15. Kapitel

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Während Joe zurück zum Wohnheim lief, oder besser gesagt auf seinem Skateboard dorthin rollte, um mir trockenes Zeug zu holen, blieb ich in meinen nassen Klamotten am Strand liegen und mir ging immer wieder diese Szene von vorhin durch den Kopf. Ich war mir nicht sicher, ob mich Joe wirklich küssen wollte, oder ob ich es nur falsch verstanden hatte. Aber was, wenn er mich tatsächlich küssen wollte? Was, wenn er vielleicht sogar Gefühle für mich hatte? Ich musste gar nicht darüber nachdenken, ob ich Gefühle für ihn hatte, denn das hatte ich ganz klar nicht. Auch wenn er mich manchmal in den Wahnsinn trieb, mochte ich ihn. Aber als sowas wie ein Kollege, nicht mehr. Aber was, wenn er auf mich stand? Wie konnte ich im klar machen, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte? Würde ich ihm das Herz brechen? Ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Noch nie in meinem Leben war ich in solch einer Situation gewesen, und darüber war ich auch echt froh. Damals mit Ashton war alles so einfach gewesen, auch wenn ich monatelang für ihn geschwärmt hatte, bis auch er sich endlich getraut hatte. Aber das hier war echt mehr als unangenehm, ich hatte keine Ahnung, wie ich das klären sollte. Sollte ich ihn darauf ansprechen? Was, wenn er mich dann aber auslachen würde und mir sagt, dass er mich gar nicht küssen wollte? Vielleicht sollte ich ja mit Neyla darüber sprechen, aber ich war mir nicht ganz so sicher, ob sie das gut aufnehmen würde.

Es waren zwanzig Minuten vergangen, als Joe endlich wieder da war und ich auf den Entschluss gekommen war, dass ich darauf warten würde, bis ich mir klar darüber war, was Joe wirklich von mir hielt. Vielleicht würde ja auch er mich darauf ansprechen, sonst sprach er doch auch alles aus.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, machten wir uns auf den Weg zum Hillstone Restaurant, da es mein Lieblingsplatz hier zum Essen war. Joe machte, wie auch gestern immer wieder kleine Aufnahmen für seinen Youtube Channel, dafür benutzte er meine Kamera, da seine anscheinend den Akku leer hatte. Ich fragte mich, wer sich überhaupt solche Videos über sein Leben ansah, zum Beispiel wie er Skatebord fuhr, von seinem Essen sprach oder sonst Zeug über den Tag erzählte. Ich fragte mich auch, wie man auf die Idee kam, so etwas ins Netz zu stellen. Aber ich fragte Joe nicht, denn er schien Spaß daran zu haben und das genügte mir schon als Antwort.

Joe sagte erstmal nichts zu dem, was am Strand vorgefallen war, woraus ich schloss, dass ich die Situation vielleicht tatsächlich falsch verstanden hatte. Denn wäre er tatsächlich in mich verliebt und würde mehr von mir wollen, würde er ganz sicher damit rausrücken, sonst war ihm doch auch nichts zu peinlich.

Wir verbrachten also etwa eine Stunde im Restaurant, wo Joe mich die ganze Zeit über neckte, da ich nur einen Traditional Salad aß. Er meinte, das sei kein Wunder wenn man so viel gefrühstückt hatte und solches Zeug, und obwohl ich wusste, dass er damit falsch lag, sagte ich nicht wirklich viel dazu. Denn der Grund lag nicht an meinem Frühstück, sondern einfach nur daran, dass ich extrem müde war und dazu kam auch noch unser Gesprächsthema, das mir jeglichen Appetit am Mittagessen nahm: Das Festival.

Joe hatte mich gefragt, wie ich eigentlich an die Karte gekommen war, und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm das erklären sollte. Kurz gesagt, hatte sie mein Bruder besorgt und er hatte geplant, dass wir zusammen mit seinen Freunden dorthin gingen. Aber da ich mir sicher war, dass Joe dann wissen wollte, warum ich letztendlich nicht mit meinem Bruder und seinen Freunden ging, log ich und sagte, dass ich meine Karte ganz einfach im Internet gekauft hatte wie alle anderen.

„Du hast 200US$ nur für solche Karten bezahlt?" fragte Joe und ich zuckte nur mit den Schultern. „Die waren doch nach 10 Minuten ausverkauft, wie hast du das geschafft?" fügte er dann hinzu und ich zuckte erneut nur mit den Schultern. Es war mir immer noch ein Rätsel, wie Tyler auf so etwas gekommen war. Ja, Michael, Calum, Luke, Vivien, Ash, Ty und ich hatten darüber geschwärmt dorthin zu gehen, aber dass Tyler wirklich welche besorgt hatte, hatte niemand erahnt. Ich konnte mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich sie damals in Tylers Zimmer gefunden hatte. Es war der Tag, an dem ich das von Ashton und Becca herausgefunden hatte und ich war nur durch Zufall auf die Karten auf seinem Schreibtisch gestoßen, als ich sein Zimmer verlassen wollte, in dem ich mich für Stunden ausgeheult hatte.

Unavoidable ~ With Or Without YouWhere stories live. Discover now