Kapitel 61

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Elias' Sicht

Die Schreie von meinem Onkel und seinen Männern waren nicht zu überhören.

"Das wirst du bitter bereuen. Du und deine Schlampe" schrie er mir zu.

Mein Griff um Alina wurde automatisch fester. Ich drückte sie noch näher an mich. Ihre Tränen liefen meine nackte Brust herunter und ihre Nägel verfestigten sich an meinem Rücken. Immer wieder knicksten ihre Beine ein, doch ich hievte sie immer wieder hoch.

Im Raum wurde es langsam ruhiger. Maik, die Polizisten, mein Onkel und seine Männer, alle waren weg. Am Ende waren nur noch Alina's Schluchzer zu hören. Mein Herz zog sich zusammen und meine Tränen flossen mir immer noch herunter.

Ich konnte sie nicht beschützen. Ich sollte doch der Mann sein, der ihr Ritter spielt. Wieso um Höllen Willen werde ich also auf die Hilfe anderer gewiesen. Nun kamen Zweifel, Schuldgefühle und Wut auf mich selbst auf.

Tröste sie!

"Alina ich-" ich blieb mitten im Satz hängen, da ich nicht wusste was ich sagen soll.

"Ich-" versuchte ich es wieder.

"E-s tut mir so unfass-bar leid" sagte ich schmerzend.

"Ich sollte dich beschützen. Ich sollte dir zeigen was es heißt zu lieben und geliebt zu werden. Ich sollte dich nicht anlügen. Ich sollte dich zur glücklichsten Frau der Welt machen. Und sieh dich jetzt an... A-alles wegen mir! Wegen mir verdammt" löste ich mich von ihr und schlug kräftig auf die Wand.

Vor Verzweiflung rollten mir wieder Tränen die Wangen herunter. Nochmal schlug ich kräftig gegen die Wand und drehte mich dann zu ihr.

Sie starrte mich nur mit ihren verheulten Augen an.

"Sag mir" sagte ich als ich mich einigermaßen beruhigt habe. "Wie kann ich dich zur glücklichsten Frau der Welt machen?" schluchzte ich auf.

Männlichkeit wo bleibst du?

"Sollte ich dich alleine lassen? Das kann ich nicht und will ich nicht, aber wenn es wirklich nötig ist, dann werde ich es tun. Wenn du so glücklich bist, werde ich gleich diese Stadt verlassen wenn es sein muss-" wieder hörte ich auf zu reden.

Was mache ich hier überhaupt. Meine Freundin, Ex-Freundin, wurde gerade fast vergewaltigt und ich rede nur über meine Probleme. Da sehe ich mal was ich für einer bin. Ein mieses Arschloch bin ich.

Ihre Schluchzer waren noch kaum zu hören, nur ein paar Tränen sah man noch. Im Gegensatz zu mir war ich jetzt die Heulsuse. Ich flennte vor mich hin, wie geht nicht mehr.

Mit schnellen Schritten ging ich auf sie zu und nahm sie in meine Arme. Ich denke das brauchten wir beide jetzt. Meine Hände legte ich um ihren Kopf und strich ihr sanft übers Haar.

"Egal wie du dich entscheidest, i-ich liebe dich. Vergiss das nie, bitte" flüsterte ich.

Sie nickte langsam und schlang langsam ihre Arme um meine Hüfte. Wieso ist sie so stark? Andere wären gleich umgekippt doch sie... Sie ist so anders. So perfekt.

Halt die Fresse, Elias. Kümmere dich um sie, redete ich mir ein.

Die Tür ging mit einem Knall auf.

"Frau Percy, wir hätten ein paa-" sagte ein Polizist.

"Raus!" schrie ich wütend.

Ohne weiteres zu sagen verließ er wieder den Raum.

Wieder einmal löste ich mich von ihr. Ich sah sie mir genau an. Sie hatte nur Unterwäsche und mein T-shirt an. Heiß.

So konnte sie aber nicht raus gehen. Ich sah mich im Raum um aber fand nichts. Ohne groß zu überlegen trug ich sie einfach und sie vergrub ihr Gesicht an meiner nackten Brust.

Wie wir jetzt wohl aussehen? Ich Oberkörperfrei, sie nur in Unterwäsche und einem zu großem T-shirt und wir beide mit verheulten Augen.

Langsam ging ich die Treppen runter wo wir auf sechs Polizisten zutrafen die und bemitleidend anstarrten.

"Danke für alles" rief ich schwach in den Raum rein.

Was hätte ich ohne sie gemacht? Was hätte ich ohne Maik gemacht?

Weiter mit ihr in den Armen lief ich vor die Haustüre.

Was ich sah: Mehrere Polizeiwagen, eine Menge Presse und Maik der gerade auf uns zukam.

Ohne ihn aussprechen zu lassen, fing ich an zu reden.

"Was hätte ich ohne dich gemacht? Wieso habe ich euch zwei in meinem Leben verdient" murmelte ich den letzten Satz und deutete auf Alina und Maik.

"Wozu sind Brüder da" sah er mich bemitleidend an.

Uhh. Mitleid. Einer der Dinge die ich am meisten hasste, doch das interessierte mich in diesem Moment nicht.

Ich war gerade kraftlos und war kurz vor dem Moment mit Alina umzukippen.

"Kannst du mir noch einen einzigen Gefallen machen?" sagte ich leise.

Er nickte.

"Presse" sagte ich kurz und knapp.

Niemand sollte uns so sehen. Erst recht sollten sie Alina nicht so sehen.

Er sah sich im Vorgarten um und dann wieder zu mir.

"Mach ich" nickte er.

"Danke" sagte ich und verschaffte mir einen Weg durch die Menschenmenge die sich angesammelt hat.

Die Presse verfolgte uns beide und kaum mir wurde langsam deutlich, das Alina in meinen Armen eingeschlafen ist.

Kurz blieb ich stehen, so wie die Presse, und beobachte jedes Detail ihres Gesichtes. Wunderschön.

Verträumt sah ich sie mir an und setzte meinen Weg danach fort, um an mein Auto zu gelangen.

Auf der Rückbank setzte ich sie ab und versuchte sie irgendwie anzuschnallen.

Ich wollte mich gerade auf den Beifahrersitz setzten, bis ein Polizist auf mich zukam.

"Sie dürfen so kein Auto fahren" sagte er streng aber auch mitfühlend.

"Mir gehts gut" sagte ich stur.

"Aber sie sollten wirklich auf-"

"Ich kriege das hin" blickte ich ihn finster an, was ihn nicht davon abhielt. "Ich leide nicht unter Alkohol- oder Drogenkonsum, also wäre es ja auch nicht verboten mit verheulten Augen Auto zu fahren, meinen sie nicht?" stellte ich fest.

"Sie müssen uns noch ein paar Fragen beantworten" wechselte er das Thema.

Ein Neuling also.

"Können wir das später besprechen. Im Revier?"

Er nickte nur und beäugte mich misstrauisch.

Idiot. Ein Idiot der mir sozusagen das Leben gerettet hat.

"Danke" sagte ich mit einem ehrlichen lächeln.

"Das ist mein Job, nichts zu danken" winkte er ab.

Ich nickte nur und stieg ein, startete den Motor und raste los.

I'm back.

Destiny Is CallingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt