VENTITRÉ (x)

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War er eingeschlafen? Oh bitte, lieber Gott, mach dass er dieses absolut dämliche Geständnis nicht gehört hatte! „Ich mag dich auch. Aber wie schon gesagt das würde nicht gut enden." „Wir sind doch angeblich verlobt und alles ist in Butter. Ich muss dich ja nicht heiraten", erwiderte ich. Die Ablehnung meines Umkreises verschwieg ich ihm lieber. „Nur weil du angeblich eine mächtige Mafiaerbin bist." „Dieses angeblich muss doch niemand hören." „Wenn das raus kommt sind wir so was von gefickt" „Nur deine Schwester ahnt etwas. Niemand sonst wird es rausbekommen. Lass es uns versuchen. Bitte." Ich hasste wie kitschig und anhänglich ich klang. Als würde ich ohne ihn, ohne seine Liebe sterben. Widerlich. Er hatte sich aufgesetzt und starrte auf das schwarze Meer. Als wäre dort die Antwort versteckt. Ich setzte mich vor ihn hin und sah ihn tief in die Augen. Seine waren so dunkel wie das Wasser hinter mir. Sengend bohrte sich sein Blick in meine Augen. Er schaute mich so unverschämt dass ich ihn nicht mehr länger in die ansehen konnte. Doch er hob mein Kinn sodass ich ihn ansehen musste. Sein Blick war noch dunkler geworden. Dieses Mal als sich seine Lippen auf meine senkten fühlte es sich genau richtig. Ich schloss meine Augen. Er war sehr vorsichtig. Als würde ich ihn wieder fortstossen. Ich zog ihn mit meinen Händen in seinen Nacken näher zu mir. Er wurde mutiger und ich seufzte. Sollte mich Elenora doch aus dem Land jagen, es fühlte sich einfach zu gut an.Aber der Gedanke an sie drängte sich mir immer mehr auf. Ich entzog mich ihm sanft. „Was würde Elenora tun wenn sie es herauffinden würde?", fragte ich ihn. „Keine Ahnung", erwiderte er und wollte mich wieder küssen als ich ihn stoppte. „Etwas schlimmes?" „Sie wird es akzeptieren müssen."

Die Sonne stieg aus dem Meer wie Phönix aus der Asche und für mich wurde es höchste Zeit nachhause zu kommen. Kurz hatte ich ein schlechtes Gewissen wegen Gabrièle aber das verflog schnell als ich lachend mit Riccardo die Düne herunterkugelte. Die Welt schien nur noch aus diesen geheimnisvollen Augen zu bestehen die mich in eine andere Sphäre sogen. Im Cabrio schmetterten wir jedes Lied mit das im Radio lief und ich fühlte mich überhaupt nicht mehr erschöpft.

Nach einem letzten Kuss hopste ich in das Treppenhaus. Es fühlte sich für mich fast schon natürlich an ihn zu küssen. Die Treppen erklomm ich eine Melodie summend. Ich hätte sogar tanzen können, wenn ich das Talent dazu gehabt hätte.

Ich blieb vor einer erneuten Predigt meiner Nonna verschont und schlich mich in mein Zimmer. Ich war zu hibbelig um an Schlaf zu denken doch ich sollte mich hinlegen damit ich den ganzen restlichen Tag müde war. Die ganze Nacht mit Riccardo liess ich in meinen Kopf Revue passieren. Selig seufzte ich und hing den schönen Erinnerungen nach.

Elenora.

Den ganzen restlichen Tag hatte ich damit zugebracht etwas, nur die kleinste Information über die Costa-Familie herauszufinden , doch nichts. Dieser Clan legte entweder auf Privatsphäre und benutzte andere Namen oder es gab ihn einfach. So ein mächtiger Clan konnte nicht einfach in der Presse nicht existieren! Immerhin betrieben alle Clans auch legale Geschäfte hinter denen sie die illegalen verstecken konnte. Nicht einmal ein Facebookaccount! Ich klappte wütend das Notebook zu und stand auf. Noch dieser eine Anruf und dann konnte ich aufhören nach der Existenz dieses Clans zu suchen. Mir war ja von Anfang an klar gewesen dass sie log, ich musste nur noch meinen Bruder überzeugen. „Michele? Störe ich dich? Ich bin es, Elenora. Ich habe ein paar Fragen." „Ach du störst doch nicht! Was möchtest du dann wissen", wehrte er lachend ab. Michele war schon etwas älter aber er kannte sich in der Welt der europäischen Mafia aus wie kein anderer. „Kennst du einen Clan namens Costa. Ich denke eher Mitteleuropa", kam ich gleich zur Sache. Ich hatte keine Nerven für nutzloses Geplänkel. „Costa....? Mhh...", überlegte er laut und durchforstete sein Gedächtnis. „Nein noch nie gehört" „Bist du dir aber auch wirklich sicher?", hakte ich unnötigerweise nach. Wenn er noch nie etwas von diesem Clan gehört hatte würde er auch beim zweiten Mal nichts wissen. „Nein es tut mir leid." „Ach ich hatte es gehofft. Vielen Dank, Michele." Schon hatte ich aufgelegt. Damit war es bewiesen. Viola war eine dreckige Lügnerin. Erpresste sie meinen Bruder? Wut stieg in mir auf. Sie würde es noch bitter bereuen sich meinen Bruder als Opfer heraus gepickt zu haben. Wie sollte ich ihre Lüge am besten zerschlagen? Sodass alle mitbekamen dass sie nicht verlobt waren. Dass die Verlobung nur ein riesengrosser Schwindel gewesen war? Leider stand nicht in naher Zeit eine Beerdigung eines Capos an, da waren alle angesehenen Clans versammelt und die Botschaft würde sich dann wie ein Feuer ausbreiten. Sie wäre dann nirgends mehr sicher. Ich grinste böse. Ich brauchte irgendwo eine andere Plattform. Ich griff erneut zu meinem Handy. Die Brüder wären perfekt aber nein warum sollte ich ihnen das erzählen. Ich brauchte eine neue Braut. Wer hatte eine heiratswürdige Tochter in einem akzeptablen Clan? Mit dem Handy lief ich hin und her und überlegte. Ich sah durch die Mails. Es konnte doch nicht sein das kein anständiger Clan eine Erbin hatte! Eine Korrespondenz mit dem Anwalt meines Vater fiel mir in Auge. „... Giuseppe Giusos Schwester treibt die Erzieherinnen in den Wahnsinn obwohl sie mit ihren 16 Jahren eigentlich gar keine braucht..." Normalerweise verabscheute sie den langweiligen Tratsch der ihr der Anwalt ganz so nebenbei gerne erzählte doch jetzt dachte sie ernsthaft über ein kleines Taschengeld nach. Boshaft grinsend wählte ich Giuseppes Nummer.

Ein Sommer in der HeimatWhere stories live. Discover now