7 - Eine böse Überraschung

7.8K 414 12
                                    

Bis jetzt hatte ich noch nie nachsitzen müssen! So ein Mist. Da hätte ich ein Mal zwei Stunden eher nach Hause gehen können und dann sowas!

Als die Stunde zu Ende war, packte ich schnell meine Sachen und verschwand, vor allen anderen, zur Tür hinaus und lief zum Kunstraum.

Als ich im Kunstraum stand, sah mich Tom mit hoch gezogenen Augenbraunen an.

"Wow. Wie es aussieht, kannst du es ja gar nicht erwarten, von mir unterrichtet zu werden."

"Nein. Ich hab eine Stunde Nachsitzen aufgebrummt bekommen und da wollte ich so schnell wie möglich aus dem Raum verschwinden, damit er nicht noch ein Gespräch über mein Verhalten mit mir führen kann", sagte ich ernst.

Ich sah wie er sich ein Lachen verkniff und anfing seine Sachen auf dem Tisch zu sortieren.

In Kunst hatte unsere Klasse einen Durchschnitt von 1,4 was wohl an Tom lag, da er im Vergleich zu den anderen Lehrern, die hier unterrichteten, ziemlich gut aussah und die meisten Mädchen nur so an seinen Lippen hingen.

Nach Kunst hatte ich noch Französisch und danach ging ich in die Cafeteria. Es war ein großer Raum, in dem alles Mögliche an Essen ausgeteilt wurde. Man musste sich nur an einer Schlange anstellen und sich das Essen nehmen, was man gerne haben wollte. Genau das hatte ich auch vor.

Ich nahm mir ein Tablett und stellte mich an. Nachdem ich mir mein Essen aufgetan hatte, setzte ich mich an unseren Stammtisch. Er bestand heute aus Peeta, Niklas und den Wölfen, die nicht mit in unserem Haus wohnten.

Plötzlich rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und entdeckte Mariah, die mich an ihren Tisch winkte. Ein wenig perplex stand ich wieder auf, ging zu ihr und setzte mich auf den Platz neben sie. Als ich anfangen wollte, zu essen sagte Mariah zu mir: "Ich würde dir gerne den Rest meiner Gruppe vorstellen."

Ich hob meinen Kopf und wurde von zwei Augenpaaren angestarrt.

"Das ist Anny", Mariah zeigte auf ein blondes Mädchen mit blauen Augen.

Dann zeigte sie auf ein Mädchen mit grünen Augen und braunen Haaren: "Und das ist Theresa."

Ich begrüßte beide, aß schweigend weiter und hörte zu, wie sie sich über Fernsehserien unterhielten, von denen mir die meisten nichts sagten.

"Du bist also auch ein Wolfsmädchen."

Ich verschluckte mich an meinem Sandwich und schaute Theresa geschockt an.

"Keine Sorge. Mariah hat uns alles erzählt und wir wissen, dass wir es nicht weiter verraten sollen", sagte Anny mit vollem Mund. Mit großen Augen schaute ich zu Mariah hinüber, und hoffte, ihr damit mitteilen zu könne, dass das trotz dessen nicht legitim oder besonders schlau gewesen war.

"Ja ich bin ein Wolfsmädchen", antwortete ich und Theresa formte den Mund zu einem 'o', bevor sie sich wieder ihrem Essen zuwandte.

Nachdem ich mit meinem Mittag fertig war, stand ich auf, gab mein Tablett wieder ab und machte mich auf den Weg zu meiner nächsten Stunde. Als auch die vorbei war, schlürfte ich ins Sekretariat, wo ich nachsitzen würde, als ich jedoch vor der Tür stand, roch ich einen widerlichen Gestank.

Ich betrat den großen Raum und sah, wie sich Herr Stoch mit einem Schüler unterhielt, der lässig an der Wand lehnte. Es dauerte nicht lange, bis Herr Stoch auch mich bemerkt hatte, und mit langen wichtigen Schritten in meine Richtung kam.

"Schön, dass du gekommen bist. Darf ich vorstellen, das ist Finn. Er ist neu hier und ich möchte, dass du ihm die Schule zeigst. Wenn du fertig bist, könnt ihr nach Hause gehen."

Finn, der gerade noch an der Wand gelehnt hatte, stand plötzlich neben mir und flüsterte: "Na dann mal los."

Wir gingen durchs Schulgebäude und langsam musste ich feststellen, dass er die Quelle des widerlichen Gestankes war. Sonst war er jedoch recht nett, auch wenn er hier und dort die ein oder andere komische Bemerkung machte.

Als ich am Ende der kleinen Rundtour angekommen war und eigentlich nur noch nach Hause wollte, sagte ich mit einem Seufzer: "So. Schule gezeigt. Ich geh jetzt nach Hause. Es war schön dich kennen zu lernen, aber du solltest dir in näherer Zukunft vielleicht mal ein Deo kaufen."

Mit diesen Worten drehte ich mich um, wurde aber in der nächsten Sekunde herumgerissen und an die Wand gestoßen.

'Aua', schoss mir durch den Kopf und der Gedanke, dass ich vielleicht nicht mit jedem so direkt sein könnte, wie ich es vielleicht mochte, bildete sich gleich danach.

Finn drückte mich hart an die Wand und funkelte mich wütend an: "Du stinkst genauso!"

"Tut mir leid. Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen und eigentlich..."

Ich stoppte und schaute ihm in die Augen. War das? Nein! Doch! Da war eindeutig ein roter Ring um seiner Pupille.

Auf einmal erinnerte ich mich an Detlevs Worte: Und es roch nach nassem Hund.

Genauso roch auch Finn. Dieser hatte sich derweil ein Grinsen auf die Lippen gelegt und blickte mich mit schiefen Kopf herausfordernd an.

"Du, du bist ein...", mehr brachte ich nicht heraus. Das war bestimmt nur ein böser Traum und ich wurde gleich aufwachen.

"...Werwolf. So wie du", beendete Finn meinen Satz und drückte mich so fest an die Wand, dass es schmerzte.

NighttimeWhere stories live. Discover now