Kapitel 36

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Nach den Proben waren wir alle leicht genervt und gereizt von einander, wenn auch zufrieden. Aber ich denke nach drei Stunden intensiver Arbeit bei einer gewissen Lautstärke kann einem keiner übel nehmen wenn man nichts mehr von einander wissen und einfach nur noch nach Hause möchte.

Zum Glück waren meine Brüder unterwegs und ich konnte in Ruhe erst meine Hausaufgaben machen und danach eine Runde Joggen gehen. Danach wollte ich mich grade auf das Sofa im Wohnzimmer schmeißen als das Telefon klingelte.

Ich hasste telefonieren. Trotzdem ging ich dran.

"Hallo, hier ist Mara Hamilton."

"Hallo Mara Schätzchen!"

"Mum! Hey, wie gehts dir? Was gibts?"

"Mir geht es ganz ausgezeichnet. Ich wollte dich nur nochmal an die Hochzeit Samstag in zwei Wochen erinnern."

Hochzeit? Samstag? Übernächste Woche? Hatte ich was verpasst?

"Welche Hochzeit?"

"Die Hochzeit deiner Tante."

"Welche Tante?"

"Mara Mäuschen. Bitte streng dein Gehirn an. Tante Lissy."

"Die die immer so rumquietscht?"

"Ja, die."

"Tante Quietscheentchen?"

Meine Brüder und ich hatten sie schon vor Jahren so getauft.

"Nenn sie nicht so. Ja die."

"Sie heiratet?"

"Ja. Wir sind eingeladen, dass heißt du brauchst ein Kleid und einen Begleiter."

"Einen Begleiter?"

"So wichtig ist er nicht, wäre aber schön. Vielleicht kannst du jemanden aus deiner Schule fragen?"

"Vielleicht, ich schau mal."

"Gut. Was das Kleid angeht ich habe für Morgen einen Ter.."

"Morgen hab ich schon eine Art Date.."

"Eine Art Date?"

"Nicht so wichtig."

"Gut ich verschiebe den Termin auf Donnerstag. Also Donnerstag Kleideranprobe. Bitte merken."

"Schon notiert. Mum?"

"Ja?"

"Kannst du mich vom Cheerleading abmelden?"

"Warum denn das Schätzchen?"

"Das wird mir mit den Tanzstunden und den Bandproben einfach zu viel."

"Bandproben?"

"Schulband."

"Oh, du spielst in der Schulband Klavier?"

"Ich singe."

"Du singst ?"

"Ja, hat sich irgendwie ergeben."

"Hm okay. Dann melde ich dich vom Cheerleading ab."

"Echt jetzt? Danke."

"Kein Problem Schätzchen. Ich muss jetzt aufhören. Hab noch ein Meeting. Bis bald. Schlaf schön. Lern fleißig. Küsschen."

"Tschüüsss!"

Sie legte auf und ich folgte ihrem Beispiel. Eine Hochzeit also. Schöne Kleider, viel Essen und hohe Schuhe. Abgesehen von zwei Punkten genau mein Ding.

Dem Problem der Begleitung musste ich mich später auf jeden Fall noch widmen, aber jetzt erstmal ein paar seltsame Videos auf Instagram anschauen.

Bevor ich ins Bett ging schrieb ich nochmal Michelle:

Ich@Michelle: Klappt das am Freitag?

Michelle@Me: Ja, Lana ist einverstanden. Sie fragt ob du Glätteeisen etc. hast?

Ich@Michelle: supii <3 Ja ich denke ich hab alles da.

Michelle@Me: Gut. Wir kommen dann um fünf zu dir. Ist das okay?

Ich@Michelle: Jap.

Michelle@Me: *Daumen hoch emoji*

Ich@Michelle: Kannst mir morgen auch beim schick machen helfen?

Michelle@Me: Klar, was ist denn da?

Ich@Michelle: Ich geh mit Lucas ins Kino.

Noch in der selben Minute rief Michelle mich an. Warum wollen heute nur alle telefonieren?

"Du machst was?"

"Ich geh mit Lucas ins Kino."

"Warum?"

"Weil er mich gefragt hat?"

"Nein, das meine ich nicht. Warum hast du zugestimmt? Ich dachte du magst ihn nicht."

"Mag ich auch nicht."

"Dann muss es ein echt guter Film sein."

"Ich weiß nicht in welchen Film wi gehen. Er hatte was gut bei mir."

"Er hatte was gut bei dir?"

"Irgendwer musste mich ja nach Hause fahren.."

"Wann?"

"Gestern. Ich hab ihm bei einer seiner Kämpfe zugesehen."

"Kämpfe?"

"Lange Geschichte.", eine typische Ausrede wenn man keine Lust hat etwas genauer auszuführen, "Ich möchte außerdem meinen Brüdern eins auswischen."

Ich konnte Geheimnisse, besonders die eigenen, noch nie lange für mich behalten.

"Du möchtest deinen Brüdern eins auswischen?"

"Sie sind Idioten, also ja. Sie hassen Lucas, deswegen ist er die beste Lösung."

"Du bist echt komisch."

"Danke."

"Irgendwie ist es auch voll schlau. Du verbindest die größten Schwächen der beiden. Der Beschützerinstinkt dir gegenüber und ihr größter Feind Lucas."

"Ich weiß"

"Irgendwie ist es auch voll böse."

Ich seufzte : "Ich weiß."

"Sie sind deine Brüder."

"Ja, schon.. aber.. ich weiß nicht was ich sonst machen soll. Ian hat mit meiner besten Freundin geschlafen und ist am nächsten Morgen abgehauen. Er weiß wie wichtig sie mir ist."

"Wow, das ist echt scheiße."

"Sie war voll fertig und wird mich wohl nicht mehr so schnell wieder besuchen kommen."

"Wann war das?"

"Dieses Wochenende."

"Die Wunde ist also frisch, genauso wie deine Wut. Sei vorsichtig das du nichts machst was du später bereust."

Süß wie Michelle sich Sorgen machte.

"Keine Sorge ich pass schon auf mich auf."

"Verschwende deine Zeit nicht für Dimge die dich aufregen, das macht es auch nicht besser. Jedenfalls sagt meine Großmutter das immer. Halt mich auf dem Laufenden, okay?"

"Ich versuche es. Ja, mach ich. Hat mir schon jetzt mega gut getan mit jemandem darüber zu reden. Danke."

"Kein Problem. Bis morgen dann!"

"Bis Morgen. Schlaf gut."




I'm your Robin HoodWhere stories live. Discover now