Robin II

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Ich fühle mich wie der Fisch im Rollmops. Sie hatten mich inzwischen in irgendwelche Bettlaken eingewickelt und in eine Abstellkammer oder so etwas eingeschlossen. Als ob ich die Türklinke runter drücken könnte, geschweige denn rennen, was für eine Flucht an erster Stelle steht. Na ja, fast. 

Doch Flucht hätte mir nichts gebracht, sie hätten mich wieder gefunden. Ich muss an einen Film denken, Margo's Spuren, oder so. Dort verschwindet Margo auch, aber nicht, weil sie entführt und umgebracht wird. 

Chajja... ob sie mich sucht? Hoffentlich nicht, dass würde sie nur in meine Sachen einmischen und irgendwann würde man sie wohl auch töten. 

Oh Chajja, machst du dir Sorgen um mich? Nein machst du dir nicht, ich bin nicht auf deinem Niveau. Deine Eltern... sie sind Schuldirektor und Sozialpädagogin! Meine Mutter ist bloß im Übersetzungsbüro, denn sie kann eine ganze Reihe afrikanischer Sprachen, aber dort verdient sie nicht viel. Nur das nötigste. Ethan ist ein guter Realschüler, ich war in der Hauptschule. Mein kleiner Bruder ist viel ehrgeiziger und vernünftiger als ich und jetzt bin ich froh darüber. Seine Vernunft und sein Ehrgeiz werden ihn nicht dorthin bringen, wo ich jetzt gelandet bin. 

Ich fühle den Druck von Chajja's Verband und lächle bei dem Gedanken an sie. Sie würde das Abi mit links schaffen und einem geregelten Tagesablauf nachgehen, einen tollen Job ausüben, eine Familie gründen. All das, was ich nicht mehr kann. Leise weine ich. Das erste Mal nach 2 Jahren.

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