Im Lindwurm des Heeres

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Es gilt, die Stellung des Papstes Benedikt VII. in Rom gegen die Leute des städtischen Adels zu sichern. Die Crescentier werden diese Städtischen allgemein genannt, es sind große Adelsfamilien mit Macht, Geld und weitreichendem Einfluss in Italien.

Der Kaiser Otto II. brachte es mit dem Westfranken- König Lothar zu einer Übereinkunft der Reiche. Durch starken militärischen Druck der Kräfte des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation musste Lothar den Verzicht auf das reiche Lothringen verzichten. Damit war gegen die Westfranken nunmehr Frieden erreicht- trügerischer Frieden, wie man in Gesprächen erfahren konnte.

Über den ganzen Sommer war der Tross der Harzgauer in der Legion der sächsischen Panzerreiterei nach dem Süden unterwegs gewesen. Man hatte den Fluss Main überquert und war am breiten Flusse Rhein entlang noch weiter nach Süden im Lindwurm des Heeres gezogen.

Nun war schon der Oktober im Jahr 980 fast vorbei.

Im Kraichgau am Rhein traf man mit weiteren Reiter- Legionen zusammen, welche gegen die Westfranken bereits ins Feld gezogen waren. Das Zusammenkommen mit dieser Vielzahl an kampferprobten Rittern beruhigte die Zaghaften in den eigenen Reihen.

Obwohl die Leute erzählten, dass der Kaiser Otto II. mit seiner Familie vormals bei dieser Armee war und auch den Heerzug im Oberbefehl führte, war er jetzt hier im Heerlager nicht zu sehen.

Otto II. und seine Familie hatte sich in das nahe liegende Bruchsal begeben. Hier wollte er Anweisungen und Regelungen ausgeben in die deutschen Lande nördlich der Alpen. Fremde deutsche Ritter, die Arno einmal kurz an einem Lagerfeuer zu sprechen bekam, berichteten gar, dass eine Gesandtschaft der Italiener auf dem Weg zum Kaiser ist und wohl auch empfangen wird.

Der Italienzug wird also nicht ausgesetzt, es ging also tatsächlich weiter für die Männer.

Als nächstes Ziel war das Erreichen der Alpen für das Heer angewiesen. Über Chur und einen Passübergang sollte es weitergehen in schnellen und taglangen Märschen.

So brach das gewaltige Heer schon schnell nach dem Zusammenschluss erneut auf- weiter am Rhein nach Süden.

Obwohl tagein und tagaus alle mit dem Weg befasst waren, so ergaben sich am Rande viele gute Gespräche mit Rittern, Knechten und Kirchlichen.

Durch einen Zufall hatte Arno einen Mann aus der Magdeburger Region so kennen gelernt, den Domscholasten Ohtrich aus Magdeburg.

Ohtrich hatte großes Ansehen im Reich, er war Lehrer vieler hochgestellter Edler an der Magdeburger Domschule. Nun war er seit wohl gut zwei Jahren Hofkaplan Otto II. .

Ohtrich war hochgelehrt, klug und sehr redegewandt, seine persönlichen Anschauungen fanden jedoch bei Arno und vielen anderen Rittern wenig Anklang im Gespräch. Doch bei Thilo von Susenburg und seinem Freund Karl von Badersleben, als auch dem Franken Friedel von Michelfeld in der eigenen Abteilung fielen die Hetzreden Ohtrichs gegen die Nordmärker und die Slawen auf sehr fruchtbaren Boden. Thilo lobte die guten Reden von Herrn Ohtrich überall im Lager, was Ohtrich sehr schmeichelte.

Doch einen Teil des riesigen Heerlagers meiden die Reden Ohtrichs- das Lager der Abodritenritter. Die über 1000 Slawenreiter waren eine Kerntruppe in Otto II. Heerschau, kampfstark und in Kämpfen bislang nie unterlegen. Im Lager gab es Wenige- wie Ohtrich und Thilo, die diesen Männern nicht voller Ehrfurcht und Achtung begegneten.

