34. Kapitel

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Kaum hatte ich den Tisch auf Gideons und meiner gemeinsamen Dachterrasse gedeckt, kam Gideon auch schon mit einer Schüssel köstlich riechendem Gemüse und Reis dazu. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Gideon und ich setzten uns an den Tisch und nahmen uns etwas zu Essen.

„Möchtest du ein Glas Wein dazu haben?", fragte ich Gideon. „Im Kühlschrank steht seit ein paar Tagen eine offene Flasche von Leslie und Raphael, die sie hier vergessen haben, und ich finde es zu schade den Wein wegkippen zu müssen."

Gideon schüttelte mit dem Kopf. „Nein danke", antwortete er. „Der Whiskey vorgestern war eindeutig zu viel." Gideon machte eine kurze Pause. „Ich weiß nicht wie viel du von deinem Wohnzimmer aus sehen konntest, aber ich habe an dem Abend die gesamte Flasche ausgetrunken." Er guckte beschämt auf sein Essen.

„Einen Versuch war es auf jeden Fall wert, ich frage morgen noch mal Caroline und Nick, ob sie etwas davon haben wollen." Auf den Whiskey wollte ich lieber nicht eingehen, noch immer hatte ich Angst vor dem geplanten Gespräch über uns und das Baby. Am liebsten hätte ich es gehabt, wenn einfach alles so bleiben konnte, wie es jetzt war. Gideon und ich glücklich zusammen, endlich als richtiges Paar. Doch spätestens, wenn das Baby geboren wurde, würde sich eh alles wieder auf den Kopf stellen. So wie mich mein Leben in den letzten Monaten immer wieder überrascht hatte, würde es wahrscheinlich schon vorher passieren.

Wir fingen an zu essen. Wie alles, was Gideon in der Küche zauberte, schmeckte auch seine asiatische Gemüsepfanne wundervoll. Selbst die Möhren, von welchen ich normalerweise kein großer Fan war, gefielen mir. Die meiste Zeit während des Essens verbrachte Gideon damit, mir von seinem Tag zu erzählen. Ich saß ihm schweigend in mein Gemüse vertieft gegenüber. Nur zwischendurch stimmte ich Gideon zu oder beantwortete eine Frage, die er mir gestellt hatte. Ich hatte ganz vergessen, wie hungrig ich war.

„Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte mich Gideon, als wir fertig gegessen hatten. „Du wars für deine Verhältnisse sehr still, beim Kochen und am Telefon mit deiner Schwester konntest du doch auch kaum aufhören zu sprechen."

„Keine Sorge, es ist alles gut. Ich war nur unglaublich hungrig." Dass ich wieder angefangen hatte, nervös zu werden, sagte ich lieber nicht. Ich wollte Gideon nicht auch noch beunruhigen.

„Hat dein Magen denn auch noch Platz für Nachtisch?", Gideon sah mich lächelnd an und stapelte meinen leeren Teller auf seinen. „Ich hatte beim Kühlschrankeinräumen Eis in deinem Gefrierfach gesehen. Ich glaube nach all dem gesunden Essen hast du dir auch etwas Süßes verdient."

Ich lachte kurz. „Du hast eindeutig den falschen Eindruck von meinem Essverhalten. Irgendwie erwischst du mich immer dann, wenn mein Kühlschrank leer ist oder ich Pizza bestelle, da ich zu müde zum Kochen bin."

„Oder alle drei", auch Gideon lachte nun. „Ich bringe die Sachen kurz in die Küche und hole uns dann ein Eis, okay? Spülen können wir später immer noch, jetzt sollten wir erstmal das gute Wetter genießen." Ich war erstaunt. So sauber und ordentlich, wie Gideons Wohnung immer war, hätte ich nicht gedacht, dass es für ihn die Worte spülen und später in Kombination gab.

„Sehr gerne. Aber so viel, wie du beim Kochen gemacht hast, kann ich auch das Spülen übernehmen."

„Eine Prinzessin, die ihr eigenes Geschirr spülen kann? Sowas gibt es?", Gideon sah mich herausfordernd an.

„Du wirst schon sehen, auch ich kann ordentlich sein."

Gideon nahm das dreckige Geschirr und ging in meine Wohnung. Kurze Zeit später stand er mit zwei großen Schalen Schokoladeneis wieder auf der Terrasse. Er stellte die Schalen auf dem Tisch ab, setzte sich wieder und sah mich ernst an. „Ich wollte das beim Essen eigentlich schon angesprochen haben, aber du hattest mir ein wenig das Gefühl gegeben, dass etwas nicht in Ordnung sei." Gideon pausierte. „Wie genau stellst du dir die ganze Situation mit dem Baby vor, wenn es einmal da ist?"

Life hates herWhere stories live. Discover now