Prolog : Die Hochzeit und der Verrat

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Verrat. Er hatte mich verraten. Er war ein Verräter. Verräter. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Nur an seinen Verrat.

Ich bemerkte nicht mehr, was um mich herum passierte. Ich bemerkte nichts mehr. Ich bemerkte nicht die Menschen, die reglos und mit toten Augen auf dem Boden lagen. Ich bemerkte nicht die Kinder, die weinten, die Frauen, die schrien, die Männer, die brüllten. Ich bemerkte nicht meinen Vater, der den kalten, roten Körper meiner Mutter in den Armen hielt. Ich bemerkte seinen verzweifelten Blick nicht. Ich bemerkte die Kälte im Raum nicht, die Angst, die Verzweiflung, die Trauer, den Tod. Ich bemerkt die Ritter nicht, die zu spät in den Saal stürmten. Ich bemerkte Michel de Nostredame nicht, der auf meinen Vater zulief, und ich bemerkte die Ritter nicht, die den Körper meiner Mutter fortbrachten. Ich bemerkte das Blut auf meinem  Hochzeitskleid nicht. Ich bemerkte den Ritter, an den ich mich verzweifelt klammerte, nicht. Ich bemerkte auch nicht, was er sagte. Ich bemerkte überhaupt nichts mehr.

Nur eines hörte ich noch, durch die Stille, die meinen Kopf nicht verlassen wollte.

„Bei meiner Ehre als Ritter und bei meinem Namen,

werde ich Euch beschützen, werde ich Euch dienen, Euch nie alleine lassen, Euch unterstützen, Euren Freunden helfen und Eure Feinde vernichten.

Mein Schwert soll das Eure sein, mein Blut soll statt dem Euren fließen, mein Leben statt dem Euren vergehen.

Ich werde Euer Schild sein, Eure Waffe.

Ich werde Euch und denen, die nach Euch kommen sollen meine ewige Treue versprechen.

Das gelobe und schwöre ich, Alix Cavalier, bis zum Ende Eures und meines Lebens.

Niemals werde ich Euch betrügen und Euch niemals verlassen.

Niemals."

Der Schwur des RittersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt