Der Shinigami - ein mutmaßlicher Stalker?

235 19 2
                                    

  -Mias Sicht-   

Es begann alles an einem ganz normalen Mittwochnachmittag. Jedenfalls dachten wir, er wäre normal. Allerdings überzeugte man uns vom Gegenteil...  

Es war 15:00 Uhr und meine beste Freundin Annie und Ich bummelten durch die Innenstadt, um uns nach einem anstrengenden Schultag irgendwie abzureagieren. Die Sonne schien und es war ziemlich warm für den April. Aber mich sollte das nicht stören. Ich liebte die Hitze. Ganz im Gegensatz zu Annie, die abgrundtief den Winter und Schnee vergötterte. Bei den kältesten Temperaturen sah man sie noch in einem einfachen Top herumlaufen.  

Annie und Ich liefen also gelassen durch die Straßen und hielten irgendwann vor einem Buchladen. Wir warteten schon eine Ewigkeit darauf, uns endlich neue Mangas kaufen zu können.
Ich wusste sofort, was ich mir kaufen wollte. Den neuesten Band von Attack on Titan. Annie konnte nicht verstehen, warum ich diesen Manga so liebte. Kunstbanausin.
Meine beste Freundin wiederum verbrachte erst einmal eine halbe Stunde damit, den richtigen Manga zu finden.
"Der neue Band von Soul Eater...oder vielleicht probier ich mal Judge aus...Allerdings klingt Black Butler auch sehr interessant...Ach Mia, was soll ich nur tun?!", verzweifelt blickte sie mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern.
"Kauf doch einfach alle...". Damit wäre das Problem gelöst.
"Ich hab nicht genug Geld für alle...ach scheiß drauf, ich nehm' einfach Judge. Oder nein, doch Soul Eater! Oh warte, der da sieht cool aus...".
"Verdammt, jetzt nimm einfach Soul Eater und Schluss!".
Das war ja kaum auszuhalten! Ich musste ein wenig schmunzeln. Annie war schon eine Nummer für sich, aber es machte unglaublich viel Spaß, Zeit mit ihr zu verbringen. Ihre positive Art steckte einen irgendwie immer wieder an.  

Somit war es beschlossen. Sie kaufte den neuen Band von Soul Eater. Sie hätte sich eh nicht getraut, mir zu widersprechen.
Auf dem Heimweg blätterte sie schon ein wenig verträumt in dem Buch herum.
Plötzlich stoppte sie.
"Du Mia?"
"Hm?"
"Weißt du, was ich schon immer mal ausprobieren wollte?"
"Bitte sag mir nicht, du willst herausfinden, wie viele Essstäbchen in deine Nase passen..."
"Nein, wieso denkst du so etwas immer von mir...?"
Da fragte sie noch. Ich war schon einige Merkwürdigkeiten von ihr gewöhnt. Bei dem Gedanken daran, musste ich kurz auflachen, was mir einen verwirrten Blick seitens Annie einbrachte.
"Wie auch immer...Was willst du denn unbedingt ausprobieren?"  

 "Ich wollte schon immer einmal den Shinigami anrufen...".
Bitte was?
"Annie!" Ich musste laut auflachen.
"Der Shinigami ist eine fiktive Figur, glaubst du wirklich, das würde funktionieren?".
Ein wenig entgeistert sah ich sie an.
"Naja, einen Versuch ist es ja wert. Wenn es nicht klappt, darfst du mich gerne auslachen!".
"Okay, Deal. Versuch es!", antwortete ich schmunzelnd.
Annie trat an das Schaufenster eines leerstehenden Geschäftsraumes, hauchte die Scheibe kurz an und schrieb dann die Nummer das Totengottes dort hin.
Wir warteten. 30 Sekunden. Eine Minute.
Fünf Minuten vergingen.
Ich seufzte und wollte mich gerade abwenden, als sich auf einmal Wellen über das Glas zogen und eine Gestalt vor uns erschien. Ungläubig riss ich die Augen auf.   

"Hallöle, meine Lieben! Was kann ich denn für euch tun?".
Das konnte doch nur ein Traum sein.
Dort stand der wahrhaft echte Shinigami-sama vor uns und winkte uns fröhlich zu.
Annies Blick drückte hervorragend aus, dass sie die Welt nicht mehr verstand.
"Ehm, hallo? Dürfte ich erfahren, warum ihr angerufen habt?". Der Shinigami war sichtlich verwirrt, ebenso wie wir. Er dürfte doch überhaupt nicht existieren, wie konnte das möglich sein? Und außerdem...konnten wir ihm schlecht sagen, dass wir seine Nummer nur aus Spaß gewählt hätten, was allerdings die Wahrheit war.
Dem Shinigami wurde unser Schweigen bald zu bunt.
"Wenn ihr mir nichts zu sagen habt, dann ruft mich nicht an!", meinte er genervt und war kurz davor, die Verbindung zu beenden.
"Nein! Stop, Shinigami-sama! Wir wollen uns an der Shibusen einschreiben!".
Und zum zweiten Mal an diesem Tag: Bitte was? Entsetzt sah ich meine beste Freundin, die gerade diese irrsinnigen Worte von sich gegeben hat, an. Was zum Teufel redete sie denn da? Wir waren weder Waffe noch Meister. Das konnte doch nicht gut gehen...

"Ach, warum sagt ihr das denn nicht gleich! Lasst mich kurz überlegen...".
Der Shinigami legte einen seiner riesigen Finger an sein Kinn, wenn man das Kinn nennen konnte. Hatte er überhaupt ein Kinn?
"Na schön, ihr seid angenommen! Nein Moment! Ich möchte vorher mit euch reden, bevor ich mich endgültig entscheide!".
Annie entfuhr ein freudiges "Fuck yeah!", aber ich stieß ihr nur meinen Ellenbogen in die Seite. "Was soll das bitte?", flüsterte ich ihr zu, während ich sie mit einem Todesblick strafte.
"Ach Mia...ich dachte immer du wärst die Schlauere von uns beiden. Denk doch mal nach...Ob wir nicht doch Waffe und/oder Meister sind, wissen wir ja gar nicht. Und außerdem haben wir die Chance, endlich unsere Helden kennenzulernen!". Konnte ich in ihren Augen so etwas wie kleine Sternchen funkeln sehen?
Seufzend nickte ich nur.
"Gut, dann sind wir uns ja einig". Annie grinste mich schelmisch an. Ich verdrehte nur die Augen, konnte mir ein Grinsen dann aber auch nicht verkneifen.
"Also ihr Lieben, ich schicke euch morgen gegen 10 Uhr jemanden vorbei, der euch abholen wird. Seid vorbereitet! Tüdelü~". Der Shinigami legte auf.
Annie zog mich auf einmal in eine stürmische Umarmung und langsam realisierte ich, wo wir uns gerade hineingeritten hatten.
Wir würden nach Death City gehen. An der Shibusen lernen. Die Soul Eater-Charaktere kennenlernen. Der Traum eines jeden Fan-Girls. Und wir würden ihn leben können.   

"Ist das nicht toll?!", rief Annie begeistert.
"Ja schon...weiß der Shinigami überhaupt, dass wir morgen um 10 Uhr in der Schule sind...?".
"Na klar weiß der das. Der hat doch überall seine Spiegelchen, da kann er doch alles beobachten, du Dummkopf! Vertrauen wir ihm einfach". Mit diesen Worten zwinkerte Annie mir zu und klopfte mir kurz auf die Schulter.
Sehr schön. Die Unsicherheit war etwas verflogen, doch jetzt hatte ich ganz andere Sorgen. Er konnte durch die Spiegel gucken. Wann immer er wollte. Wenn ich nach Hause komme, wollte ich zuerst einmal ALLE Spiegel in der Wohnung abdecken. Man sollte immer auf Nummer Sicher gehen. Sonst könnte ich die Nacht keine Augen zu tun, aus Angst, er würde mich beobachten. Stalker.
"Alles in Ordnung?" Annie sah mich überrascht an. Sie musste meinen angsterfüllten Blick bemerkt haben.
"Jaja, bin nur etwas müde. Wir sollten Heim gehen und uns vorbereiten, morgen dürfte ein anstrengender Tag werden...".
"Gute Idee! Na dann, du alte Schachtel, bis morgen!".
Alte Schachtel, nur weil ich ein Jahr älter war als sie...? Pff.
Ich winkte ihr zum Abschluss. Zuhause angekommen verdeckte ich tatsächlich alle Spiegel. Es schien absurd, dass er wirklich so ein Stalker wäre...aber man konnte nie sicher sein...  



Ja, wir sind süß, aber voll psycho!Where stories live. Discover now