Kapitel 23

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Meine Eltern erwarten uns schon. Mein Vater sitzt auf dem Sofa und meine Mutter ist noch in der Küche. Mergim grüsst als erstes meinen Vater und dann meine Mutter. Wir setzen uns gemeinsam hin und die Unterhaltung beginnt. Mein Vater quetscht Mergim richtig aus. Ich bin ja auch seine einzige Tochter und er will nur das Beste für mich. Kein Wunder, dass er Mergim so sehr unter die Lupe nimmt. Meine Mutter mischt sich nicht all zu sehr in dieses Männergespräch ein.
Der Abend verläuft besser als gedacht und mein Vater scheint Stück für Stück von Mergim überzeugt zu sein. Ich glaube, dass er ihn okay findet, was mich natürlich freut. Meine Familie ist mir sehr wichtig und die Entscheidungen meiner Eltern sind mir sehr wichtig, daher liegt es mir am Herzen, dass dich Mergim mit meinen Eltern gut versteht. Denn sonst, könnte ich mir keine Zukunft mit ihm vorstellen.
Nach einem langen gemeinsamen Abend bis spät in die Nacht, verabschieden wir uns von Mergim. Die Erleichterung ist ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
Als er zu Hause ist, schreibt er mir, dass es gut angekommen ist und bedankt sich noch einmal für die Einladung. 'So, jetzt steht meinem Heiratsantrag nichts mehr im Weg haha' 'Du spinnst haha' schreibe ich zurück. 'Wieso denn? Oder hast du es dir anders überlegt? Willst du mich nicht heiraten?' 'Nee. Kein Bock darauf' 'Verwende bitte Emojis, wenn du so eine Antwort gibst, sonst bekomme ich das Gefühl, dass du es ernst meinst' 'Vielleicht meine ich das ja auch' 'Tinaaa...' 'Spass bre hahah beruhig dich' So verläuft unsere Unterhaltung noch weiter, bis ich schliesslich in einen tiefen Schlaf falle.          

Manchmal habe ich das Gefühl, dass mein Leben wie in einem Bollywoodfilm verläuft. Diese ganze Geschichte ist echt filmreif. Mergim und ich haben so viel schon erlebt und durchgemacht, sodass ich das Gefühl habe, dass uns nichts mehr trennen kann. Mit jedem Hindernis wurden wir stärker und uns steht nichts mehr im Weg.

Endlich können Mergim und ich uns ganz normal treffen wie andere Paare auch. Ab und zu kommt er auch zu mir nach Hause und hilft meinem Vater mit einigem Papierkram. Leon scheint sich mit Mergim bestens zu verstehen. Ich glaube auch, dass Leon ihn wie einen Bruder sieht, was mich natürlich umso mehr erfreut. Auch Mergim's Familie habe ich bereits kennengelernt. Seine jüngere Schwester scheint mich zu mögen und vor allem hat sich seine Mutter gefreut mich endlich kennenzulernen. Sie hat natürlich alles über mich bereits gewusst, weil Mergim ihr immer von mir erzählt hat.
Meine Eltern haben es akzeptiert, dass Mergim einen Stiefvater hat. Sie haben wahrscheinlich auch den Eindruck, dass Mergim niemals wie sein leiblicher Vater sein wird, der seine Mutter schwanger zurückgelassen hatte damals. Meine Eltern denken, dass Mergim viel von seinem Vater gelernt hat, obwohl er ihn gar nie kennenlernen durfte. Das macht mich traurig, dass er seinen Vater nicht kennt, aber so ist das Leben nun mal. Es ist nicht alles so, wie wir es uns wünschen.

Ich bin gerade mit Anita unterwegs, als mich Mergim anruft. «Hey hast du Bock auf Paris?» «Was?» «Ob du Bock auf Paris hast?» «Spinnst du? Nein!» «Wieso nicht? Das ist die Stadt der Liebe» «Ja ich weiss, aber was soll ich da?» «Ferien machen» «Nein. Kein Bock» Er ist verrückt. Er ist definitiv verrückt. Was für Paris? Wie kommt er auf sowas? «Ja gut, dann hole ich Pairs für dich in die Schweiz» «Hahaha. Kannst du gerne versuchen» Schon hat er aufgelegt.

Arbeitskollegen haben mir spontan noch einen Termin vergeben. Diese Woche. Geschäftsmeeting mit wichtigen Partnern. Also ist der Dresscode klar vorgegeben. Es ist der 14.02.2014. Es ist Valentinstag, was ich völlig vergessen habe. Ich lege sowieso keinen grossen Wert auf solche Feiertage. Ich bin zu Hause und mache mich bereit für das Meeting. Meine Mutter gibt mir noch ein paar Tipps, was ich anziehen soll. Sonst macht sie das nie, wieso sie das ausgerechnet heute macht, weiss ich nicht. Ich denke mir auch nichts dabei.

«Soll ich dich fahren?» fragt meine Mutter. «Äh nein. Ich schaffe das schon alleine.» «Ja aber, es regnet und deine Frisur geht kaputt.» Shit. Sie hat Recht. Es regnet wie aus Eimern. Na super ey! Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich habe eine Ewigkeit für meine Locken gebraucht. «Ja okay.» Meine Mutter holt die Schlüssel und gibt sie Leon. «Leon möchte dich fahren» «Auch gut, Hauptsache ich komme irgendwie an» Wir verabschieden uns von meinen Eltern und fahren los.

Das Geschäftsmeeting findet im Prime Tower in Zürich statt. Vom Restaurant hat man einen Überblick über ganz Zürich. Einfach wunderschön. Das Meeting findet am späten Nachmittag statt. Mein Bruder hält an und ich steige aus. Gott sei Dank regnet es nicht mehr und ein paar Sonnenstrahlen lassen sich blicken. Ich schreibe kurz noch einer Arbeitskollegin, ob sie schon hier sei, aber sie antwortet nicht sofort. Wahrscheinlich ist sie schon unterwegs. Mit dem Lift fahre ich in die obersten Stockwerke, wo das Restaurant liegt. Dieses Restaurant ist ziemlich teuer und es wird wirklich schwer einen Tisch zu bekommen beziehungsweise zu reservieren. Natürlich sind viele Paare zu sehen. Es ist ja auch Valentinstag. Da fällt mir ein, dass ich Mergim noch gar nichts geschrieben habe. Scheisse! Ich mach das einfach nach dem Meeting.
Ich melde mich bei einem Kellner an und er führt mich gleich zu einem Tisch. «Bitte warten Sie hier bis ein Tisch frei wird.» Dieser Tisch ist nur für 2 Personen gedeckt. Ich betrachte den Sonnenuntergang und wünsche mir, dass Mergim hier wäre. Auf einmal umarmt mich jemand. «Hallo Zemer» (Schatz) Ich drehe meinen Kopf und hinter mir steht Mergim. «Was machst du hier?» «Wir haben ein Meeting» lacht er. «Was?» Ich verstehe das nicht. «Ich bin dein Meeting» lacht er weiter. «Alles Gute zum Valentinstag mein Schatz» Mergim küsst mich das 1. Mal auf die Stirn. Ich bekomme Gänsehaut. Wir setzen uns und er übergibt mir noch einen grossen Rosenstrauss. Ich liebe rote Rosen. Mergim kommt schnell zum Punkt. «Du weisst nicht wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe... Du wolltest nicht nach Paris, also hole ich Paris zu dir. Dorentina willst du mich heiraten?» Mergim hält mir eine kleine Schachtel entgegen, die er öffnet und in der ein Diamantring zu sehen ist.

SchicksalsschlägeWhere stories live. Discover now