16. Kapitel

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Es verging etwa eine Stunde, in denen Joes Zimmer, das eigentlich nicht ihm gehörte, nur von Musik von seinem Spotify Account gefüllt wurde. Joe selbst war beschäftigt mit seinem Video für Youtube, und auch ich fand es in seinem Bett mit meinem Buch echt gemütlich.

Ich war gerade beim Ende des Kapitels und meine Lust zum Lesen war inzwischen wieder vergangen, als zufälligerweise auch Joe aufatmete und mich triumphierend angrinste. „Fertig! Das ging jetzt schneller als sonst immer!"

Ich schenkte ihm nur ein Lächeln und schloss mein Buch, in dem Moment stand er auf und setzte sich mit seinem Laptop zu mir ins Bett. „Stellst du ernsthaft jeden Tag ein Video ins Netz, in dem du von deinem Alltag sprichst?" fragte ich ihn und blickte auf seinen Bildschirm, wo sein Video gerade auf Youtube hochgeladen wurde. Er wandte seinen Blick auf mich und tat erst so, als hätte er das negativ verstanden. Ich wollte noch schnell hinzufügen, dass ich das nur aus Neugierde fragte und nicht, um ihn schlecht zu machen aber da begann er schon zu sprechen „Nicht jeden Tag, das Video hier ist zum Beispiel von mehreren Tagen." Meinte er und biss sich auf die Unterlippe. „Vlogs sind auch nicht so wichtig, sie sind nur interessan, wenn etwas Aufregendes passiert, und das kann man nicht immer voraussehen."

„Okay..." war alles, was ich dazu sagte. „Und das sieht sich tatsächlich jemand an? Fügte ich dann hinzu und merkte noch während dem Aussprechen, dass man das jetzt wirklich falsch verstehen konnte. Aber Joe lachte nur und verdrehte seine Augen. „Stell dir vor, mindestens eine halbe Millionen Leute pro Vlog ziehen sich solche langweiligen Videos tatsächlich rein!" Auch ich verdrehte meine Augen und zog eine Augenbraue nach oben. Eine halbe Million Leute? Das hätte er wohl gerne!

„Na klar"; meinte ich deshalb und warf einen erneuten Blick auf seinen Laptop. Das Video war nun online, es trug den Titel HAVING A GREAT TIME IN CALIFUNIA und wie ich auch sah, war der Name seines Profiles „ThatcherJoe". Sobald das Video hochgeladen hatte, befahl ich Joe mir sein Profil zu zeigen, er biss sich nur auf die Unterlippe, grinste schwach und befolgte meinen Anweisungen. Was ich dann als erstes sah, ließ meine Kinnlade beinahe bis auf den Boden klappen und ich wandte mich fassungslos zu Joe. „6 Millionen Abonnenten? Ist das fake?" Joe lachte nur, schüttelte seinen Kopf und scrollte kurz durch seine Videos, als wäre er auf der Suche nach etwas Bestimmtes. Alle seine Videos hatten mindestens 2 Millionen Klicks, einige hatten sogar um die 15 Millionen. Das konnte doch nur fake sein, wie konnte er so viele Zuschauer haben, wenn manche Superstars hatten nicht einmal so viele Klicks bei deren Musikvideos hatten!

„Tja, so geht es. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht ganz, warum sich alle diese bekloppten Videos ansehen, aber den Leuten gefällt's anscheinend." Er zuckte nur mit den Schultern und ging wieder auf die Startseite seines Profils. Ich war noch immer sprachlos. Wie konnte er so viele Fans haben? Als größte Stadt Australiens hatte Sydney gerade Mal 4 Millionen Einwohner, das hieß, Joe hatte mit seinen 6 Millionen Abonnenten mehr Fans als eine ganze Großstadt. Das war doch krank, das konnte nur eine Verarschung sein. Wenn er so beliebt wäre, dann hätte ich ganz sicher schon von ihm gehört, denn soweit ich wusste, hatten zum Beispiel All Time Low und auch Blink 182 gerade Mal eine Millionen Followers auf Twitter und sie waren weltweit berühmt, wie konnte Joe dann sechs Mal so viele Abonnenten haben und ich hatte noch nie von ihm gehört?! „Das glaube ich dir nicht, die hast du dir doch alle gekauft!" war nun meine einzige Erklärung, aber Joe sah mich einfach nur an, sein glückliches, stolzes aber auch etwas verlegenes Lächeln war nicht zu übersehen.

„Ich kann dir ein Video zeigen, wenn du willst. Mal sehen, was du danach sagst." meinte Joe und klickte ein Video in einer Playlist mit dem Namen „Beliebteste Videos" an. Der Titel des Videos lautete „Ultimate Roommate Revenge Pranks!" und hatte knapp 12 Millionen Klicks, 600.000 Likes und 2.000 Dislikes. Noch immer fühlte ich mich echt verarscht von ihm, das konnte alles doch nicht wahr sein, absolut unmöglich.

Unavoidable ~ With Or Without YouWhere stories live. Discover now