Kapitel 25

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Die Zeit vergeht wie im Flug. Mergim und ich kennen uns nun bereits seit 3 Jahren. Bald wird unsere Hochzeit stattfinden. Naja. Wir haben noch nicht angefangen zu planen, aber das sollten wir langsam.
Er wohnt jetzt in Zürich. Seinem Onkel gehören mehrere Wohnungen in Zurich und er hat Mergim eine geschenkt. Schon krass irgendwie. So eine Wohnung ist ein Vermögen wert! Ausserdem hat man von der Wohnung einen Blick auf den See. In Mergims Angelegenheiten mische ich mich kaum ein. Natürlich freue ich mich für ihn, aber was er mit seinem Geld macht, ist ihm selbst überlassen. Ich liebe ihn nicht des Geldes wegen.

«Hast du das Foto noch?» «Welches?» «Von unserem zukünftigen Kind» lacht Mergim. Seine Augen funkeln wie grüne Diamanten. «Ja, ich denke schon» «Ich kann es kaum erwarten eine kleine Tina in den Armen zu halten» und dabei umarmt er mich. «Ich bin doch schon klein» lache ich. «Du weisst wie ich das meine» «Ja ich weiss, aber vor der Hochzeit geht nichts» «Ja ja ich weiss schon» Mergim ist voll in seiner Welt. Am liebsten würde er morgen schon heiraten und übermorgen ein Kind haben. Aber das geht mir alles ein bisschen zu schnell. Ich schätze es sehr, dass er meine Entscheidung erstens versteht und zweitens respektiert.

In der Uni langweile ich mich zu Tode. Meine Eltern wollen nicht, dass ich die Uni wegen Mergim vernachlässige. Das werde ich schon nicht tun, aber manchmal wäre ich lieber bei ihm, als hier. Oft habe ich das Gefühl, dass Frauen, die studieren, für nichts studieren. Was bringt mir ein Studium, wenn ich dann heirate und Kinder bekomme?

Damit möchte ich nicht sagen, dass heiraten und Kinder bekommen schlecht wäre, nein ganz im Gegenteil. Es ist nur schwierig beides unter einem Hut zu bekommen. Ich will später keine schlechte Ehefrau oder schlechte Mutter sein, nur weil ich meine Karriere nicht vernachlässigen will. Ich will beides haben, aber das wird verdammt schwer. Da kommen mir die Worte von unserer Nachbarin in den Sinn. 'Frauen studieren nicht, sie kümmern sich um die Familie'. Früher hat das für mich absurd geklungen, heute verstehe ich das sogar. Aber naja.

Später mit Anita in der Stadt. Ich habe so verdammt starke Schmerzen im Unterleib. «Bekommst du deine Tage?» Ich höre Anita gar nicht. «Hä? Was sagst du?» «Ob du deine Tage bekommst?» «Keine Ahnung. Vielleicht. Diese Schmerzen sind aber anders, als sonst.» «Vielleicht bist du schwanger?» «Ha ha ha, das wüsste ich» Ich schaue Anita böse an. «Wenn hier jemand schwanger ist, dann höchst wahrscheinlich du» «Hahaha ist so» Zuerst habe ich es nicht verstanden, doch dann vergesse ich meine Schmerzen für einen Moment und schaue sie an. «Bist du echt schwanger?» «Ja. Ich wollte es dir heute sagen» strahlt Anita. «Oh mein Gott herzlichen Glückwunsch» Ich umarme sie und meine Freude ist mir deutlich anzusehen. «Ich freue mich soooooo sehr für dich, oh mein Gott. Weiss es Fitim schon?» «Nein. Du bist die erste, die das weiss» «Echt? Wow» «Ja klar. Wer, wenn nicht du?» sagt sie liebevoll. Ich liebe sie. Anita ist wie ne Schwester für mich und das wird immer so bleiben. «In welcher Woche bist du?» «In der 8. Ich wollte zuerst ganz sicher sein, bevor ich dir davon erzähle. Fitim flippt aus, wenn ich ihm das erzähle. Er liebt Kinder.» «Hahaha. Ja Mergim auch» Krampfhaft versuche ich unseren Tag nicht kaputt zu machen. Die Schmerzen versuche ich so gut wie möglich zu unterdrücken.

Die Schmerzen hören nicht auf. Normale Menstruationsbeschwerden sind das nicht. Ich rufe meinen Hausarzt an und vereinbare einen Termin am nächsten Tag. Als ich beim Arzt eintreffe, nimmt er ein paar Untersuchungen durch. «Gehen sie regelmässig zum Arzt» «Äh nein. Wieso? Ich bin ja nicht krank» «Nein nein. Ich meine den Frauenarzt.» Ich zögere einen Augenblick. Er schaut mich fragend durch seine Brille an. «Ich war noch nie beim Frauenarzt» Er hört auf zu tippen und schaut mich an. «Wie alt waren sie nochmal?» «21» «Wieso waren sie noch nie beim Frauenarzt?» «Ich weiss nicht. Habe es als unnötig empfunden» Er tippt weiter in einem Computer als er sich mir zuwendet. «Haben sie den einen Frauenarzt?» «Nein.» «Ich mache ihnen einen Termin, bei einer Frauenärztin hier in Zürich.» Ich nicke, doch dann fällt mir ein «Stimmt denn was nicht mit mir?» «Ihre Frauenärztin wird ihnen mehr dazu sagen können»

Ich habe Glück. Am selben Tag kann ich noch zur Frauenärztin gehen. Sie checkt mich ab und bleibt vor dem PC sitzen. «Waren sie schon einmal schwanger?» «Nein.» sage ich verwirrt. Was soll diese Frage? «Sind sie sexuell aktiv?» Was? Ihr ernst? «Nein!» «Haben sie einen Freund?» «Einen Verlobten» Sie schaut mich an, als wäre ich ein Alien. Sie denkt bestimmt, dass Mergim schwul ist. Hahaha. Der Gedanke bringt mich zum Lachen. Er würde ausrasten, wenn ihm das jemand sagt. Nach einigen Minuten wendet sich die Ärztin mir zu. «Frau Salihi. Es haben sich Zysten gebildet. Es lässt sich eine Endometriose vermuten. Das erklärt ihre Unterleibschmerzen. Haben sie diese Beschwerden schon lange?» «Nein.. erst seit gestern» «Frau Salihi, wir müssen das genauer untersuchen und sofort handeln. Je früher, desto besser» Etwas erschrocken und unwissend sitze ich da. Ich bin völlig verwirrt und weiss gar nicht von was sie redet. «Ist sowas schlimm?» «Es kommt darauf an, wie ihre Zukunftspläne aussehen. Wollen sie nur die Schmerzen lindern, oder die Kinderlosigkeit...» «Wie bitte? Was meinen sie mit Kinderlosigkeit?» «Frau Salihi, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Kinder bekommen können ist sehr klein. In vielen Fällen kommt es vor, dass ein Kinderwunsch nie in Erfüllung geht.» Ich höre sie nicht mehr. Mein Kopf schmerzt und ich sehe nur noch schwarz.

SchicksalsschlägeWhere stories live. Discover now