Kapitel 6

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Schweigend sitze ich auf der Rückbank von Parkers Volvo. Eingequetscht zwischen Camerons Gitarre und einem Verstärker auf der anderen Seite. Der Kofferraum des Wagens gibt nicht besonders viel her. Im radio läuft ein Song, der mich aber nicht interessiert. Cameron redet mit Parker. Der Streit, den ich Anfang der Woche mitbekommen habe scheint Schnee von gestern zu sein. Die beiden Jungs verstehen sich wieder bestens. Als wäre nie etwas gewesen.

"Wer wohnt eigentlich in der villa da?", frage ich neugierig als wir auf dem Hof vor dem riesen Anwesen parken. Die Frage hat mich schon von Anfang an beschäftigt.

"Eigentlich gehört es Cam, aber er zieht es vor in der Garage zu wohnen", meint Parker und springt aus dem Wagen.

Was dieses Katalog-Haus gehört Cameron? Und er wohnt nicht mal darin. Diese Villa hat bestimmt genug Zimmer, dass er jede Nacht in einem anderen zimmer schlafen könnte.

"Wieso wohnt er in der Garage?", bohre ich bei Parker weiter, während er mir ein paar Kabel in die Hand drückt.

"Keine Ahnung. Musst du ihn fragen."

 Diese Antwort befriedigt mich nicht wirklich, aber Cameron traue ich mich nicht darauf anzusprechen. Wir tragen zusammen alles in die Garage. Cameron sagt nicht viel zu mir. Wieder ist da diese Distanz zwischen uns, die mich krank macht. Irgendwann haben wir alles zurück an Ort und Stelle gebracht und Parker verabschiedet sich von uns.

Jetzt bin ich mit Cameron alleine. Alleine mit Cameron. Er setzt sich zu mir auf das Sofa und greift nach einem block, der auf dem Bierkasten-Tisch liegt. Dazu nimmt er noch einen Bleistift und dann sieht er mich an.

 "Schon Ideen?", will er wissen.

 Ich schüttele den Kopf. Von rechts nach links. Und dann wieder von links nach rechts. Ich fühle mich unfähig zu sprechen. Cameron sitzt direkt neben mir. Mein Gehirn fängt an den Geist aufzugeben. Ich weiß nicht mehr was ich sagen soll.

"Mhm. Ich leider auch nicht", murmelt Cameron und kaut am Ende des Bleistifts herum.

Erst jetzt fällt mir auf, dass seine Unterlippe ein wenig voller ist als die Oberlippe oder ist mir das doch schon vorher aufgefallen. Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß gar nichts mehr. Cameron sieht mich abwartend an. Ich weiß das ich etwas sagen sollte,aber mir fällt nichts sinnvolles ein. Cameron wartet bestimmt darauf, dass ich etwas sage. Mein Mund geht auf und zu und ehe mir bewusst werden kann was ich sage ist es zu spät.

"Wieso ist Kat gegangen?"

Super Skylar. Frag nach der Ex-Sängerin. Aber jetzt ist es zu spät. Cameron seufzt leise und lässt den Stift auf den Block fallen und legt beides auf einen der Bierkästen.

"War ja klar, dass du das irgendwann fragen würdest. Nur habe ich damit gerechnet, dass du es Jayden fragen würdest und nicht mich."

Irgendwie hat er recht. Ich habe mir auch nie vorgestellt, dass ich das Cameron mal fragen würde. Ich sitze hier alleine mit dem heißesten Jungen der Band und frage ihn nach Kat und wieso sie gegangen ist. Die ganze Situation ist schon ein wenig lächerlich, aber es lenkt mich ab und lässt mich wieder einen klaren Kopf bekommen. Dann kann ich mich vielleicht auf etwas anders konzentrieren als auf Cameron direkt neben mir.

"Erzählst du es mir jetzt?", bitte ich und spiele an einem Faden am Saum meines T-Shirts herum.

Heute habe ich selbst entschieden was ich anziehe. Diesmal hat mir weder Sienna noch Miri dabei geholfen und ich finde ich kann mich trotzdem sehen lassen. Mit einem schwarzen T-Shirt, einer Jeans-Hotpant, einer schwarzen Strumpfhose und schwarzen Schnürboots mit Blumenmuster habe ich wohl nichts falsch gemacht.

Shy Star Where stories live. Discover now