Über die Zeit waren der Grafensohn Kuno, Herr Leno und Arno gute Freunde geworden, die zumeist mit den zwei Nordsachsen aus dem Heilangau, Herrn Martin von Bukstatin und Herrn Dietmar von Klinto am Feuer saßen. Auch der Witkow von Greifenstein nahm zunehmend mehr an dieser Runde teil.

Arno blieb aber auch sich selbst treu und suchte die Nähe seiner Männer

Die Berge kamen in Sicht. Drei Tage lang sah man sie auf dem Zug- von Tag zu Tag schienen die Berge höher und schroffer zu werden.

Ab und an war auch der kleine, schnellere Tross des Kaisers und seiner Familie nun schon gesehen worden. Die Anwesenheit des Kaisers gab den Männern gute Zuversicht.

Arno hatte solch gewaltige Berge selbst noch nie gesehen.

Gunther von Merseburg und auch die anderen Befehlshaber trieben immer mehr zur Eile und zu immer längeren Tagesmärschen. Erklärtes Ziel war die schnelle Passage durch die Täler und über die Pässe nun- bevor es einen Wintereinbruch gab und alle Wege nach Süden hier nicht zu passieren waren.

Von Tier und Mann war viel gefordert. Der Lindwurm des gewaltigen Heeres zog sich unendlich lang durch die Täler.

Wo die Knechte konnten, sammelten sie schon ab Mittag hier und dort Holz für die Feuer ein, denn zumeist stieben am Lagerplatz alle davon und Holz war kaum zu finden. Andreas fand hierbei immer vorher schon gute Stücke, die er zu Christian auf den Karren gab. Am Abend war zumindest dann eine wärmende Stelle gesichert.

Zwei Tage andauernder Regen im Tal zwang zum Ausweichen und Umweg für das Heer.

Kaum hatte man dies durchgestanden, fand sich kein guter Lagerplatz, der für alle Zelte Platz bot. So warf man die Zeltstoffe nur über die Karren und hauste dort dann. Mehrere Male war dies so gewesen.

In Chur wurde im Beisein der Kaiserfamilie vor den Männern eine Messe an einem Sonntag gelesen. Die Massen an Rittern und Knechten machten es unmöglich etwas von der Rede zu hören, gleichwohl nahm man gern einen Segen entgegen.

Immer höher ging es hinauf. Und dann- mit einem Male länger wieder bergab.

Die Pass- Passage war gelungen, wie Kuno von Kucksburg nach einer Unterredung mit Herrn Gunther mitteilen durfte. Dennoch war das Reisetempo für die große Truppe immer noch sehr hoch. Der Kaiser war wohl schon vorausgeeilt.

Anfang Dezember kam man in die italienischen Lande immer tiefer hinein. Die Kaiserfamilie - so wurde bekannt- habe mit dem Hof in der Stadt Pavia Residenz genommen. Alsbald werde auch das Heer dort angelangen.

Die heilige Weihnacht in Italien zu feiern wäre Arno niemals in den Sinn gekommen vor dieser Heerfahrt.

Mitte Dezember war auch das Heer in der Nähe von Pavia angelangt. Die Befehlshaber der Legionen ließen Lager für länger auf Hügeln und Feldern errichten und die Knechte waren zwei Tage mit Schanzarbeiten an den Lagern befasst.

Arno prüfte die Hufe der Tiere. Sowohl die Ochsen als auch die beiden Pferde hatten die Märsche gut überstanden.

Einige Schmiede hatte das Lager, jetzt war deren Zeit. Auch kamen Kaufleute an das Lager, alles mögliche wurde hier feil geboten. Höhepunkt für Arno und Andreas war ein Jagdglück- ein Reh. Endlich wieder frisches Fleisch auf dem Feuer.

Gunther von Merseburg hatte verkündet, erst einmal von Übungen abzusehen. Man wolle abwarten, ob sich Italienische am Hofe vorstellen und man Einigung erlangen könnte mit den Städtern. Doch werde man vorerst hier in Norditalien bleiben.

So war man nun hier- feierte Weihnacht in Italien und den Jahreswechsel in das Jahr 981.

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