19

415 22 7
                                    

„Danke", lachte ich verschlafen. Es war Fünf nach Mitternacht, und ich war endlich 18! Solange wartete ich auf diesen Tag, und nun war er da. „Ich habe schon einen Plan was wir heute machen, aber das sage ich dir dann", meinte ich zu meiner Mutter, die nur lachte und mein Zimmer wieder verließ. Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich erschrak kurz aber dann fiel mir ein dass Kathi bestimmt geschrieben hatte. Doch als ich die SMS las, wurde mir kotz übel...

Alles Gute zum 18. Geburtstag Lucy. Pass auf, nicht dass deine erwachsene Nase gleich unter der Erde landet. Wir sehen uns auf dem Gründerfest!

Ein unwohles Gefühl machte sich in mir breit. War das Janas Mörder? Sollte ich auf das Gründerfest? Woher wusste er dass ich auf das Gründerfest gehen würde? Naja, weil da so gut wie die ganze Stadt dort hinging... Meine Decke bis zum Kinn gezogen kuschelte ich mich in mein Bett. Sobald ich nur ein Geräusch hörte hielt ich den Atem an. Jetzt kam mir Janas Theorie in den Kopf. Ich hatte Angst den Mörder zu treffen weil er mich umbringen würde.

Dann stellte ich mir diese Frage: Wenn ich keine Schmerzen füllen könnte, würde ich dann jeder verdammten Spur nachgehen? Ja, denn die Schmerzen die ich ertragen müsste, wären das schlimmste für mich. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Kerzengerade saß ich im Bett. Mein Atem konnte man nicht mehr anhalten, er war zu schnell. Jegliche Kraft schwand aus meinem Körper. Wieder dasselbe Geräusch! Das hörte sich an wie...

Vorsichtig stand ich auf und lief zu meinem Fenster. Ich zog es nach oben und schaute in das Straßenlaternen getränktes Licht. Entweder ich bildete mir das gerade nur ein, oder da standen an die 20 Leute auf unserer Einfahrt. „Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday dear Lucy, Happy Birthday to you!" Ich konnte es kaum glauben! Meine halbe Klasse einschließlich Kathi war gekommen um mir zu meinen 18 Geburtstag zu gratulieren!

Die Mädels trugen glitzernde Kleider und hatten schon Sektgläser in der Hand. Die Jungs trugen Jeans, aber dafür Hemden und ein Bier in der Hand. „Beweg deinen alten Arsch hier runter! Wir gehen feiern!", schrie Leo zu mir hoch. Meine Mutter kam mit einem fetten grinsen erneut in mein Zimmer. Hatte sie etwa hinter der Tür gewartet? „Na los, hast du nicht gehört? Beweg deinen alten Arsch darunter und Feier! Man wird nur einmal 18. Aber bevor du den Jacky in dich rein laufen lässt, esse noch etwas!"

Kamen diese Worte gerade wirklich aus dem Mund meiner Mutter? Völlig perplex stand ich am Fenster und wechselte den Blick zwischen meiner Klasse und meiner Mutter. „Okay, dann betrink ich mich mal!", schrie ich aus dem Fenster, worauf ein tobender Applaus kam. Also heute Nacht würde ich wirklich alle Probleme vergessen und feiern! Ich würde Kathi wann anders davon erzählen dass Derek unschuldig war. Meine Mutter zog ein Blaues Paillettenkleid aus meinem Schrank.

„Das hab ich dir vor ein paar Wochen gekauft..." Lachte sie und hob es vor mich. Ein kleines, aber flackerndes Licht ging mir auf. „Das war ausgemacht?", machte nun auch ich. „Ja, schon längst! Und jetzt geh und amüsiere dich!" Wie mir befohlen war, zog ich den leichten Stoff über meine Haut, richtete meine Haare und schminkte mich. Bevor ich nach draußen zu der wirklich lauten Meute ging, aß ich noch zwei ganze Brötchen. Ich wollte nicht gleich nach drei Gläsern umkippen. Draußen angekommen wurde mir schon eines in die Hand gedrückt.

„Wohin gehst?", fragte ich. „Schwimmbad!", rief Logan, obwohl er genau neben mir stand. „Der hatte schon zu viel!", nreischte Kathi belustigt. Man auch die war schon ziemlich dicht, ihre Wangen glühten förmlich. Heute sollte alles schwerelos werden. Heute Nacht konnte ich fliegen, und daran würde nicht das Redbull schuld sein. Wir sangen den ganzen Weg über und tranken! Langsam wurde mir von innen warm und ich begann einfach zu tanzen. Alles war so schön und unkompliziert. Im Schwimmbad angekommen, ging die Tür ohne Probleme auf. Sofort musterte ich die Ecke beim Kiosk. Erinnerungen wurden wach.

„Wir haben es gemietet!" Egal was sie sagten sie schrien. Anne drückte auf einen Knopf und die Lichterketten gingen an. Jason machte die Musik an, und in einer Ohrenbetäubenden Lautstärke ertönte das Lied Can't Hold Us aus dem Lautsprechern. Meine Füße fingen von selbst an zu tanzen. Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon unsere Paralelklassen, die ich aber eigentlich nicht kannte. Trotzdem gratulierten mir alle ganz höfflich, man nüchterne können solche Partycrasher sein! Plötzlich wurde ich von Joe auf die Tanzfläche gezogen.

Wir tanzten und kamen uns immer näher. Sein Atem der stark nach Alkohol roch, streifte meine Wangen, bis er seine Lippen auf meine drückte. Ich fühlte keine Liebe oder Schmetterlinge, nein eigentlich konnte ich es gar nicht richtig wahrnehmen. Wir lösten uns wieder und tanzten weiter, als ob nicht passiert wäre. Die Musik wechselte immer wieder, es war einfach die perfekte Partymusik. Doch eine gewisse in mir aufsteigende Übelkeit machte mir einen Strich durch die Rechnung. Allerdings verschwand diese auch so schnell wieder wie sie gekommen war. Stunden vergingen und ich hörte weder mit trinken noch lut tanzen auf. „Lucy!" Kathi sprang mit einer Jack Daniels Flasche, die schon fast leer war, vor mir herum.

„Jetzt sind wir erwachsen!" Sie lachte immer stärker und ich lachte einfach mit - aus welchem Grund auch immer. Ich war voll, was aber auch gut war. Einfach mal alles vergessen. Aber dann bekam ich einen klaren Gedanken und schon fühlte ich mich beobachtet. Er ist hier. Irgendwo in der tanzenden Menge. Und beobachtet mich. Ruckartig schoss mein Kopf in alle Richtungen. Keiner schaute mich direkt an - außer Joe. War er...? Nein! Er dielte doch nicht mit Drogen? Er lächelte, und ich erinnerte mich an den Kuss. Auf einmal kam alles raus. Mit >alles< meine ich auch alles. Sofort kam mir jemand zur Hilfe und hielt meine Haare zurück.

Danke - wer auch immer du warst. Mir wurde total schwarz vor Augen aber ich wollte weiter feiern. Die anderen aus meiner Klasse kamen zu mir, auch ihnen ging es nicht mehr gut. Der ein oder andere übergab sich auch, während die anderen versuchten stehen zu bleiben. Die Musik tat in den Ohren weh, und ich wollte einfach nur noch Heim. Ich blickte auf die Uhr am Kiosk. Es war 5 Uhr morgens. Die Zeit verging einfach zu schnell.

Langsam bekam ich keine Luft mehr und mein Kopf tat weh. Ich wollte heute Nacht fliegen, stattdessen war ich abgestürzt. Ich ließ mich neben Luise auf die Wiese fallen. Plötzlich lachte Bryan auf. „Derek liegt jetzt bestimmt im Bett!" Die anderen verzogen das Gesicht - aber eher im wütenden Sinne. „Lass es!", machte Leo ihn böse an. „Was ist mit ihm?", fragte ich. Er sollte es laut aussprechen, ich brauchte eine hundert prozentige Bestätigung.

„Er hat Krebs!" Mir rutschte das Herz in die Hose... Ich dachte er hätte Jana umgebracht, doch er war todeskrank! Was war ich nur für ein Mensch? Kathi schaute mich sofort an, ihr Blick war Frage genug, ich nickte. Egal wer es war, der Mörder war hier unter uns. Doch wer konnte es sein?

Little SecretsWhere stories live. Discover now