Wasserstrahl. Tatsächlich brannte es, doch es war noch annehmbar.
Ich wusch mir meine Haare und fuhr meine Narbe entlang. Das tat ich in letzter Zeit öfter. Vielleicht hatte ich die Hoffnung, dadurch eine Erinnerung wecken zu können, doch bisher war nichts passiert. Kurz darauf stellte ich das Wasser aus, band mir ein Handtuch um die Hüfte und stieg aus der Dusche. Ich tropfte alles voll, doch ich machte mir nichts draus. Ich schnappte mir den Föhn und trocknete meine Haare. Gerade als ich den Föhn ausstellte, ging die Tür auf und Zeus kam mit einem Anzug im Arm rein.
》Der dürfte passen. Beeil dich. Wir müssen vorher noch zu meinem Vater.《 Bisher hatte er mich noch nicht angesehen, doch als er dann den Blick hob, fiel er direkt auf meinen Rücken, der ihm zugewandt war.
》Was ist das?《 Seine Stimme hatte jegliche Emotionlosigkeit verloren und wirkte alles andere als gefasst.
》Mein Rücken. 《
》Das sehe ich, aber warum sieht der so aus?《 Er machte ein paar Schritte auf mich zu, doch ich drehte mich so, dass er ihn nicht mehr sah. Es konnte ihm egal sein.
》Nicht so wichtig.《
》Natürlich. Nie ist was wichtig genug.《 Damit verließ er den Raum. Tatsächlich gab es Dinge, die wichtig genug waren, doch so tief ging mein Vertrauen dann doch nicht.
Es war meine Entscheidung und meine Geschichte. Und ein mieser Zufall hatte dafür gesorgt, dass unsere Geschichten kollidierten.
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Poor little Matty... oder doch Zeus? Keine Ahnung. Sucht euch wen aus :D
Danke für über 10K Reads... das ist echt eine stattliche Zahl... puhhh...
Irgendwelche Special-Wünsche?
LG Vicizzly

Lone Wolf (Boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt