Kapitel 4 - Horoskop: Leben oder Tod

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„Was tust du hier?", fragte die Stimme hinter mir.

Behutsam drehte ich mich um und blickte in ein mir bereits bekanntes Gesicht. Dave. Dave Thomson. Ich kannte ihn aus meinem Mathekurs. Er saß dort eine Reihe vor mir und wäre er in dieser Woche nicht schon zwei Mal in Folge zum Direktor geschickt worden, hätte ich mir seinen Namen wahrscheinlich nicht gemerkt. Seine hochgegstylten Haare waren genauso braun, wie seine Augen und seinem blauem Trikot entnahm ich, dass er wohl auch in einer Mannschaft spielte.

Ich konnte nicht genau sagen wieso, aber irgendwie gefiel Dave mir. Vielleicht, weil er einfach sein eigenes Ding machte und sich nicht wirklich für die Meinung der anderen interessierte. Außerdem fand ich es beeindruckend, wie entspannt er bei allem war. Für meinen Geschmack vielleicht schon zu entspannt. Ihm müsste bewusst sein, dass das letzte Schuljahr anstand, trotzdem kümmerte er sich nicht wirklich um seine Noten - naja zumindest nicht um seine Mathenote. Wie er in den anderen Fächern war, wusste ich nicht, aber ich konnte mir vorstellen, dass es so ähnlich ablief.

An sich war er alles andere als dumm - ganz im Gegenteil sogar. Wenn er in Mathe dran genommen wird, gab er meist die richtigen Antworten. Er müsste sich nur mehr anstrengen und dafür weniger mit seinem Sitznachbarn Aaron quatschen, dann würde er bestimmt auch eine akzeptable Note bekommen. Doch nahm er alles ziemlich locker und hatte zudem - so wie wahrscheinlich die meisten - einfach keine Lust zu lernen. Wegen seiner lockeren Art  nahm ich jedoch an, dass man sich gut mit ihm unterhalten könnte. Wir hatten zwar zuvor noch nie geredet, aber jetzt taten wir es doch.

„Na, wonach sieht es denn aus?" Da ich mit einem Lacrosse Schläger auf einem Lacrosse Feld stand war, war das mehr als offensichtlich.

„Du bist gar nicht schlecht, Isaac", sagte er ohne weiter auf meine Frage einzugehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mittlerweile schon die ganze Schule meinen Namen kannte. Aber bei knapp 400 Schülern war das wohl kein Wunder.

„Auf meiner alten Schule war ich im Lacrosse Team."

„Da du ja nicht beim Aufnahmetraining dabei warst, finde ich, dass du am Dienstag einfach Mal zum normalen Training kommen solltest. Wenn du gut genug bist, nehmen wir dich vielleicht in die Mannschaft auf", bot er mir an, während er allmählich auf mich zu kam. Als er dann direkt vor mir stand, riss es mir plötzlich den Schläger aus der Hand. „Den brauche ich jetzt aber. In 10 Minuten fängt das Training an und davor wollte ich noch kurz alleine trainieren."

Jetzt wusste ich, wer seine Sportsache in der Umkleide vergessen hat und als ich mich an den Moment zurück erinnerte, in dem ich entschlossen nach einem Ball gesucht hatte, fiel mir auch wieder die rote Sporttasche ein und damit auch die Ketten. Ohne auf sein Angebot einzugehen, fragte ich ihn direkt: „Wenn der Schläger dir gehört, dann gehört dir bestimmt auch die rote Sporttasche in der Umkleide... oder?"

„Du hast doch nicht etwa reingeguckt, oder?", fragte er misstrauisch und hob eine Augenbraue. „Was? Nein!", log ich. „Ich hab mich nur gefragt, wem sie gehört."

Sein Blick wurde nachdenklich, so als grübelte er darüber, ob er mir glauben sollte und was wäre, wenn ich ihm doch nicht die Wahrheit sagte. Würde er dann auf mich losgehen uns sich womöglich als Werwolf entblößen? Nein. Hier in Doverville gab es nichts Übernatürliches. Und bevor meine Fantasie meinen Mund noch dazu brachte irgendwas verrücktes zu sagen oder doch noch ein Wort über die Ketten in der Tasche fiel machte ich mich lieber aus dem Staub.

Ein Blick auf mein Smartphone verriet mir, dass ich eh schon zu spät dran war und ich vier entgangene Anrufe von Eric hatte. „Ich muss jetzt los.", sagte ich zum Abschied.
„Man sieht sich." Seine Stimme hatte plötzlich etwas furchteinflößendes. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, aber auch ich hatte auf ein Mal das Bedürfnis etwas zu zertrümmern. Ich hatte ihm schon den Rücken zugedreht, aber während ich den Rasen überquerte und zum Eingang zulief, spürte ich seinen Blick in meinem Rücken. Kurz bevor ich die Türklinke runter drücken wollte, um das Gebäude zu betreten, hätte ich schwören können eine zweite Person neben Dave in der Spiegelung des Fensters zu sehen. Doch als ich mich tatsächlich noch ein letztes Mals zu ihm umdrehte, war die Gestalt verschwunden.

„Wo warst du solange? Ich hab tausend Mal versucht dich zu erreichen und wollte fast schon zu Fuß nach Hause gehen." Ich erkannte Eric mit seiner Brille und seiner unübersehbaren Mütze schon vom Weiten. Als ich näher kam, bemerkte ich, dass seine Miene aber nichts vrowurfsvolles hatte. Er sah sogar mehr erleichtert, als sauer aus. „Um genau zu sein nur vier Mal." Ich schenkte ihm ein schelmisches Grinsen und schloss das Auto auf. „Nein, tut mir leid. Ich hab nur bisschen Lacrosse gespielt und gar nicht auf die Zeit geachtet. Und dann hat mich auch noch Dave aufgehalten."

„Wow, du hast mit dem Mannschaftskapitän Lacrosse gespielt? Und wer hat gewonnen?", fragte er und setzte sich auf den Beifahrersitz, während ich am Lenkrad Platz nahm.

„Nein, wir haben nicht gegeneinander gespielt. Er hat mich nur gebeten am Dienstag zum Training zu kommen", erklärte ich.

Eric war erstaunt davon, dass mich ausgerechnet Dave gefragt hat, also berichtete ich ihm, wie ich an meiner alten Schule auch in einer Lacrosse Mannschaft gespielt hatte. Auch von Scott und Stiles, die auch in meinem Team waren, erzählte ich ihm ein wenig, wobei ich aber das mit den Werwolfkräften wegließ. So viel hatte ich Eric wahrscheinlich noch nie erzählt, da er sonst immer derjenige war, der die meiste Zeit redete. Aber es machte mir nichts aus – zumindest heute nicht. Zuletzt teilte ich Eric noch mit, wie ich den Schläger gefunden hatte und auf Dave getroffen war. Und als ich mir die Suche nach dem Schläger nochmal in Erinnerung rief, fiel mir die Frage wieder ein, die ich Eric unbedingt noch stellen musste. „Du weißt nicht zufällig, ob heute Vollmond ist?"

Er musterte mich erst verwundert, antwortete dann aber doch:„Soweit ich weiß, ja." Natürlich wusste er das. Es gab wahrscheinlich nichts, was Eric nicht wusste.

Er dachte wahrscheinlich nicht, dass ich die Art Typ war, die sich groß für den Mondkalender und ihre Horoskope interessierte. Tat ich auch nicht – solange es sich nicht um irgendwelche Teenager handelte die es nicht schafften ihre Kräfte an Vollmond zu kontrollieren und ihr Horoskop: Leben oder Tod lautete.

Ich war Eric dankbar, dass er nicht weiter auf dieses Thema einging und überließ ihm wieder das Reden. Stattdessen überlegte ich, was ich nun tun sollte. Wenn Dave die Ketten wirklich dabei hatte, um sich irgendwo anzuketten, um nicht die Kontrolle zu verlieren war das eine Sache. Jedoch konnte ich nicht davon ausgehen, dass diese Ketten auch lange genug durchhalten. Ich weiß noch, wie das bei mir und Dereks altem Rudel war. Um ein Haar hätten wir uns gegenseitig zerfleischt.

Apropos Rudel. Was war, wenn es noch mehr von ihnen gab? Wenn dann die Ketten reißen würden und sie einen menschenbefülltem Ort ausfindig machen. Wie zum Beispiel ein Festival oder... Lailas Party!

„Verdammt!", fluchte ich plötzlich, ohne zu wissen, dass Eric noch im Wagen saß. Erst als er mit verwirrtem Blick fragte, was los sei wurde mir dessen bewusst.

„Oh, ähm... ich denke ich hab mich verfahren..."

„Nein, alles richtig. Mein Haus steht gleich da vorne." Ich hatte schon geahnt, dass sein Haus nicht mehr weit weg sein müsste, da ich, nachdem ich in seine Straße reinfuhr extra einen Gang runter geschaltet hatte. Aber in dem Moment fiel mir keine bessere Ausrede für meinen plötzlichen Ausruf ein.

„Oh, du hast recht." Kurz vor seinem Haus hielt ich an und ließ ihn raus. Er bedankte sich bei mir fürs Nachhause-bringen, bevor ich dann wieder den Motor startete und mich auf den Weg zu meinem Appartement machte. Dabei durchdachte ich nochmal alles was ich wusste und was ich glaubte zu wissen.

Dave war ein Werwolf und hatte womöglich ein Rudel beziehungsweise gehörte zu einem. Zoey war nervig, aber für einen Werwolf kam sie mir zu unschuldig rüber. Wobei ihre Freundin, die mit den Piercings und der blauen Haarsträhne, die mich immer so komisch musterte vielleicht irgendwas wusste. Mrs. Moore, die Sekretärin, kam mir bei unserer Begegnung schon so mysteriös vor und ich war mir sicher, dass sie mehr wusste, als sie sich anmerken ließ..

Die einzige Person hier, der ich wenigstens ein bisschen traute war Eric – nun ja, er hatte von vielem Ahnung, aber bestimmt nicht von Werwölfen und dem Übernatürlichen. Also war ich auf mich alleine gestellt. Und bevor der Mond aufging hatte ich noch knapp vier Stunden. Wie es aussah, brauchte ich einen Plan. Und zwar schnell.

***
Leute, die Schule hat wieder angefangen... :( das ist auch der Grund, warum ich für dieses Kapitel länger gebraucht habe, als für die anderen. Leider wird sich das auch erstmal nicht ändern. Vor allem nicht in den nächsten zwei Wochen, weil ich da Praktikum habe und alles noch einen Tick stressiger wird. Ich hoffe ihr bleibt trotzdem alle aktiv bei dieser Story :)

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Wenn ja, lasst doch gerne Feedback da. xx :)

Neuanfang ➳ Isaac Lahey // Teen WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt