18. Kapitel

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Das Abendessen mit meiner Familie verlief erstaunlicher Weise sehr ruhig. Glenda und Lady Arista waren zu meinem Glück in der Oper, Charlotte bei einem Freund und so hatte ich den angenehmen Teil meiner Familie für mich. So konnte ich ihnen von meiner Schwangerschaft erzählen, ohne dass ich mit Kommentaren von meiner liebreizenden Tante oder Cousine rechnen musste. Alles in allem fassten sie die Nachricht sehr gut auf.
Tante Maddy fing vor Freude an zu weinen. Am liebsten wäre sie morgen schon mit mir in das nächst beste Möbelhaus gefahren um für das kleine ein Zimmer einrichten zu können. Doch da ich arbeiten musste und es noch ein wenig früh für solche Aktivitäten fand, versprach ich ihr, ein anderes Mal Möbel kaufen zu gehen.
Caroline freute sich ebenfalls und bot mir an, wenn das kleine geboren war, ab und zu babysitten zu können. Caroline hatte Babys schon immer geliebt und war früher oft traurig, dass sie nur ältere Geschwister hatte und keine kleineren, mit denen sie spielen konnte.
Nick freute sich zwar, fand aber, dass ich mit meinen fünfundzwanzig eindeutig noch etwas jung war. Ich gab ihm Recht, jedoch hatte ich mir ja nicht ausgesucht, in diesem Alter schon schwanger zu werden.
Nach dem Essen schaute ich noch ein paar folgen »Friends«, Carolines Lieblings Serie, mit meiner Schwester. Passender weise war Rachel gerade ungewollt schwanger von Ross.
Als ich müde wurde, verabschiedete ich mich von den anderen - Mum hatte mir angeboten in meinem alten Zimmer zu schlafen, jedoch lehnte ich dankend ab - und machte mich auf den Weg.

Die Ablenkung den Tag über hatte mich vollkommen mein kleines, von Gideon gebrochenes Herz vergessen lassen. Doch kaum saß ich im Bus auf dem Weg nach Hause fing ich an, wieder über ihn nachzudenken. Ich hatte höllische Angst, ihm im Flur zu begegnen und mit ihm reden zu müssen. Ich merkte, wie mir langsam wieder Tränen in die Augen stiegen und steckte um mich abzulenken meine Kopfhörer in die Ohren und drehte Musik meiner Lieblingsband, Bon Jovi, auf. Zwar liefen mir nach einer weile noch immer Tränen aus den Augen, jedoch lies mich Jon Bon Jovi's wundervolle Stimme und der Klang von »Bed of Roses« den Schmerz ausblenden.
Eine halbe Stunde später, ich war mittlerweile bei »Bad Medicine« angekommen, stieg ich aus dem Bus und lief die letzten zwei Querstraßen zu meiner Wohnung. Ich schloss die Haustür auf und lief die Treppen nach oben in den obersten Stock. Gerade, als ich die letzten paar Stufen vor mir hatte, sah ich, wie sich Gideons Tür öffnete. Mein Herz sackte mit in die Hose und fing an, unendlich viel schneller zu schlagen. Hoffentlich hatte er mich noch nicht gesehen und ich würde es unbemerkt in meine Wohnung schaffen.
Eine Frau mit roten, langen Haaren stand in der Tür und gab Gideon zum Abschied einen Kuss. Wieder standen mir die Tränen in den Augen. Die Frau verließ nun nach ein paar Sekunden die Wohnung und ich konnte einen genaueren Blick auf die werfen. Es war keine andere, als meine wundervolle Cousine Charlotte.
Zu den Tränen kam jetzt auch noch Wut. Ich war wütend auf Gideon und Charlotte. Schnell, bevor die Türe hinter Charlotte zufallen konnte, stellte ich meinen Fuß dazwischen. Am liebsten hätte ich Charlotte geschlagen, doch dann wäre die Tür unerreichbar gewesen.
"Gwendolyn", fing Gideon an. "Was machst du denn", er konnte nicht fertig sprechen, da ich ihm eine schellende Backpfeife verpasst hatte.
"Ich kann das erklären", setze er erneut an. Diesmal lies ich ihn ausreden. "Weißt du, unser Kuss hat mir wirklich etwas bedeutet. Doch ich hatte Angst, dass dir das alles etwas zu schnell gehen würde. Du hast dich vor kurzem erst von deinem Freund getrennt, bist gerade erst in London angekommen und so weiter. Ich wollte nichts überstürzen, was ich ja anscheinend auch nicht getan hatte."
Ich nickte bestätigend. "Und das mit Charlotte?"
"Ihr kennt euch?"
"Sie ist meine Cousine. Hat sie sich nie bei dir über ihre schrecklich dumme, tollpatschige und was weiß ich noch was Cousine beschwert?", fragte ich ihn erstaunt.
"Doch, das hat sie. Jedoch hatte ich nie gedacht, dass sie dich dabei meinte. Und jetzt zurück zum Thema. Charlotte und ich sind schon lange miteinander befreundet. Jedoch probiert sie es auch schon eine Ewigkeit aus dieser Freundschaft mehr zu machen. Dass ich daran nicht interessiert bin, versteht sie einfach nicht." Er machte eine Pause, bevor er weiter sprach. "Es tut mir beides schrecklich leid."
"Für Charlotte musst du dich nicht entschuldigen. Das kann sie ruhig selbst erledigen. Aber vielen Dank für die Erklärung."
Er wirkte erleichtert. "Ich hab mich einfach total daneben benommen und wünschte, ich könnte das ganze wieder rückgängig machen." Er sah mich fragend an. "Oder, dass wir noch einmal ganz von vorne anfangen könnten. Wenn das ganze für dich okay ist."
Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln. "Lass mir dafür bitte etwas Zeit, okay?"
Gideon nickte und lächelte leicht zurück. "Wann immer du bereit bist."

Life hates herWo Geschichten leben. Entdecke jetzt