Eingeständnis

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Ich drehte mich um, als George mich sanft gegen die Tür drückte und seine Lippen auf meine drückte. Ich erwiderte es, obwohl ich mir doch eigentlich gerade neue Prioritäten gesetzt hatte. Ich wusste dennoch in meinem tiefsten Inneren, dass es nie und nimmer bei 'Freunde' geblieben wäre. Dennoch war ich leicht verwirrt. Irgendwie ging gerade alles sehr schnell, jedoch konnte und wollte ich mich darüber nicht beschweren.

Er legte seine eine Hand auf meine Hüfte und die andere an meine Wange, als er vorsichtig mit seiner Zunge meine Unterlippe streifte und wir den Kuss vertieften. Es prickelte wieder in mir. Das hatte es seit Jahren nicht mehr getan. Noch heftiger als die letzten Male, da ich seine Lippen so lange nicht mehr auf meinen gespürt hatte.

Meine Hände hatte ich auf seine Wangen gelegt. Seine leichten Bartansätze piekten leicht in meinen Handflächen, aber es störte mich nicht im Geringsten.

Langsam öffnete er meine Jacke und ich ließ es zu. Es war nicht das erste Mal, dass wir uns so nah waren, aber es fühlte sich anders an. Soviel besser.

Mit einem Ruck hob er mich hoch und trug mich in Richtung Schlafzimmer.

Am nächsten Morgen schloss ich vorsichtig die Badtür hinter mir und ging zum Spiegel.

Meine Haare waren unglaublich viel gewachsen. Sie gingen mir schon wieder bis knapp unter die Hüfte, dabei hatte ich sie erst vor einem knappen Jahr schneiden lassen. Ich musste sie wieder schneiden lassen und eine neue Farbe können sie auch vertragen.

Ich seufzte und stützte meine Hände am Waschbeckenrand ab. Ich war in einer Situation, in der ich nicht weiter wusste. Mal wieder.

In den letzten Jahren nach Freds Tod war es oft so gewesen. Es gab Tage, an welchen ich Stunden lang einfach an der Wand sitzend auf die gegenüber liegende starrte. Ich sagte nichts, bewegte mich nicht groß, ich sah einfach die Wand an.

Manchmal dachte ich über Erinnerungen nach, die immer und immer mehr drohten zu verblassen.

Da fiel mir etwas schlagartig auf. Ich hatte etwas vergessen, was ich mir geschworen hatte nicht zu tun. Ich vergaß Fred immer mehr.

Wage konnte ich mich noch an seine Stimme erinnern. Auch wenn George sein Zwilling war, klang seine Stimme immer etwas anders für mich.

Genauso vergaß ich seine Art. Auch diese war George sehr ähnlich, aber doch war er irgendwie ganz anders.

Das allerschlimmste war, dass ich mich nicht mehr wirklich an sein Lachen erinnern konnte. Ich wusste es einfach nicht mehr. Über drei Jahre hatte ich es nicht mehr gehört und ich wusste, dass ich es nie mehr hören konnte.

Ich sah verschwommen. Ungewollt sind Tränen in meine Augen gekrochen und suchten nun ihren Weg ins Freie. Ich begann bitterlich zu weinen.

Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden. Ich hatte es eiskalt vergessen... Er war eine der wichtigsten Personen in meinem Leben... Er war dieser andere Teil von dem großen Teil, den ich brauchte, um wunschlos glücklich zu sein.

Immer mehr Tränen strömten aus meinen Augen, als es plötzlich klopfte.

„Mary? Alles okay?", fragte George Stimme leise.

Ich schluckte meine Tränen hinunter und versuchte mit möglichst fester Stimme zu antworten: „Ja, mir geht es gut."

Die Tür ging auf, George sah mich mit hochgezogener Augenbraue fürsorglich an und flüsterte, während er sich vor mich kniete: „Du weißt, dass du mir nichts vormachen kannst, Marzia."

Die Schnappatmung setzte ein. Es schnürte mir langsam aber sicher den Sauerstoff ab.

Ich zitterte, während Tränen meine Wangen hinunterströmten und ich krächzte: „Ich hab es vergessen"

„Was hast du vergessen?", fragte George als er mir sanft über die Wange streicht. Er versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn das Chaos in seinen Augen stand.

„Ich hab sein Lachen vergessen. Ich hab vergessen wie er lacht, George.", wimmerte ich. Ich war mir im Klaren, dass er genau wusste, wen ich meinte. In mir kam die leichte Panik hoch, ihn wieder in ein Tief zu ziehen mit meinen Worten.

Er nickte und lachte kurz bevor er begann: "Es hat sich seltsam angehört. Ein bisschen wie diese Hundespielzeuge, die komisch grunzen, wenn man zu fest drauftritt."

Ich holte tief Luft und sah George kurz erstaunt an. Er hatte Recht. Er hatte verdammt nochmal Recht. Fred lachte, wie ein Hundespielzeug. Ich atmete immer noch stockend, doch nun begann ich unter Tränen leicht zu lächeln.

„Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen, als wir den einen Korridor mit Stinkbomben geflutet hatten.", lachte Fred und grunzte dabei, wie ein kleines Schwein.

George und ich begannen schließlich auch zu lachen.

So saßen wir hier den gesamten Nachmittag und schlürften gemütlich ein Butterbier nach dem anderen.

Plötzlich sah ich George tief in die Augen. Mir wurde etwas klar, was ich ihm nun einfach sagen musste.

„Du weißt, dass ich dich liebe, oder?", fragte ich. Es war egal, wie lang es her war, seit ich das letzte Mal so lieblich mit ihm gesprochen hatte, es war die Wahrheit.

George begann zu lächeln und nahm meine Hände in seine, bevor er leise flüsterte: „Du weißt, dass ich niemals damit aufhören werde, oder?"

Dusk Till Dawn|| George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt