Kapitel 2 - Mrs. Sekretärin

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Einige Sekunden stand ich nur so da und wartete darauf, dass ich aus diesem merkwürdigen Traum aufwachte. Dass ich meine Augen öffnete und realisierte, dass alles nur absurde Kreationen meines Unterbewusstseins waren. Oder, dass ein Kamerateam zur Tür rein gestürmt kam und mir mitteilte, dass Scott mir eins auswischen wollte, weil ich ihn angelogen hatte. Aber nichts dergleichen geschah. Es war weder ein Traum, noch fand ich verstecke Kameras im Zimmer.

Wahrscheinlich hatte sich rumgesprochen, dass ich hierher gezogen bin und womöglich diese Schule besuchen könnte. Immerhin hatte Doverville nur um die 4.000 Einwohner. Ja, daran musste es liegen. Jemand hat es mitbekommen, es in der Schule verbreitet und irgendwann hat es auch die Leitung und das Sekretariat mitbekommen.

Da die Sache jetzt für mich geklärt war, atmete ich kurz auf und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Beinahe hätte ich schon gedacht die Sekretärin wäre eine Zukunkftvorherssagende Hexe oder sowas. Würde auf jeden Fall ihre roten Haare erklären. Ich ließ nun endlich meinen Blick auf die Papiere gleiten und beschloss sie auszufüllen.

Ich schnappte mir einen Kugelschreiber und legte die Zettel auf den Schreibtisch, nachdem jedes Feld ausgefüllt war. Als ich gerade durch die Tür gehen wollte, wurde sie von der anderen Seite geöffnet und wie erwartet, kam Mrs. Sekretärin mit einer Tasse Kaffee wieder.

„Du wolltest schon ohne deinen Stundenplan gehen?" Sie warf mir einen verschmitzten Blick zu.

Ich dachte nicht, dass sie wirklich eine Antwort von mir verlangte und blieb deshalb einfach stumm. Ich beobachtete sie, wie sie zum Schreibtisch ging und meine ausgefüllten Zettel überflog. Dann schrieb sie etwas auf einen Blatt Papier und überreichte ihn mir daraufhin.

„Dein Stundenplan."

„Ähh... danke." Gerade als ich ihr den Zettel aus der Hand nahm, um mich über meine Stunden zu erkunden, klingelte es zur Pause und ich hörte einen Ansturm von Stimmen auf dem Flur.

„Nun geh schon", forderte sie mich mit einem Nicken zur Tür auf. „Die zweite Stunde fängt gleich an."

Mit einem letzten Blick auf den Stundenplan, verließ ich den Raum und machte mich auf den überfüllten Flur gefasst.

Es war rappelvoll im Gang und während ich auf der Suche nach dem Klassenraum meines nächsten Kurses war, wurden mir von allen Seiten abwertende Blicke zugeworfen und es wurde aufgehört zu reden. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren und konzentrierte mich allein auf die Nummern der Räume, wobei mir die rissigen Wände ins Auge fielen. Wann wurde hier wohl das letzte Mal renoviert? Vielleicht kann sich die Schule das auch einfach nicht leisten oder sie halten es für unnötig bei der geringen Anzahl an Schüler.

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Raum Nummer 177 gefunden hatte, lehnte ich mich an die Spinde und wartete darauf, dass die Ersten den Raum betraten. Ich wollte nicht als erstes reingehen, aber auch nicht als letztes. Sonst müsste ich höchstwahrscheinlich in der ersten Reihe sitzen. Die Ersten gingen rein und ich wollte es ihnen gleich tun, da kam plötzlich ein Mädchen an mir vorbei und warf mir, anders als der Rest der Spacken, einen freundlichen Blick zu. Zudem sah sie nicht schlecht aus. Okay, vieleicht ist nicht schlecht untertrieben. Sie strich sich ihre blonden Welle aus dem Gesicht und lächelte, sodass ihre blitzweißen Zähne zum Vorschein kamen. Fast kam es mir vor, als würde sie versuchen mit mir zu flirten. Jedoch scheiterte ihr Versuch kläglich, denn sie bemerkte die Delle im Boden vor ihr nicht und fiel samt ihrer Bücher, Hefte und Handtasche zu Boden.

Da sie die einzige war, die mir an dem Tag sympathisch vorgekommen ist, wollte ich mal nicht so sein und reichte ihr meine Hand, um ihr hoch zu helfen.

„Danke", sagte sie, nachdem sie wieder sicher auf ihren Füßen stand. Wobei ich mir bei dem Absatz ihrer Schuhe nicht sicher war, ob man je sicher darin stehen kann. „Oh man das ist echt peinlich."

„Ein bisschen", erwiderte ich augenzwinkernd.

„Wie heißt du?"

„Isaac."

„Ich bin Laila. Hey, du hast nicht zufällig Lust am Freitag auf meine Party zu kommen, Isaac? Immerhin muss deine Heldentat doch irgendwie belohnt werden."

Heldentat? Ah ja...

„Nein, die hab ich leider nicht." Mein Tonfall war irgendwie harscher als beabsichtigt und als jedes Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand fügte ich noch hinzu: „Ich meine ich hab leider keine Zeit am Wochenende."

„Oh, okay..." Ihr Gesichtsausdruck erhellte sich deutlich und ehe sie davon ging, verabschiedete sie sich noch von mir.

Ich wartete bis die Blondine außer Sichtweite war und atmete dann einmal tief durch. Nun, dass ich am Wochenende keine Zeit hatte, war gewiss eine Lüge, aber ich wollte mir nicht schon am ersten Tag Feinde machen.

Ich wandte meinen Blick zur anderen Seite des Flurs, um auf die Uhr zu schauen, da blieb mein Blick plötzlich auf jemanden hängen. Auf ihr hängen. Sie hatte dunkle, schulterlange Haare und trug eine Lederjacke mit Jeans und ich hatte das komische Gefühl, dass ich sie irgendwoher kannte. Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, ob ich ihr schon irgendwann mal begegnet war. Wahrscheinlich. Sonst würde sich jetzt nicht auf mich zukommen, oder? Als sie dann direkt vor mir stand, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war Allison! Nein, es war nicht Allison, aber sie sah ihr verdammt ähnlich.

„Du stehst vor meinem Spind." Sie warf mir einen Blick zu, den ich nicht wirklich deuten konnte. Es war so eine Mischung aus genervt und amüsiert. So kam es jedenfalls rüber.

„Dein Spind, also? Steht da dein Name drauf? Ich denke nicht", erwiderte ich mit einem sarkastischen Grinsen und machte keine Anstalten mich zu bewegen.

„Okay, wenn du jetzt nicht auf der Stelle zur Seite gehst, landet dieses Buch gleich in deinem Gesicht", drohte sie mir und hielt mir ein Buch vor die Nase, was wohl in ihren Spind gehörte.

„Dann müsste ich wenigstens nicht zur nächsten Stunde gehen und du würdest zum Schulpsychologen geschickt werden, wegen unkontrollierbarer Aggressionen."

Sie verdrehte ihre Augen.

„Schön, was willst du?"

„Deinen Namen."

„Meinen Namen?" Sie sah mich erst verwirrt an, nannte mir dann aber trotzdem ihren Namen. „Zoey Baker. Und jetzt geh zur Seite."

Dieses Mal machte ich tatsächlich einen Schritt zur Seite und ließ sie an ihren Spind. Zoey Baker also. Äußerlich hat sie schon Ähnlichkeiten mit Allison. Aber sonst... Allison war schon manchmal nervig, aber dieses Mädchen...

„Starr nicht so." Sie musterte mich stutzig von der Seite.

„Sag mir nicht was ich zu tun hab."

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und starrte ihr ebenfalls direkt in die Augen.

„Warum hast du Laila so abserviert? Es kommt selten vor das sie Neulinge auf ihre 'ach-so-tollen Hauspartys' einlädt und so wie du aussiehst, hätte ich nicht gedacht, dass du ablehnst."

„Hab ich auch nicht", log ich. Und was heißt hier 'so wie ich aussehe'?

„Lüg nicht."

„Vielleicht hab ich's mir ja anders überlegt. Und woher zum Teufel weißt du, dass ich neu hier bin?"

„Erstens diese Schule hat nicht mal 400 Schüler, da spricht sich sowas rum und zweitens, dann sieht man sich ja auf der Party." Sie knallte ihren Spind zu und machte sich, ohne mich nochmal anzusehen, auf den Weg in den Klassenraum. Bedauerlicherweise war das auch mein Klassenraum.

„Man belauscht keine fremden Gespräche! Man belauscht überhaupt keine Gespräche!", rief ich ihr hinterher und kassierte dafür wieder einmal herablassende Blicke. Verdammte Idioten!

Es klingelte zur Stunde und ich machte mich letztendlich auch auf in die Klasse. Da mein Plan gescheitert war, als erster in die Klasse zu gehen, um den besten Platz zu ergattern, konnte ich mir schon ausmahlen, wo ich den Rest dieses Semesters sitzen werde und ich war gar nicht scharf darauf.

***
Das zweite Kapitel ist da wohoo :D
Es freut mich, dass das erste Kapitel so gut angekommen ist, deshalb hab ich direkt das zweite geschrieben. Natürlich würde ich mich über Feedback freuen. Für Verbesserungsvorschläge bin ich auch immer offen, also haut in die Tasten. Ich bin gespannt eure Kommentare zu lesen!

Neuanfang ➳ Isaac Lahey // Teen WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt