(22) The Christmas - Game [Destiel] ; [Sambriel]

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"... und dann zieht jeder einen der Zettel und beschenkt denjenigen, den er gezogen hat."
Ihr Chef hatte ihnen gerade erklärt, was Wichteln war. Dean fand zwar, es wäre eine süße Idee,  aber auch etwas kindisch. Immerhin mussten alle daran teilnehmen und jeder sollte sich was 'Besonderes' ausdenken. Dabei kannte der Winchester seine Mitarbeiter nicht einmal richtig. Einige hatte er sogar noch nie zu Gesicht bekommen. Die meisten aus den anderen Abteilungen zum Beispiel. Ihren Boss, Chuck Shurley, störte das natürlich nicht im Geringsten. Der freute sich einfach nur wie ein kleines Kind auf das Geschenk, das jemand ihm machen würde.
"Jeder einen Zettel."
Shurley hielt einen riesigen Beutel hoch. Dean klappte der Mund auf. Hatte er gestern die Namen aller Mitarbeiter aufgeschrieben? Wie viele waren das überhaupt? Zweihundert? Wie viel Freizeit hatte dieser Kerl?! Die Chance, dass Dean jemanden zog, den er kannte oder je gesehen hatte, war fast gleich null. Er kannte nur seinen Bruder, Sam, der im Stockwerk unter ihm arbeitete, dessen festen Freund Gabriel, der auch dort war und den Boss selbst. Bei Sams Glück würden er und Gabriel bestimmt einander ziehen.
"Na los, Dean", wurde er aus den Gedanken gerissen. Chuck stand mit dem Beutel vor ihm und lächelte aufmunternd.
"Selbst wenn es mit der Auswahl des Geschenks total in die Hose gehen sollte, besitzt jeder hier noch so viel Anstand und Niveau, um nicht die ganze Zeit beleidigt oder enttäuscht drein zu blicken", flüsterte er.
DAS HILFT NICHT, SHURLEY! Dean verdrehte seufzend die Augen und griff ganz tief hinein. Seine Hand grub sich an vielen kleinen Schnipseln vorbei, bis ihm schließlich einer zwischen den Fingern blieb. Er zog ihn heraus und faltete ihn auseinander.

CASTIEL NOVAK

Wer war das überhaupt? Dean sah sich um. Jeder der Männer, die er sah, konnte dieser Castiel sein. Was war das eigentlich für'n Name? Dean suchte einige Minuten, bis er Sam und Gabe in der Menge fand. Letzterer arbeitete schon länger hier. Vielleicht wusste er, wer Castiel war. Da sah Dean ihn. Diesen seltsamen Typen, der ihn immerzu anstarrte, wenn er ihn sah. Der war fast schon wie ein Stalker. Ein kleiner, tollpatschiger, naiver Stalker. Dean wusste nicht einmal, wie er hieß. Er selbst nannte ihn immer den Trenchcoat-Typi. Dean verscheuchte den Gedanken und lief zu Sam und Gabriel. Die Gesichtsausdrücke der beiden bestätigten seine Theorie.
"Hey, ihr zwei. Habt ihr schon mal von dem gehört?"
Falls nicht, würde Dean einfach Kuchen kaufen. Jeder mochte Kuchen. Jeder LIEBTE Kuchen. Immer und überall. Kuchen war super und würde es immer sein.
Gabe warf einen Blick auf seine Hand.
"Castiel? Ja, den kenn' ich. Guter Junge. Ist in der Abteilung über dir. Versucht immer alles richtig zu machen. Ob er's hinkriegt, is' noch mal so'ne Sache. Da hinten steht er. Kannst ihn nicht verfehlen. Is der da, im Trenchcoat."
Dean hätte am liebsten mit dem Kopf gegen eine Wand gehauen. Der. Ausgerechnet der. Der dunkelhaarige Kerl mit den meeresblauen Augen und dem Drang, den Winchester ständig anzustarren. Er schaute unauffällig zu ihm hinüber. Der junge Mann schien sehr glücklich über sein Los zu sein. War der in jemanden verknallt und hatte diese gezogen? Und selbst wenn, Dean konnte sich nicht vorstellen, dass der was von Liebe verstand. Oder kannte er denjenigen und wusste, was er ihm schenken konnte. Das brachte Dean zum wichtigsten Thema. Was in drei Teufels Namen sollte er dem Novak schenken? Ein Fernglas?
Dean betrachtete ihn weiterhin. Castiel unterhielt sich mit niemandem und stand auch eher abseits seiner Abteilungsgruppe, er war wohl eher ein Einzelgänger. Das machte die Sache auch nicht leichter. Sollte er ihn fragen und so tun, als würde er sich für jemand anderen erkundigen? Aber warum sollte jemand ihn bitten, Castiel zu fragen? War vielleicht jemandem aufgefallen, dass er ihn immer anstarrte?
Er bekam Kopfweh.

Nach einiger Zeit verschwanden alle wieder an ihre Arbeitsplätze, auch Dean. Er drängelte sich wie alle anderen Treppe für Treppe nach oben. Er bemerkte Castiel, der paar Schritte von ihm entfernt war.
Wie soll ich das anstellen?, säuselte Dean im Gedanken. Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Geräusch. Der Feueralarm. Klar, es war für heute eine Übung angesagt worden. Castiel schien es vergessen zu haben, denn er atmete schwer und ungleichmäßig, versuchte aber, sich zu beruhigen. Er flitzte so schnell am Winchester vorbei, dass dieser es zunächst gar nicht bemerkte. Jetzt fiel etwas aus seiner Tasche. Dean hob es instinktiv auf und erhob sich wieder, doch der Trenchcoat-Typi war schon weg. Dieser vergessliche Angsthase. Er beschloss, es ihm erst nach der Übung wiederzugeben. Was war es überhaupt? Eine Art Notizbuch. Dean konnte nicht anders. Er suchte sich einen einsamen, ruhigen Ort und schlug das kleine braune Buch auf.

Skizzenbuch

Der Kerl zeichnete. Gut zu wissen. Brachte Dean schon einen guten Schritt weiter. Er blätterte ein wenig. Die meisten der ersten Zeichnungen waren Engel. Kleine, große, fertig und skizziert. Der Mann war wirklich dezent seltsam. Dean blätterte zur nächsten Seite.
"Was zum...!!!"
Das war er. Eine Zeichnung von ihm selbst, Dean Winchester. Was hatte so was von ihm im Anzug in Cas' Heft verloren? Oder hatte das mit dem Stalken zu tun? Er ging zur nächsten Seite. Für das, was er dort fand, gab es keine Worte. Es war er als Engel. Er! Als Engel! Und mit nacktem Oberkörper. Was für ein...
Irgendwie weigerte sich Deans Gehirn, Castiel als Perversling einzustufen. Er wirkte einfach nicht wie einer. Und außerdem hatte er Dean ja nicht abgezeichnet, sondern es sich ausgedacht. Sprach das aber für oder gegen ihn? Dean konnte sich nicht helfen. Er fand es irgendwie süß. Jetzt war klar, dass Castiel sich in ihn verknallt hatte. Spätestens, weil neben dem Dean-Engel-Bild Crush stand.

"Hey, Dean. Da bist du ja."
Erschrocken schlug dieser das Notizbuch zu, als er Sams Stimme hörte.
"Alter, wo bist du gewesen? Shurley wollte die Feuerwehr ein wenig ärgern und hat sich aus seinem Büro holen lassen. Dann musste er durch's Fenster, ist aber an irgendwas hängen geblieben. Haben selten so gelacht."
"Hab ich gemerkt."
Sie hatten immer noch Tränen im Gesicht vor Lachen.

Zurück am Schreibtisch bewahrte Dean das Buch bis zum Feierabend in einer Schublade auf. Er war der erste, der das Gebäude verließ. Vor dem Eingang wartete er dann auf Castiel. Und tatsächlich kam dieser Minuten später. Wie sollte er ihn denn ansprechen? Und warum überlegte er sich das erst jetzt?!
"Hey, Cas."
Er drehte sich um und wurde bei seinem Anblick rot. Und es schien sich nur zu verstärken, als er das Buch sah, denn er brachte kein Wort heraus.
Dean räusperte sich.
"Das haben Sie heute im Treppenhaus fallen lassen. Keine Sorge,alles noch heil."
Wie auch die Male zuvor starrte Castiel ihn nur an. Diesmal jedoch wusste er, warum, und lächelte nur zurück.
"...I... i...ich...äh... ich...danke Ihnen."
"Kein Problem."
Dean gab es ihm, klopfte ihm auf die Schulter und ging.

Cas' Gedanken während der Berührung :
Alles vergeht wie in Zeitlupe, ein babyrosa Himmel mit weißen Wolken um Dean herum und über ihm ein Regenbogen.

Dean hörte noch wie Castiel einen erleichterten Seufzer von sich gab, als hätte er gerade eine mündliche Prüfung hinter sich und hätte kläglich versagt.
"Oh... E...Entschuldigen Sie... Dean!"
Der Winchester drehte sich um. Vor ein paar Stunden hätte er sich noch gewundert, woher er seinen Namen kannte.
"Ja?"
"Haben... Sie vielleicht hineingesehen? Eventuell. Also... ich meine..."
Er schüttelte den Kopf.
"Nein. Es geht mich ja wohl kaum etwas an, oder?" Gut geflunkert, Dean, toll, dachte er.
"Na... natürlich. Klar. Geht Sie nichts an. Stimmt. War aber nicht... böse gemeint."
Er eilte zügig zur Ampel.
Dean wusste ganz genau, was er Cas schenken wollte.

Am zweiundzwanzigsten Dezember war es dann soweit. Eigentlich sollte Dean Cas das Geschenk irgendwie unterjubeln. Er tat so was Ähnliches. Während alle ihre Geschenke nach und nach bekamen, fand Castiel zu Ende des Tages nur einen Zettel in seiner Jackentasche. Ort und Zeit standen darauf.
Einige Stunden danach fand Castiel sich auf einem Weihnachtsmarkt wieder. Vor der Schlittschuhbahn, hieß es auf dem Zettel.
"Na, Cas?"
Wieder erkannte er Dean an der Stimme und errötete. Warum war er denn auch hier? Hier sollte doch der Wichtel...
"Hallo Dean. Ich... warte hier auf jemanden."
Er kam ganz nahe an ihn heran.
"Ich weiß. Und wissen Sie, woher?"
Castiels Herz spielte Schlagzeug. So nahe war er seinem Schwarm noch nue gewesen. Er schüttelte den Kopf.
"Weil Sie auf mich warten, Sie Intelligenzbestie."
Cas' Herz machte einen Satz. Für einen Moment durchdrang ihn ein unbeschreibliches Glücksgefühl.
"Ist... das Ihr Ernst?"
Dean grinste selbstzufrieden. Die Überraschung war auf jeden Fall gelungen.
"Klar. Aber möchten Sie mir nicht erst etwas Wichtiges sagen, Castiel?"
"Ich... äh... was meinen Sie?"
"Schade... Na dann, Schlittschuhe anziehen!"
"Sekunde mal, was haben Sie gemeint?"
Dean zuckte die Achseln.
"Keinen Schimmer. Wenn Sie's nicht wissen, weiß ich's auch nicht."
Wusste Dean es etwa? Nein, woher denn?, überlegte Cas, Aber was, wenn er das meinte?
Er kratzte all den Mut zusammen, den er in sich nur irgendwie finden konnte, trat nach vorn auf die Zehenspitzen und küsste Dean. Es waren nur einige Sekunden, doch es waren die schönsten bisher.
Als sie sich voneinander lösten, grinste Dean ihn an.
"Na siehst'e? Klappt doch prima. So und jetzt Alkohol, Kuchen und Schlittschuh."
"Woher hast du das gewusst?"
"Der Kuchen? Du bist mein Wichtel, hast mich aber heute früh nicht gefunden, also hast du ihn wieder mitgenommen und vergessen, ihn aus deiner Tasche zu holen."
"Nein, ich mein' das andere."
"Du bist nicht halb so ausdruckslos, wie du vielleicht glaubst. Also?"
"Kuchen, Alkohol und Schlittschuh. Klingt prima."
Dean nahm zwei Glühweintassen, die er vorher bestellt hatte.
"Auf einen schönen Abend, Castiel Novak."

A Supernatural Love >>SPN Oneshots << [FINISHED]Where stories live. Discover now