12 - Liebe

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Ben und Marianne hatten einen außergewöhnlichen Umgang miteinander, den ich mir allemal als Vorbild nahm. Ich war mir sicher und hoffte, dass die Freude über das Wiedersehen mit Mari, Bens Ärger über den fremden Wolf ein wenig beschwichtigen würde.

Ein weiteres Mal hörte ich, wie die Eingangstür zum Haus aufgeschlossen wurde, und Theresa, Tom, Niklas und Vincent den Flur betraten.

Tom stürmte gleich auf Marianne zu und umarmte sie.

"Ben wird sich bestimmt riesig freuen, dich zu sehen", sagte er mit einem Lächeln im Gesicht.

Theresa stellte sich zu Mariah, Anny und mir.

Vincent, der gerade dabei war, seine Jacke an den Haken zu hängen teilte ebenfalls seine Freude mit: "Schön, dass du wieder da bist! Wir haben dich vermisst. Vor allem aber deine Kochkünste."

Die beiden begannen zu lachen und liefen gemeinsam in die Küche, wobei sie sich angeregt unterhielten.

"Wie wärs mit Spagetti und Tomatensauce?", rief Tom und streckte dabei seinen Kopf aus dem offenen Zugang der Küche hinaus.

Wir stimmten begeistert zu, auch wenn mir meine Sorge über den fremden Wolf immer noch keine Ruhe ließ. Ich lief mit Mariah, Theresa und Anny nach oben in mein Zimmer, um die Wartezeit zu überbrücken. Außerdem waren sie ein wenig zu neugierig, zu erfahren, wie ich mir meine eigenen vier Wände eingerichtet hatte.

Mein Zimmer hatte ich eigentlich vorwiegend in dunklen Farben gehalten, hier und da stand etwas aus hellem Holz und zwischendrin fanden sich immer wieder ein paar grüne Pflanzen. Anny hatte sogleich nur noch Augen für mein Bücherregal und stellte sich staunend davor, während sie die Buchrücken scannte.

"Wow, was ist das? Eine Bibliothek?"

Ich musste grinsen und setzte mich aufs Bett. Auf meine Büchersammlung war ich schon immer stolz gewesen.

"Kann ich mir da vielleicht mal welche von ausleihen?", fragte sie vorsichtig und ich nickte ihr zu.

Mariah hatte derweil die Türen meines Kleiderschrankes aufgerissen schaute und neugierig hinein. Theresa war, zu meinem Glück, nicht so neugierig. Sie setzte sich einfach neben mich und guckte den beiden dabei zu, wie sie mein Zimmer analysierten.

"Also, wie es aussieht bist du die meiste Zeit am Bücherlesen und verschwendest keinen Gedanken an Mode", stellte Mariah fest, die sich vorwurfsvoll vor mich gestellt hatte und die Hände in die Hüfte stützte. Ich grinste.

"Das muss sich dringend ändern", quittierte sie.

Als die beiden fertig waren, setzten wir uns alle auf den Teppich in der Mitte meines Zimmers und unterhielten uns über unsere Lehrer und diverse süße Typen, mit deren Namen ich größtenteils nichts anfangen konnte. Dabei quetschten sie aber auch aus mir heraus, wie unglücklich ich in Peeta verknallt war. Er war unglaublich nett zu mir, aber schien er nicht im Ansatz das gleiche für mich zu empfinden, was ich für ihn empfand.

Ich war mir sicher, dass er eher an gertenschlanken Mädchen mit langen Beinen interessiert war, als an sowas...wie mir. Er nahm auch sonst keine Notiz von mir und sprach nur mit mir, wenn er irgendetwas wollte oder brauchte.

Nachdem sie realisiert hatten, wie ernst ich das Ganze meinte, legte Anny einen Arm um mich, während die anderen zwei mir einredeten, dass ich ihn vergessen sollte, wenn er in mir solche schlechten Gedanken auslöste.

Als Mari zum Essen rief, stürmten wir in die Küche und machten uns über das leckere Gericht her. Mittendrin schloss dann auch Ben die Tür zum Haus auf. Ich hoffte, dass er als erstes in die Küche kommen würde, aber das tat er nicht. Das allererste, was er aufsuchte war sein Büro und sogleich hörte ich, wie er anfing in den Schubläden herumzuwühlen.

Dann hörte ich seine wütenden Schritte auf die Küche zukommen: "Was zum Teuf...?!"

Weiter kam er nicht. Seine Augen blieben an Marianne hängen und die strengen harten Züge seines Gesichtes lösten sich auf. Mit schnellen Schritten ging er auf sie zu und umarmte sie.

"Ich hab dich so vermisst", hörte ich ihn murmeln.

Mari löste sich von ihm und schaute ihm belustigt in die Augen: "Was wolltest du sagen?"

"Naja nur das mit meinem Büro...ist unwichtig. Es wurde sowieso nichts gestohlen."

Erleichterung überfiel mich und ich legte die Gabel auf meinen Teller, die ich bis eben noch verkrampft zwischen den Fingern gehalten hatte.

Marianne lächelte und zog Ben in eine Umarmung. Diesmal war es Ben, der sich von Mari löste, ihr in die Augen schaute und sie daraufhin sanft küsste.

"Nehmt euch ein Zimmer!", sagte Sam empört, der gerade begann Spagetti auf seine Gabel zu drehen.

Ben und Mari lösten sich lachend voneinander. Mari deutete Ben, sich zu setzen und stellte ein Teller vor ihm ab.

"Danke", sagte Ben und küsste sie. Den Rest des Essens konnte er seine Augen nur schwer von ihr lösen.

Als ich aufgegessen hatte, und satt war, stand ich auf und stellte mein Geschirr in die Spüle. Verfolgt wurde ich wieder einmal von meinen drei neu gefundenen Freundinnen. Wir wollten gerade die Treppe nach oben betreten, als Theresa erstaunt den Mund aufriss und in einen der offenen Räume neben der Treppe stürmte. Ich runzelte die Stirn und auch Mariah und Anny warfen mir einen fragenden Blick zu.

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