38 - "Ich liebe dich"

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Ich hörte, wie die Tür zum Badezimmer aufgerissen wurde und sogleich kam Tom hineingestürmt, um Ian von mir loszureißen.

"Sag mal spinnst du?!", brüllte Tom Ian an und schubste ihn quer durchs Bad, sodass Ian in der Badewanne landete.

"Raus hier!", befahl Tom und ich lief schleunigst aus dem Badezimmer heraus. Hinter mir schloss ich die Tür und rannte die Treppe herunter zu Ben. Bei ihm angekommen, umklammerte ich seine Taille. Von oben hörte ich, wie etwas zu Boden fiel.

"Was ist passiert?", fragte mich Ben, während er mir eine Hand auf den Rücken legte.

"Ian hat die Kontrolle verloren", antwortete ich außer Atem.

"Wusste ich doch, dass man diesem Jungen nicht trauen kann", brummte Ben und befreite sich aus meiner Umarmung.

"Es war aber nicht seine Schuld, Ben!"

"Wenn er sich aber nicht kontrollieren kann, dann ist er eine Bedrohung für unser Rudel", murmelte er und machte sich auf den Weg nach oben.

"Ben! Bitte! Gib ihm noch eine Chance."

Ich griff nach Bens Arm, doch er schüttelte mich ab. Er öffnete die Tür zum Badezimmer, packte Ian, der Tom im Schwitzkasten hielt, und zerrte ihn hinaus.

"Was fällt dir ein!", rief Ben und stieß Ian zu Boden. Dieser schaute nun jedoch ehrfürchtig zu ihm hinauf.

"Es...es tut mir leid", flüsterte Ian, endlich zur Besinnung gekommen, und schaute erst mich und dann den Boden vor ihm an.

"Sollte es auch", knurrte Ben und streckte seine Hand aus. Ian schaute wieder nach oben. Zuerst auf Bens Hand und dann in dessen Gesicht.

"Na los, du bist verletzt. Ich will nicht, dass du vielleicht noch einmal deine Kontrolle verlierst. Und Anny, du gehst jetzt ins Bett, es ist schon spät", befahl Ben. Ian nahm vorsichtig seine Hand und ließ sich hochhelfen. 

Als die beiden an mir vorbeigingen, blickte mir Ian mit seinen dunklen Augen entgegen und flüsterte: "Es tut mir wirklich leid."

Verwirrt schaute ich ihnen hinterher und fragte Tom, der immer noch im Flur stand: "Woher Bens plötzlicher Sinneswandel?"

"Ian war ziemlich schlimm verletzt. Ben hat daran wohl gesehen, dass er sich für unser Rudel eingesetzt hat. Unter diesen Umständen scheint es für einen Alpha wohl in Ordnung zu sein, dass dich Ian fast getötet hätte", sagte er und wollte gehen.

"Töten?"

"Er hätte solange seinen Durst an dir gestillt, bis er auch den letzten Tropfen deines Blutes von dir genommen hätte."

Ich beschloss Ian das nächste Mal, das er solch rote Augen bekommen würde, einfach aus dem Weg zu gehen. Tom drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer. Ich tat es ihm gleich, verzichtete aber, aufgrund des Zustands unseres Bades, auf eine Dusche, und legte mich ins Bett.

Ich schaltete das große Licht aus und knipste die Leselampe auf meinem Beistelltisch an. Bis es plötzlich an der Tür klopfte, lag ich in ein Buch vertieft auf meinem Bett und verarbeitete das eben Geschehene besser, als ich es erwartet hätte. Eine schwarze Silhouette betrat mein Zimmer. Kein Wunder, ich hatte das Licht ausgemacht. Sofort spannte sich in mir alles an und ich legte das Buch beiseite.

"Keine Angst, Anny. Ich will dir nichts tun." Es war Ian. Hatte ich Angst vor ihm? Ja. Nein. Ich wusste es nicht. Langsam trat er ins Licht und schaute mich mit, zum Glück, wieder blauen Augen an. Er trug nun ein weißes T-Shirt, aus dem am Hals ein Stückchen Mull herausschaute. Bevor er sich neben mich ins Bett legte, zog er seine schwarze Hose aus und legte sie ordentlich in den Schrank. Er blieb stehen und starrte mich fragend an.

"Darf ich?", fragte er und zeigte auf den freien Platz neben mir. Zügig nickte ich und schaltete mein Nachtlämpchen aus. Gleich spürte ich, wie sich das Bett neben mir senkte und wie Ian langsam seine Arme um mich schlang. Ich ließ es zu und kuschelte mich vorsichtig an seine Brust. 

"Ich liebe dich", flüsterte er.

Amy P.O.V.

Traurig schaute ich in den sternenbedeckten Nachthimmel und vergrub meine Hände im weichen Gras. Was ich dafür geben würde jetzt im Rudelhaus zu sein...

Ich vermisste sie jetzt schon. Hier war ich ganz alleine mit Detlev. Hier gab es niemanden, der einfach in mein Zimmer kam und fragte, ob ich nicht eine Runde Monopoly mitspielen wollte.

"Amy, kommst du bitte wieder rein? Es ist schon spät."

Mit einem Seufzen erhob ich mich und ging zurück ins Haus. Ich hoffte einfach nur, dass ich schnell wieder nach Hause dürfte. In ein sicheres Zuhause.

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