Den ersten Eindruck versaut - oder doch nicht?

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Annie und Mia sind nun in ihren jeweiligen Wohnungen und bereiten sich auf ihre Abreise nach Death City vor.

BEI ANNIE

Ich konnte es wirklich gar nicht erwarten, endlich aus diesem Kaff zu entkommen! Bis auf ein paar Freunden und selbstverständlich Mia gab es nichts, absolut nichts, was mir sonderlich wichtig war und mich hier hielt. Eltern hatte ich nicht, ich wuchs von klein auf im Heim auf. Sobald ich alt genug war, bin ich aus dem Heim raus und in eine kleine Einzimmerwohnung gezogen. Alles Teil von betreutem Wohnen für Jugendliche. Und ehrlich gesagt war ich mehr als zufrieden damit. Im Kinderheim gingen mir die ganzen kleineren Kinder durchgehend auf den Geist. Entweder sie zerstörten deine Sachen oder sie zerstörten ihre eigenen und beschuldigten dich. Vom Geräuschpegel in dem Haus mal ganz abgesehen. Auch wenn man es von mir vermutlich nicht erwartet, von zu Zeit kommt mir eine ruhige Umgebung sehr gelegen.

Grinsend zog ich einen schwarzen Rucksack aus meiner Kommode und begann diesen zu packen. Was sich als schwieriger herausstellte, als ich es mir vorgestellt hatte. Wie sollte ich mich bitte bei all meinen Kleidungsstücken für nur ein paar entscheiden?! Ein genervtes Seufzen entfuhr mir. Bei den wenig Kleidungsstücken, die wir mitnehmen konnten, würde man mich am ersten Tag in Death City wohl zum Shoppen schleppen. Wie ich Shopping verabscheute. Enge, übertrieben nach Parfüm riechende Läden, aufdringliche Verkäuferinnen und das ständige An- und Ausziehen waren nichts für mich. Es lebe das Online-Shopping! Aber zurück zum Packen. Ein Paar Schuhe sollten fürs erste reichen. Dann noch ein paar bequeme Klamotten.

Nicht zu vergessen: meine DVD-Sammlung. Diese bestand hauptsächlich aus diversen blutigen Horrorfilmen. Und Titanic.

Ein paar Süßigkeiten (niemand konnte wissen, wie die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Süßigkeiten in Death City aussah!).

Meine Musikbox. Ja, mir war wohl bewusst, dass Mia mich umbringen würde, wenn die Musik auch nur ansatzweise Zimmerlautstärke überschreiten sollte. Aber das war es mir wert, fight me, Mia!

Mein geliebtes Nietenarmband.

Ein paar Videospiele (ich hoffte, dass dort irgendjemand eine PS4 hatte, beziehungsweise dass ich meine später holen konnte).

Und selbstverständlich noch ein paar Dinge des täglichen Kosmetik-Bedarfs.

Kurz überlegte ich, das ein oder andere Buch mitzunehmen, allerdings war mein Rucksack bereits komplett gefüllt und ich hatte ernsthafte Probleme, ihn zu schließen. Ach, Mia würde schon brauchbaren Lesestoff mitbringen. Wobei...wahrscheinlich brachte sie überwiegend Psychologie-Bücher mit nach Death City.

Zufrieden mit meinen Packkünsten schulterte ich mein Gepäckstück und verließ mein kleines Appartement. Auf Nimmerwiedersehen, altes Leben! Du kannst mich mal!

BEI MIA

Nun war es also soweit. Annie und Ich, wir würden tatsächlich unser altes Leben hinter uns lassen, wir würden nach Death City gehen und ganz von vorn anfangen.

Neustart.

Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich daran dachte, wen ich hier alles zurücklassen musste. Die Freunde aus der Schule. Ich verbrachte zwar den Großteil meiner Zeit mit Annie, aber dennoch gab es viele andere Personen, die mir ans Herz gewachsen sind. All sie würde ich am meisten vergessen.

Meine Eltern nicht unbedingt. Es war nicht so, dass ich sie hasste, aber dank ihrer Arbeit und den vielen Geschäftsreisen sah ich sie eh so gut wie nie. So lief es schon immer. Ich war mir nicht einmal sicher, ob man mich überhaupt vermissen, beziehungsweise mein Verschwinden bemerken würde. Kai könnte eventuell Probleme bekommen, wenn ich ihm die Schnürsenkel nicht mehr binde. Aber meine Eltern würden dann endlich ihren Weckruf erhalten und sich wenigstens dann zwangsweise mehr um ihn kümmern. Mehr Verantwortung für ihr Kind übernehmen. Kurzzeitig überlegte ich Lucy mitzunehmen, aber ich wusste nicht, wie die Regelungen bezüglich Haustieren an der Shibusen und in Death City aussahen. Es ist ja nicht, dass wir alle uns wichtigen Menschen nie wieder sehen sollten. Sicherlich werden wir das ein oder andere Mal hierher zurückkehren. Und wenn alles klappt, lasse ich Lucy doch irgendwann einfach mitgehen.

Ja, wir sind süß, aber voll psycho!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt