Escape - Louis

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Nachdem ich Niall kurz begrüßt hatte, war er ohne ein weiteres Wort im Bad verschwunden. Was war denn mit ihm los? Es tat mir ja total leid, dass ich einfach abgehauen war, aber ich hatte einfach Abstand gebraucht. Gestern Nacht war mir klar geworden, dass es ein Fehler war einfach zu verschwinden. Also hatte ich mich ins Auto gesetzt und war heute Morgen so schnell wie es ging zurück gefahren. Ich hatte Harry einfach so sehr vermisst und Niall auch. Der junge Ire war jedoch völlig geschockt gewesen, dass ich wieder da war und war sofort wieder abgehauen. Natürlich wollte ich wissen was los war und fragte Harry, was die ganze Zeit denn passiert sei.

„Liams Mutter hat eine Kiste mit Erinnerungen für Niall vorbei gebracht. Sie haben seine Wohnung ausgeräumt und diese für Niall gefunden.“, erklärte mein Freund mir und ich nickte. „Ich geh kurz nach ihm schauen, auch wenn er mich wahrscheinlich am aller wenigsten sehen will.“, sagte ich nach einer halben Stunde in der Niall immer noch nicht aus dem Bad gekommen war. 

„Niall?“, vorsichtig klopfte ich an die Tür und wartete auf eine Antwort, doch ich bekam keine. Auch nach mehrmaligem Klopfen bekam ich immer noch keine Antwort und drückte die Türklinke runter, doch die Tür war verschlossen. „Niall… Kannst du bitte aufmachen?“, fragte ich verzweifelt, doch der Ire gab immer noch keine Antwort.

„Lass mich mal.“, Harry schob mich sanft zur Seite und klopfte an die Tür. „Niall, mach bitte auf!“, probierte es der Jüngste von uns und tatsächlich öffnete sich die Tür. Der blonde Junge trat heraus mit einem Karton unter dem Arm. Wahrscheinlich war es die Kiste, die Harry vorhin erwähnt hatte.

„Ich geh nach Hause… Macht euch einen schönen Tag!“, flüsterte er und ging Richtung Tür. „Wenn du irgendwas brauchst, ruf bitte an!“, sagte Harry noch, blieb aber stehen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er Niall hinterher laufen würde. Die Wohnungstür fiel ins Schloss und Harry blieb immer noch wie erstarrt stehen. Als ich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen und ging weg. Was war nur mit ihm los? Die Begrüßung vorhin war auch schon so zögerlich gewesen. 

Ich verstand die Welt nicht mehr… Niall rannte weg, als er mich sah. Harry war total abweisend und Zayn war erst gar nicht hier… Was hatte ich bloß falsch gemacht? Sollte ich Harry hinterher gehen? Obwohl ich ihn eigentlich alleine lassen wollte, entschied ich mich dafür hinterher zu gehen und mit ihm zu reden. 

„Bitte Lou, ich will alleine sein!“, flüsterte Harry kraftlos. Was war nur mit ihm los? Früher hätte er so etwas nie gesagt. Ich war immer für ihn da gewesen und was war ich jetzt? Eine Klette an seinem Bein, oder was? „Harry, ich will dir doch nur helfen!“, flüsterte ich und kniete mich vor ihn. Der Junge mit den braunen Haaren schaute mich nicht an, sondern auf den Boden vor dem Bett, auf dem er saß. 

„Bitte Lou, lass mich einfach in Ruhe!“, seine Stimme klang energischer und ich war vollkommen überrascht. So hatte mein Freund nie mit mir geredet. Weder als wir zusammen waren und auch nicht als wir nur beste Freunde gewesen waren. Harry versuchte die Tränen in seinen Augen wegzublinzeln und schaute an mir vorbei. Sein Blick war starr auf das Fenster gerichtet. Ich probierte ein letztes Mal mit ihm zu reden, doch er schickte mich aus dem Zimmer raus. 

Mir wurde es, ehrlich gesagt, zu dumm. Ich nahm meine Jacke vom Haken und eine Sonnenbrille, damit man mich nicht erkannte, dann trat ich vor die Tür. Natürlich regnete es wieder. Passte ja perfekt zu meiner Stimmung. Meine Kapuze zog ich mir über den Kopf und ging los. Ziellos irrte ich umher und versuchte mich auf andere Sachen zu konzentrieren, doch irgendwie schaffte ich es nicht. Irgendwann setzte ich mich in die hinterste Ecke eines Cafés und versuchte alles um mich herum zu vergessen, doch es war einfacher gesagt als getan. 

Ich spielte ein bisschen mit meinem Iphone rum und schaute dann meine Kontaktliste durch. Ich brauchte dringend jemand zum reden. In solchen Fällen wäre Liam meine erste Wahl gewesen, doch das war ja leider nicht möglich… 

Ich scrollte weiter bis ich schließlich bei Hannah Walker landete. Sollte ich sie anrufen? Sie hatte mir ja angeboten, dass ich immer zu ihr kommen konnte, wenn etwas war. Sie kannte mich einfach… Ich entschied mich dagegen, weil ich glaubte, dass Harry das nicht gewollt hätte. Als Nächstes blieb ich bei ‚Vain like Zayn‘ hängen. Zayn’s Kontakname… Sollte ich ihn anrufen? Ohne groß nachgedacht zu haben, drückte ich auf den grünen Hörer und hielt mir das Handy ans Ohr.

„Lou, ist alles okay?“, fragte Zayn, als er ans Telefon ging. „Ja, aber ich brauch nur jemanden zum Reden… Kommst du nach London? Die Pressekonferenz ist eh in zwei Tagen.“, fragte ich und unterdrückte mir die Tränen. Die Pressekonferenz… Gut Louis! Jetzt tief ein und ausatmen! Du schaffst das. 

„Ich komm so schnell ich kann, okay? Wenn du willst, kannst du in meine Wohnung. Du weißt doch wo der Zweitschlüssel liegt oder?“, fragte der Schwarzhaarige verständnisvoll. Kurz redete ich noch mit ihm und Zayn sagte, dass er morgen früh in London sein würde. Nachdem ich meinen Tee ausgetrunken hatte, machte ich mich auf den Weg zu Zayns Wohnung. Ich brauchte einfach ein bisschen Abstand von Harry auch wenn ich ihn so vermisst hatte… Ich verstand einfach nicht, was mit meinem Freund los war.

Den Schlüssel fand ich an besagter Stelle und ging in die Wohnung. Auf der Arbeitsplatte in der Küche, die man unmittelbar nach dem Flur betrat, lag eine leichte Schicht Staub, Zayn war wohl seit Liams Tod nicht mehr hier gewesen… Im Wohnzimmer sah es nicht besser aus. Das Regal, in dem der Fernseher stand, war ebenfalls mehr grau als schwarz. Langsam trat ich heran. Die meisten Bretter waren mit Fotos vollgestellt. Eins fiel mir besonders ins Auge. Das erste Foto, welches es jemals von One Direction gab… Vorsichtig nahm ich es hoch und setzte mich über das Foto gelehnt aufs Sofa. Ohne, dass ich es wollte, begannen mir die Tränen zu laufen und still strich ich über Liams Gesicht. Warum musste es ausgerechnet ihn erwischen? In solchen Situationen vermisste ich ihn einfach. Der Junge, der einen nur in den Arm nahm und versuchte mich wieder aufzumuntern. Jetzt konnte ich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten und legte das Foto weg. Mein Gesicht versteckte ich in einem Kissen und irgendwann schlief ich dann endlich ein.

Terrible Things [Larry/Niam, Narry/Zouis] ✓✓Onde histórias criam vida. Descubra agora