Unentdeckt

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Liv erwachte schweißgebadet in seinen Laubnest. Der Albtraum hat ihn ziemlich beschäftigt, und seine Rachsucht mit einer Zitterattacke präsentiert. Mit einem leisen Stöhnen setzte er sich auf, die Augen reibend. Schon der erste Blick ließ ihn klarmachen, dass Saar verschwunden ist. Schon wieder.... Sehr verdächtig... Das Efoserp stieg vorsichtig über das am Boden kauerte Bisasam hinweg, und huschte leise zum Eingang des Baues. Ein mulmiges Gefühl machte sich bemerkbar. Liv atmete die kalte Nachtluft ein, und prüfte den Zustand seines Teams. Scheinbar kein Teamkollege in Sicht. Das Pflanzen-Pokémon ließ entspannt sein Blick auf den Halbmond fallen. Das Zittern wollte nicht aufhören. Stille trat in der Umgebung ein. Unendliche Stille. Ich denke nicht, dass ich noch schlafen kann.... Wieso ist Saar ständig weg, egal, wohin wir gehen? Wie ich.... Als ich klein war..... Die Grasschlange nickte leicht, aus welchem Grund auch immer. Der Hunger brachte ihn noch um. Er hinkte leicht zu dem großen Futterhaufen, den die Pflanzen-Pokémon zum Aufbewahren nehmen. Wie ein gieriger Werwolf, zog das Efoserp ein Apfel aus der Grube, und fing an, laut drauf rum zu kauen. Beim letzten Bissen zögerte Liv leicht. Ich habe es satt.... Ständig diese Geheimnisse.... Und die Lügnerei....
Er sah auf den fast augegessenen Apfel. Das Efoserp wurde von einer Woge der Trauer umhüllt. Doch sie schien nicht lange anzuhalten. Entschlossenheit machte sich in den Körper des älteren Pflanzen-Pokémon breit. Das Herz bebte, und Liv spürte, dass neue Energie in ihn hochkommt. Ich werde ihn finden. Und ich werde mit ihn über das Thema reden. Er kann sich nichts einreden. Ich will doch nur wissen, was ihn auf den Herzen liegt...

Nach seinen erbärmlichen Nachtessen, stapfte das Pokémon in die Richtung des Eingangs. Die Nacht war erstaunlich warm, und das Mondlicht ließ Livs Körper in einem blassen Weiß glänzen. Bei einer Gabelung blieb die Grasschlange stehen und beschnupperte die kalte Luft, auf der Suche nach Saars Geruch. Die Temperatur sank allmählich. Die Kälte kroch in den Mund des Pokémon, machte die Kehle beinahe taub. Das Zittern war nun wieder deutlich zu vernehmen und Liv testete die Vibrationen des Bodens. Das machen Pflanzen-Pokémon gewöhnlich, somit können sie etwas leichter andere aufspüren. Es fehlte einen nur noch Ruhe und Konzentration... In einem Kampf führte dies leicht zur Kapitulation. Aber um andere Pokémon zu helfen, trifft es perfekt. Das Efoserp schloss die Augen, und hockte sich auf den kalten Waldboden. Noch ein tiefen gleichmäßigen Atemzug, dann versuchte er sich zu entspannen. Windböen kamen auf, wirbelten goldbraune Herbstblätter von Bäumen, strich über die dünne Haut des Pokémon. Livs Gedanken reißten zurück zu jenem Tag, an dem er mit Giflor seine Vibrationskünste trainiert hat. „Lass all deine Gefühle den Bach runtergehen... Leere dich, und lass deine Entspannung in dich hinein fließen.... Konzentriere dich auf den Boden, sie ist eins mit dir“ flüsterte er Giflor nach. Lange hörte Liv nichts, nur sein langsames Ein- und Ausatmen. Das Efoserp blieb still hocken. Nach einer etlichen Starre, blinzelte Liv kurz. „Nicht schon wieder“ stöhnte er, und rappelte sich auf. Das war bestimmt der 16. Fehlschlag dieser Woche... Und noch immer keine Verbesserung. Das Pflanzen-Pokémon schüttelte traurig den Kopf. Dann hörte er sie. Stimmen. Stimmen, die näher kommen. So schnell es geht, huschte er hinter einen Felsen, welcher vor einen großen, dunklen Baum. Vorsichtig lugte er aus dem Felsen, und lauschte angestrengt.

Etwa ein paar Minuten stand Liv da, immer noch wartend, bis schließlich die Stimme von Saar ertönte. Das Gebüsch raschelte, und eine zweite Gestalt im Dunkeln trat vor. Beim näheren Hingucken, sah Liv, dass es ein Gewaldro war. Reptain hat sich wohl weiterentwickelt... Hier gibt es nicht viele Gewaldro...
„... Und wenn ich es doch sage... Es stimmt!“
„Du sagst also, das Pokémon, dass Mewtu jagt, ist bei dir?“
Das Efoserp hielt die Luft an.
„I-Ich bin mir nicht sicher...“ murmelte Saar, „Aber wenn es soweit ist, wird das Endivie in großer Gefahr sein... Dazu wir“
„Wieso weißt du das alles? Und woher?“ hackte Gewaldro weiter auf Saar ein.
„Lugia hat mit mir Kontakt aufgenommen.... Ich brauche deine Hilfe dazu... Serpiroyal will sein Team nicht gefährden“
„Du willst mir also sagen, dass Mewtu die Weltherrschaft übernehmen will?“
„Ich und Lugia sind da nicht so sicher... Aber das vermuten wir“
„Naja.... Zuzutrauen wäre es ihn“ meinte Gewaldro.
„Ja, aber.....“
Liv trat vor, die Ohren gespitzt. Dabei trat er auf einen Ast.
„Liv??! Bist du das?“
Liv lief es kalt über den Rücken. Mit einem leisen Zischen, welcher die Blätter aufwirbelte, rannte er durch den Wald, zurück zu seinen Nest. Zurück zu seinen Team. Zurück zu seinen Teamkollegen. Äste schienen nach ihn zu greifen, ihn aufzuhalten, doch mit großer Mühe, erreichte er endlich das Team. Das erste, was er tat, war in sein Laubnest zu klettern, die Augen zu schließen und zu hoffen, dass die Traumwelt ihn endlich ergreifen wird.

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⏰ Last updated: Feb 07, 2017 ⏰

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