Das Treffen

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Als ich die Augen aufschlug, war es bereits Mittags. Ich gähnte und ging aus den Bau hinaus ins Freie, und wurde sogleich von einen zerzausten Dressela angesprochen. Sie war in unserem Team für Verletzungen und Krankheiten da, versorgte die geschwächten Team-Mitglieder mit ihrer Aromakur, und wusste als einzigste von uns, was der Unterschied zwischen einer Yapabeere und einer Wilbirbeere ist. Tja, das letzte Mal, als Reptain eine Wilbirbeere für die fast vollkommen eingefrorene June besorgen musste, ist ihr Mund in Flammen auf gegangen. Könnte vielleicht einer der  Gründe sein, warum sie ihn nicht mag. Ich riss mich aus meinen Gedanken, als Dressela mich darum bittet, Sinelbeeren zu sammeln. Die Vorräte wären nur noch knapp.
Ich willigte ein, und machte mich auf die Suche. Dabei dachte ich immer an den Vorfall gestern. Mewtu. Was hat er nur vor? Lugia hat jedenfalls gesagt, dass er was böses vorhat, was die Welt in Chaos zerstückeln kann.
Vielleicht wirklich die Weltherrschaft? Lugia hat auch gemeint, dass er keine Ahnung hätte davon, was er anstellen würde. Heißt das dann, man müsste ihn überzeugen? Und wen meint Lugia als „wahrer Feind“? Fragen über Fragen.
Ich hörte auf zu träumen, als ich die Ebene erreichte, wo viele Sinelbeeren eigentlich wachsen sollten. Doch der hintere Teil war leer, also ging ich weiter vorn, und tatsächlich waren da Sinelbeeren. Als ich viele gepflückt habe, bemerkte ich ein kleines Pokémon mit einen Blatt auf den Kopf. Hab mir als erstes nicht viel gedacht. Bestimmt wieder ein Streuner-Pokémon. Doch ich wandte den Blick nicht ab. Denn so ein Pokémon habe ich noch nie gesehen.
Als ich eine gefühlte Ewigkeit da stand, und träumerisch das Etwas anstarrte, begann es sich zu bewegen. Es rüttelte den Kopf, das Blatt peitschte kurz im Wind herum, bis es schließlich schaffte die roten Augen zu öffnen und sich aufstellte. Als ich es bemerkte, drehte ich mich blitzschnell weg, und konzentrierte mich auf die Sinelbeeren, in der Hoffnung nicht aufzufallen. Der Blick des seltsamen Pokémon brannte sich in mein Körper. Dann bemerkte ich, wie es den Blick von mir abwendet, und hörte Fußstapfen auf mich zukommen. „Oh nein, es kommt auf mich zu“, dachte ich und tat so, als würde ich es nicht bemerken. Innerlich bibberte ich schon vor Pein, da ich es garnicht leiden kann, mit einen Unbekannten zu kommunizieren, schon gar nicht mit einen Pokémon, was ich noch nie gesehen habe. Ich habe immer die Angst, mich zu blamieren, wenn ich angesprochen wurde.
Die Schritte hörten auf, und ich wusste, der Augenkontakt war nicht mehr weit entfernt.
Dann begann es zu reden.
„Entschuldigung, wenn ich störe, aber könnte ich mir eine Sinelbeere holen?“
Ich konnte nichts anderes tun, also willigte ich ein, und machte den Pokémon Platz. Die Augen auf mich gerichtet, trat das Pokémon neben mich. Mit einer kreisförmigen Peitschbewegung seines Blattes schnitt es den Ast, wo die Sinelbeere trug, entzwei, und fing die Beere sauber mit seinen Blatt vor sich auf.
Dann wandte es den Blick von mir ab, kehrte zurück zu seinen Schatten Plätzchen, wo ich es gefunden habe, legte sich hin, nahm die Beere in den Mund und fing an zu kauen.
Mir ging ein erleichtertes Seufzen auf, endlich war der Augenblick vorbei. Ich war hin- und hergerissen, ich wollte einerseits wieder zu meinem Team zurückkehren, anderseits das Pokémon befragen. Immerhin ist es ein unbekanntes Wesen für mich.
Ich nahm all mein Mut zusammen, und näherte mich langsam und vorsichtig den Fremden.
Als ich ein paar Schritte hinter es stand, drehte es den Kopf, und wieder sah ich den hellroten Augen entgegen, die sich tief in mir reinbohrten.
„Hallo“ begann es zu reden.
Als ich nicht reagierte, begann es mich zu fragen:
„Ist was los?“
„Nein, tut mir leid“, war das erste, was mir einfiel.
Das Pokémon neigte fragwürdig den Blick.
„Danke für die Beere! Die meisten hätten mich verjagt“
„Kein Problem“, lautete meine Antwort.
Ein paar Sekunden Stille.
„Ich hab vergessen mich vor zu stellen, ich bin Reggie“, begann es zu reden.
„Saar“
Das Pokémon lachte kurz auf.
„Dann bin ich wohl nicht der einzige mit den seltsamsten Namen der Welt“
Ich lachte mit, aber nur weil ich nicht unhöflich sein wollte.
Wieder ein paar stille Sekunden.
„Nun“, begann ich, „Ich habe hier noch kein Pokémon wie dich gesehen...“
„Ich bin ein Endivie“ unterbrach mich Reggie. „Macht nichts, wenn du meine Art nicht kennst. Hier gibt es kaum welche“
„Ach so“
„Und du bist ein...“
„Kapilz“, führte ich den Satz zu Ende.
„Auch noch nie gehört“, bemerkte Reggie.
Es trat wieder Stille ein, und ich fühlte mich jede Sekunde peinlicher.
Schließlich kam es mir aus den Mund.
„Wollen wir Freunde sein?“
Darauf hin grinste das Endivie.
„Sind wir das nicht schon längst?“

Aufstand der PokémonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt