Der eigentliche Grund

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„Irgendwann werden Fred und ich einen Laden eröffnen.", murmelte George neben mir, in wessen Armen ich lag, während wir gedankenverloren in den Himmel blickten.

Heute waren wir mal wieder zum See gegangen. George hatte sich gut eine Stunde über Snape beschwert, bevor wir endlich einmal zur Ruhe kamen.

„Was wollt ihr denn verkaufen?", fragte ich verwirrt.

„Unsere Scherzartikel.", antwortete er schlicht.

Verwundert setzte ich mich auf und starrte ihn entsetzt an. Ich war gerade einmal in meinem dritten Jahr und hatte jetzt schon genug Leute in den Krankenflügel eilen sehen, wegen irgendwelchen Scherzartikeln.

„Habt ihr vor uns alle umzubringen?"

„Natürlich, Madame.", scherzte er und zwinkerte mir zu, bevor er die Arme hinter den Kopf legte und die Augen schloss, um zu träumen.

„Es ist immer noch schön hier.", murmelte ich, als George und ich uns schließlich wieder aus der Umarmung lösten.

George sah mich, die Hände in die Hüften stemmend, skeptisch an, bevor er grinste: "Ich wusste gar nicht, dass du so gut lügen kannst. Irgendwas ist doch noch? Du wolltest sicher nicht nur herkommen, um mich anzuschreien."

Ich schluckte schwer. Er hatte Recht. Ich war nicht nur hier um ein klärendes Gespräch mit ihm zu suchen. Meine Hände, in denen ich immer noch den Brief hielt, begannen zu schwitzen.

„Der Brief ist gekommen.", murmelte ich und sah George ängstlich an.

Verwundert zog er die Augenbraune nach oben und sah mich ungläubig an. Er wusste sofort um was es ging.

Es war schließlich schon damals nicht zu übersehen, dass Lee und ich keine leiblichen Geschwister waren. Die Jordans hatten mich als Baby aufgenommen, mir aber nie erzählt, was mit meinen echten Eltern war. Eigentlich hatte es mich auch nie richtig interessiert, jedoch war ich nun schon neugierig.

„Du hast dich also dazu entschieden, den Brief mit deinem Exfreund zu öffnen?", fragte er leise, fast so, als hätte er Angst mir mit seinen Worten weh zu tun.

Ich nickte.

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber relativ schnell wieder.

Vorsichtig nahm er mir den Brief ab und deutete mir dann an, ins Nebenzimmer zu treten. Hier sah es noch düsterer aus, als im Hauptraum des Ladens.

Alles war eingestaubt, außer der kleine Tisch in mitten des Raumes. Seinem Zustand nach zu urteilen, war der Tisch aus dem Fuchsbau, denn er sah sehr alt und gebrechlich aus.

Wir setzen uns also und sagten erneut eine Weile nichts.

„Mach ihn auf.", murmelte George behutsam und legte mir vorsichtig eine Hand auf die Schulter, während er den Brief vor mir ablegte.

„Wieso tust du das?", wollte ich leicht verwirrt wissen, da wir uns schließlich nicht einmal zehn Minuten zuvor angeschrien hatten.

„Ab sofort sind wir wieder für einander da, okay? Nie wieder so etwas wie die letzten Jahre", machte er mir das Angebot, überging damit meine Frage komplett und dennoch nickte ich ohne mir die Worte noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Wir würden das schaffen. Egal wie.

Ich sah wieder auf den Umschlag. In diesen Brief sollte stehen, wer meine wahren Eltern waren.

Mit zittrigen Fingern riss ich den Brief Stück für Stück auf.

"Warte.", unterbrach ich mich selbst und schluckte schwer.

"Ich werde Lee anrufen. Er sollte dabei sein.", murmelte ich. George nickte.

Gott sei Dank, hatte ich mir eines dieser Klapphandys zugelegt und Lee sich ein Telefon, da ich ja nicht mehr sonderlich viel mit Magie am Hut hatte, in den letzten Jahren.

Nach einem kurzen Gespräch war Lee hierher appariert und wir saßen nun zu dritt vor dem Brief.

„Mom hatte mir nur erklärt, dass du den Brief erst bekommen solltest, wenn beide deiner Elternteile tot sind.", sagte Lee nervös.

Der Briefumschlag war nun vollständig aufgerissen. Hier sollten nun die entscheidende Botschaft sein.

Als ich meinen Namen laß, riss ich erschrocken die Augen auf.

„Was ist los?", fragte Lee.

„Es ist Moms Handschrift.", murmelte ich lediglich und begann dann zu lesen.

„Liebe Rowina Marzia Lupin,

ja, das ist dein richtiger Name. Lupin. Jahrelang haben wir dies vor dir geheim gehalten und dich obendrauf sogar noch angelogen. Wir hatten dich nicht aufgenommen, weil deine Eltern weg mussten, sondern weil sie tot waren. Sie starben am Ende des ersten Zaubererkrieg und das nur, weil sie sich den Todessern stellten, die auf Krampf herausfinden wollten, wo sich Harry Potter befand. Romulus und Daphne waren unglaubliche mutige Menschen und ich bin mir sicher, dass sie unglaublich stolz gewesen wären, dich aufwachsen zu sehen. Wie du vielleicht bereits erkannt hast, lässt der Name Erinnerungen in dir aufkommen, weil du bereits jemanden mit diesem Namen kennengelernt hattest. Remus Lupin. Romulus und er waren Zwillingsbrüder und Remus kannte auch die ganze Wahrheit. Wir hatten ihn nur gebeten, es dir nicht zu erzählen, da sonst schon genug Chaos um dich herum herrschte. Dein Onkel erzählte mir dennoch, dass er sehr stolz darauf war, dass wenigstens er dich in deiner Entwicklung etwas begleiten konnte, wenn auch nicht viel. Ebenso muss ich dir von deinen Geschwistern erzählen. Davon hast du nämlich noch zwei. Während du 1979 geboren und 1981 bei uns gelandet warst, wurden deine Zwillingsgeschwister Lydia und Regulus getrennt und ebenfalls bei Familien untergebracht. Leider kann ich dir ihren Aufenthaltsort nicht nennen. Ich hoffe ich habe dich hiermit nicht zu sehr überfordert.

Ich hab dich immer noch genauso lieb,

Mama."

„Krass.", murmelte Lee erstaunt und George boxte ihm dafür gegen die Brust.

„Remus war mein Onkel und der Zwillingsbruder meines toten Vaters.", stellte ich fest und blinzelte einige Male gedankenverloren.

„Ich habe einen Bruder und eine Schwester, die Zwillinge sind.", murmelte ich weiter und sah zu George.

Wieder kamen schmerzhafte Erinnerungen an seinen toten Zwilling, doch ich versuchte sie hinunterzuschlucken. Sogar Remus hatte denselben Schmerz fühlen müssen wie George, nur dass mein Onkel zusätzlich einen Verschnitt seines Zwillings die ganze Zeit vor sich sitzen hatte.

Ich ließ mich seufzend nach hinten auf dem Stuhl fallen.

Lydia und Regulus. Sie waren meine Geschwister und ich wollte sie eigentlich kennenlernen. Doch ich hatte weder Ahnung, wo die Eine, noch wo der Andere war.

Dusk Till Dawn|| George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt