Remember

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Kapitel 9

I need a gangsta
To love me better
Than all the others do
To always forgive me
Ride or die with me
That’s just what gangsters do
- Kehlani „Gangsta“ –

Ich stand noch eine ganze Weile im Schlafzimmer am Schrank angelehnt, bis ich mich endlich wieder wachrüttelte und mich in Bewegung setzte.

Langsam schlenderte ich die Treppe hinunter und roch bereits auf halbem Weg den Duft von frisch gekochten Nudeln. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich betrat recht zuversichtlich die Küche. Diese Zuversicht schwand jedoch, als sich die Blicke der beiden Männer auf mich richteten und mir unmissverständlich klar wurde, dass ich mich noch immer in Gefahr befand. Remsi war zuerst bei mir und grinste mich an. „Da haben wir wohl ein widerspenstiges Gör gefangen, was?“ Ich mochte es gar nicht, wie er mich da bezeichnete, aber ich hielt meinen Mund. Ich wollte die beiden nicht zusätzlich provozieren.

Remsi packte mein Kinn mit seiner Hand und zwang mich, ihn anzusehen. Ich blickte in seine strahlenden Augen und wiedermal haute es mich um, wie schön dieser Mann doch war. Auch, wenn ich ihn körperlich nicht anziehend fand, so konnte ich doch nicht leugnen, dass er schlichtweg einer der attraktivsten Menschen war, die ich jemals gesehen hatte. Aber was hatte er mit dem Joker am Hut? Wer war er?

„Eine so unschuldig wirkende Frau, die aber so einige Leichen im Keller verbirgt.“ Ich hatte keine Ahnung wovon er sprach. „Glaubst du, dass deine Lügen unentdeckt bleiben? Nein, natürlich nicht.“ Nun gesellte sich auch der Joker zu Remsi und mir und grinste mich an. „Wer kann schon so viel über dich herausfinden, wie Remsi? Niemaaand.“, säuselte er und klatschte begeistert in die Hände.

Remsi ließ mich los und ich schüttelte den Kopf. „Wovon sprecht ihr?“, fragte ich und zog meine Brauen nachdenklich zusammen. Da zog Remsi einen Brief aus seiner Jackentasche und reichte ihn mir. Ich brauchte nur auf die Überschrift schauen und alles kam in mir hoch.

Antrag zur Abtreibung

*

Alice griff nach Bruce‘ Hand und zog ihn aus dem Opernhaus. „Das war so toll! Die Frau… ich hatte die ganze Zeit eine Gänsehaut! Und als er gestorben ist…“, schwärmte sie und drückte sich an ihren Begleiter, als kühler Wind sie draußen empfing.

An der Straße wartete der Lamborghini auf die beiden und Bruce öffnete der Blondine die Tür. „Wie wäre es noch mit einer kleinen Spritztour, bevor wir ins Penthouse zurückkehren?“, fragte er und erhielt ein begeistertes Nicken. Alice war hin und weg von dem PKW und liebte es alleine sich in den Ledersitz zu setzen und den Geruch von neuem Auto in sich aufzunehmen.

„Bitte anschnallen und festhalten!“, bestimmte Bruce grinsend, ehe er den Motor startete und lospreschte. Alice genoss diese Fahrt in vollen Zügen und war beinahe schon enttäuscht, als Bruce vor dem Hotel anhielt. Er stieg aus, lief um das Auto herum und öffnete seiner Begleitung die Tür, reichte ihr dann eine Hand und Alice nahm sie und stieg aus. „Wie wäre es, wenn wir noch einen Drink nehmen?“, fragte der Milliardär und lächelte Alice sanft an. Die nickte lächelnd. Sie wollte den Abend schön ausklingen lassen und sich wenigstens einmal keine Sorgen machen um ihre Freundin. Sie konnte ohnehin nichts tun, denn Roxy war zurzeit einfach nicht mehr greifbar für sie. So sehr es auch schmerzte, aber Alice sah ein, dass es nichts brachte, wenn sie weinend im Zimmer saß. Sie musste sich ablenken.

Bruce führte sie in die Hotelbar, in der sie sich an einen Tisch in die Ecke setzten und zwei Cocktails bestellten. „Woher kanntest du Alfred eigentlich nochmal?“, fragte Bruce und lehnte sich interessiert vor. Alice lachte. „Das weißt du doch. Meine Mutter und er haben früher zusammen im Theater gespielt und der Kontakt hat gehalten, weil sie wirklich gute Freunde waren. Ich weiß noch, als meine Mutter und  ich Alfred damals besuchen waren und ich dich das erste Mal traf.“ Sie verzog grinsend ihr Gesicht, während Bruce nur den Kopf schüttelte. „Ohje… das war so unglaublich peinlich. Ich konnte ja nicht damit rechnen, dass plötzlich ein fremdes Mädchen im Garten steht.“ Bei der Erinnerung daran, wie Bruce sich als Superheld verkleidet hatte mit einem Handtuch als Umhang und dem Mantel seiner Mutter und so getan hatte, als würde der Garten in Flammen stehen und er könne das Feuer bezwingen, wurde ihm ganz heiß. Vor allem wenn er daran dachte, dass plötzlich Alice vor ihm gestanden hatte und er sich vor ihr verstecken wollte. Seine Eltern hatten ihm damals verschwiegen, dass Besuch kommen würde.

Time Lapse || Joker Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt