Kapitel 65

1.6K 102 45
                                    

Justins Sicht:

„Ich werde es ihm heute sagen", flüsterte ich leise meiner wunderschönen Frau zu, die fleißig am Herd stand und für unsere vierköpfige Familie kochte. Jayden war jetzt seit ein paar Monaten im Kindergarten und er musste die Wahrheit erfahren, bevor wir sie immer weiter aufschoben und er es viel zu spät erfuhr. Natürlich war mir bewusst, dass er es in dem Alter noch nicht ganz verstehen konnte, aber trotzdem wollte ich es ihm sagen.

„Ich möchte dabei sein", murmelte Amélie, da sie ganz genau wusste wovon ich sprach. Wir hatten in der Vergangenheit oft darüber geredet, wann der perfekte Moment da war, um Jayden von seiner leiblichen Mutter zu erzählen.

Sie nahm den Topf von der Herdplatte, damit nichts anbrannte und ging gemeinsam mit mir nach oben in Jaydens Zimmer. Joy war zusammen mit Mikey und Tyler – seit einem Jahr ungefähr ihr Bodyguard - im Garten.
„Mein Großer, hast du kurz Zeit? Mommy und Daddy müssen mit dir reden", hauchte ich leise. Ich wollte das Sprechen übernehmen, immerhin war ich sein einziges leibliches Elternteil. Jayden nickte grinsend und hüpfte auf sein Bett. Ich zog ihn auf meinen Schoß, nachdem ich mich ebenfalls hingesetzt hatte. Amélie blieb an Ort und Stelle stehen und anhand ihrer zitternden Hände erkannte ich wie nervös sie war.

„Nun mein Schatz... Du bist in einem Alter, in dem du hoffentlich verstehst, was ich dir jetzt sage... Du weißt doch, dass Mommy dich über alles liebt, oder?"
Jayden nickte und schaute Amélie mit großen Augen an.

„Amélie wird für dich auch immer deine Mommy bleiben, aber es gab mal eine andere Frau mit der Daddy zusammen war. Sie hieß Jamie und auch sie hat dich sehr geliebt, obwohl sie dich nie kennenlernen konnte. Jamie hat dich zur Welt gebracht, mein Großer, aber sie ist verstorben und lebt jetzt im Himmel. Amélie ist nicht deine richtige Mutter, aber deine Mum wollte, dass Amélie die Rolle als Mommy übernimmt."

Jayden sah mich verwirrt an und ich holte mein Handy heraus, auf dem ich einige Bilder von Jamie hatte. Während ihrer Schwangerschaft, aber auch gemeinsame Bilder von ihr und mir.

„Das ist deine richtige Mommy, aber leider lebt sie im Himmel."

„Mommy", murmelte Jayden und deutete auf Amélie.
„Ja, das wird für dich immer deine Mommy sein", sagte ich schließlich. „Irgendwann wirst du es besser verstehen, Schatz."

Amélie kam zu uns und küsste Jayden auf die Stirn.

„Ich werde dich immer lieben, mein Großer. So sehr, wie Jamie dich geliebt hätte", flüsterte Amélie leise. Jayden brauchte einige Tage um es wirklich zu verstehen und er fragte immer wieder nach, wieso seine richtige Mutter nicht mehr hier war und wieso Amélie seine Mutter war. Ich erklärte es ihm, so gut ich konnte.

„Er wird es irgendwann verstehen", versicherte Amélie mir.
„Ich weiß. Ich liebe dich, Amélie."

„Ich liebe dich auch, Justin."

Amélies Sicht:

„Verschwinde aus diesem Zimmer und wage es nicht, dich meiner Tochter noch einmal zu nähern!", zischte ich wütend. Ich fragte mich, wie er an Evert vorbeigekommen war, aber offenbar holte der sich gerade einen Kaffee. Ich wünschte mir in diesem Moment einfach nur Justin hierher, denn der würde dafür sorgen, dass Tyler sich von mir und Joy fernhielt. Stattdessen lag Tylers Hand immer noch auf meiner Schulter. Er atmete tief ein und aus, schaute mich schuldbewusst an und verzog schmerzhaft sein Gesicht, weil die Wunde über seiner Augenbraue wieder aufgegangen war.

Außerdem war sein linkes Auge blau, seine Lippe war aufgeplatzt und geschwollen. Justin hatte ihn übel zugerichtet.

„Ist es möglich, dass wir uns wie zwei erwachsene Menschen unterhalten?", fragte Tyler leise und seine Stimme hörte sich so sanft und lieblich an. „Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe und das Joy meinetwegen hier liegt."

Life is like a book. (LILAD #2)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant