Kapitel 30

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Mir war schlecht. Speiübel. Ich brachte ein gepresstes:

"Könntest du bitte etwas langsamer fahren?", heraus.

Er lachte: "wer wollte denn so schnell starten!", drosselte das Tempo aber.

Ich ließ das Fenster herunter und nahm einen tiefen Zug der kühlen Abendluft. Das schnelle Rückwärtsfahren insbesondere in den Kurven war einfach zu viel für meinen Magen.

"Vielleicht solltest du weniger zuckerhaltige Speisen essen."

"Wie kommst du jetzt darauf?"

"Dir ist schlecht."

"Das hat nichts miteinander zu tun. Außerdem wie kommst du darauf, dass ich ein Süßigkeitenproblem habe?"

"Da ragt ne Tüte Gummibärchen aus deiner Tasche."

Ah ja stimmt, die hatte ich auf dem Weg nach unten noch schnell eingesteckt.

"Die sagt nichts über meine sonstigen Essgewohnheiten aus."

"Also hast du kein Süßigkeitenproblem?"

"Kommt darauf ein was du als Problem definierst."

"Mhm.."

"OK, eventuell habe ich ein kleines Problem mit Süßigkeiten."

Um meinen Worten Audruck zu verleihen, reiße ich die Tüte mehr unterbewusst als absichtlich auf und schiebe mir ein paar der süßen Bären in den Mund.

Er schüttelt den Kopf.

"Du bekommst keine falls du darauf hinaus willst."

"Bin eh nicht so der Gummibärtyp."

"Ich steh auch mehr auf Schokolade, aber die schmiert immer so schnell und ich weiß ja wie teuer das Auto ist."

"Sehr rücksichtsvoll von dir."

"Ich weiß. Worauf stehst du?"

"Mädchen."

"Das meine ich nicht."

"Skittles."

"Skittles? Ernsthaft?"

"Nein. Ich bin um genau zu sein eher der Eistyp."

"Oh ja, Eis ist echt klasse. Am besten ist eine Kombination aus Cookie und Cassis. Ich nenne sie die CCK. Die Cookie-Cassis-Kombination."

"Echt jetzt?"

"Nöö, eigentlich  nicht. Hab ich mir grad ausgedacht. Aber ich bevorzuge die beiden Sorten tatsächlich. Wie ist es bei dir?"

"Stracciatella."

"Wie langweilig."

"Was ist daran langweilig?"

"Jeder mag Straciatella."

"Ist doch auch verständlich."

"Aber langweilig."

"Na und?"

"Lass uns über etwas anderes reden. Ich bekomme dabei voll Hunger."

"Was ist mit den Gummibärchen?"

Ich raschelte mit der leeren Tüte: "Leer."

"Schon?"

"Ja, erinnere mich nicht dran."

Schweigen.

Er schwieg.

Ich schwieg.

Wir beide schwiegen.

Stille.

Totale Stille.

Niemand sagte etwas.

"Es ist so still.", unterbrach ich die schreckliche Ruhe.

"Angenehm was?"

Wieder Stille.

Dieses schreckliche Schweigen.

"Wann sind wir da?"

"In ner viertelstunde."

Wieder Schweigen.

"Können wir Musik anmachen?"

"Nein."

Wiederholte Stille.

Diesmal war nicht ich es, die das Schweigen brach.

"Mara?"

"Ja."

Er atmete tief ein und dann wieder aus. Logisch.

"Das was du da gleich siehst, darfst du auf keinen Fall meinen oder deinen Eltern erzählen. Versprochen?"

"Warum?"

"Versprich es bitte."

"Was sehe ich denn gleich? Ist es so peinlich?"

"Nein ist es nicht. Warts ab und versprich einfach nichts unseren Eltern zu erzählen."

"Es gibt kein uns."

"Was?"

"Du hast unsere Eltern gesagt."

"Sag ihnen einfach nichts."

"Auch nicht wenn es dein Leben gefährdet."

"Auch dann nicht."

"Und jemand mein Leben bedroht?"

"Mara!"

"Lucas!"

"Es wird niemand dein Leben bedrohen."

"Woher willst du das wissen?"

"Warum sollte jemand dein Leben bedrohen um herauszufinden womit ich meine Freizeit verbringe."

"Vielleicht um deinen Standort herauszufinden um dich zu entführen und Lösegeld von deinen Eltern zu fordern."

"Wenn er dich hat wird das wohl kaum mehr nötig sein."

"Ich kann aber ganz schön nervig sein."

"Ich merks."

"Hey!"

"Diese Diskussion ist unnötig. "

"Außerdem wäre es doch viel effektiver dich und mich zu entführen. Man könnte so viel mehr Geld verdienen."

"Mara!"

"Ok, ich verspreche es."

"Danke."

"Was ist denn so schlimm daran, das deine Eltern es nicht wissen dürfen."

"Warum bist du so ungeduldig?"

"Wärst du in meiner Lage auch."

"Vielleicht."

"Doch wärst du!"

Der Unterschied ist nur, das ich schlecht im Geheimnis aufbewahren bin.

"Du siehst es ja gleich."

"Hoffentlich."

Wir hatten mittlerweile eine Stadt erreicht und er fuhr in ein etwas abgelegeneres Industrieviertel.

Lagerhallen und Fabrikgebäude wurde immer heruntergekommener und bunter  (Graffittis), dafür lag aucj mehr Müll bzw. Schrott herum. Mir  fielen sofort tausende Instagrambilder ein und ich fragte mich ob das sein Hobby war. Instagrambilder in heruntergekommen Gegenden machen. Waaaahhrscheinlich, Mara.

Langsam wurde ich echt neugierig.  Okay, sind wir ehrlich, ich komme vor Aufregung fast um. Jetzt lenkte er den Wagen vor eines der Lagerhäuser und fuhr hinein, durch, zu einem großen Innenhof mit zahlreichen anderen Autos. Teure aber auch kaputte und ältere Modelle.

Neben den Autos waren auch einige andere Menschen da. Zwielichtige Gestalten. Naja, um genau zu sein ganz normale Menschen nur halt mit Tattoos und Piercings, die dazu noch etwas kräftiger und gefährlicher aussahen, als die mit denen ich sonst zu tun hatte.

Wo waren wir hier? Stopp, was wollte Lucas hier?








I'm your Robin HoodWhere stories live. Discover now