Erinnerungen

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Ich wusste nicht genau, ob ich allein über die Tatsache, dass er hier war schockiert war oder, weil er so ausgelaugt aussah. Es war mir zwar bewusst, wie schmerzhaft es für ihn die letzten Jahre gewesen sein muss, jedoch hätte ich niemals damit gerechnet, ihn so vorzufinden.

Das vor mir war nicht George. Er war nur noch Haut und Knochen. Seine Haare standen in alle Richtungen und unter seinen trüben Augen lagen tiefe rötlich blaue Schatten. Man konnte es ihm aber nicht verübeln, es war immerhin sein Bruder, der von uns gegangen war. Er war sein bester Freund und sein Bruder zugleich. Sie waren ein Herz und eine Seele. Nicht mal die Liebe zu mir reichte nur ansatzweise an das, was Fred und er waren.

Sein Blick huschte durch den Raum, doch als sein Blick bei mir angekommen war, stockte er und sah mich mit einer Mischung aus Skepsis und Überraschung an. Ich war gefesselt von seinem Blick. War nicht einmal mehr in der Lage meine Gesichtsmuskeln zu bewegen, um ihm ein Lächeln zu schenken. Ich fühlte mich wieder in meine Schulzeit zurückgeworfen. Als es noch vollkommen normal für mich war George anzuhimmeln, wenn auch unbewusst und von Fred dafür dumme Kommentare zu kassieren.

Ich dachte an unseren ersten Kuss unter dem Mistelzweig vor circa sechs oder sieben Jahren. Ebenso dachte ich daran wie leicht ich mich gefühlt hatte, als ich endlich sagen konnte, dass George mein Freund war.

Ich wurde durch Mollys Worte unterbrochen: "Kommt schnell. Sonst wird das Essen noch kalt."

Am Esstisch sollte er genau neben mir Platz nehmen. Kaum hatte er sich gesetzt kam mir der angenehme Duft seinerseits entgegen. Eine Mischung aus Schokolade, Minze und etwas, was meiner Meinung nach einfach nach George roch. Ich wusste nicht, wie ich es besser beschreiben sollte.

Das ganze Essen lang beteiligte ich mich nicht wirklich an den Gesprächen. Ab und an hörte ich George kurz auflachen, obwohl ich genau wusste, dass es mehr als nur aufgesetzt war. Jedoch gelang es ihm trotzdem jedes Mal mir einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen zu lassen.

Eine Stunde später saßen wir dann im Wohnzimmer und hatten alle unsere Gespräche beendet, als Molly eine Platte einlegte und wenig später so gut wie alle zu tanzen begannen. Ron und Hermine, Bill und Fleur, Harry und Ginny, Molly und Arthur, Lee und Mom. Erst jetzt bemerkte ich, dass Dad wahrscheinlich wieder auf der Arbeit sein müsste. Er hatte die letzten Jahre immer kurzfristig doch noch arbeiten müssen. Das war der Nachteil daran, wenn die Kinder erwachsen werden. Bei der Urlaubsplanung wird auf dich keine Rücksicht mehr genommen.

Mein Blick schweifte etwas weiter durch die Runde und blieb letztendlich, wie sollte es auch anders sein, an George hängen. Er betrachte das Geschehen leicht lächelnd. Kurz sah er auch zu mir, ohne das sein Lächeln verblasste. Es schien echt zu sein. Ich erwiderte er, sah aber schnell wieder zu den Anderen. Meine Schuldgefühle ließen einfach keinen längeren Blick zu.

Es dauerte nicht lange, bis ich spürte, wie sich jemand neben mich stellte. Der angenehme Duft stieg mir wieder in die Nase, als sein Arm leicht gegen meinen stieß und mir eine Gänsehaut bereitete.

"Können wir reden?", murmelte er im Flüsterton, um die anderen nicht zu stören.

Ich nickte zaghaft, auch wenn ich mir noch nicht sicher war, ob ich fähig war einen normalen Satz in der folgenden Konversation zu bilden.

Dusk Till Dawn|| George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt