Der Slawenaufstand- dunkle Vorzeichen

234 21 0
                                    

Der Markgraf der Nordmark, Dietrich von Haldensleben, hatte unverfrorene und unversöhnliche Worte gegenüber den Slawen öffentlich gegeben. Der hochgeborene und einflussreiche Sachsenfürst Dietrich hatte im Anflug von Hochmütigkeit und Unbesonnenheit grobe Verlautbarungen gesprochen. Die hohen Tributzahlungen, von ihm und Kirchenmännern bestimmt, und die auch sonst hart geführte Regentschaft in der Nordmark ließen es nun brodeln.

Beleidigungen - all seine Tributverpflichteten vor die Stirn schlagend- die selbst den angesehenen Fürst Mistiwoj, Samtherrscher der Abodriten in der Billungermark, mit spitzer Zunge als einen heidnischen Hund bezeichneten.

Gerade die Abodriten, ein slawischer Hauptstamm im Norden, war jedoch schon seit langer Zeit ein Stützpfeiler im Heerbund und dem Kaiser treu verpflichtet und ihr Herrscherhaus christlich verbunden.

Ungesehen von der Brandenburgischen Residenz des Dietrich von Haldensleben formierten sich die Stämme der Lutizen, suchten Bündnisse unter den Slawenstämmen, riefen auf, zu einem Ratsspruch an die Tempelburg Rethra zu kommen und vorsorglich Mannen um sich zu scharen.

Doch gleichwohl gab es Zeichen für das Schmieden eines lutizischen Slawenbundes gegen die Herrschaft Dietrichs.

Ein Bote aus der Mark Meißen, ein Kirchenmann der um einen dortigen Voigt Grunicke wirkte, hatte eine durch Regen verwaschene Diktatschrift nach Merseburg gebracht. Dem Voigt Grunicke seien so Informationen geheimer Natur zugespielt worden, dass Lutizische Boten durch die Lande der Spreewanen und Heveller ritten und gegen die Tributherrschaft von Dietrich von Haldensleben zum offenen Widerstande aufriefen- in einem Bund aller Stämme. Ob es die Durchnässtheit der Lederbulle und des Diktates war, die daran zweifeln lies? Die Botschaft wurde als falsch angesehen.

Doch nun kurz nach dem Pfingstfestlichkeiten berichteten auch Missionare aus den Brisanenlande und dem Gebiet der Linonen davon, dass die Lutizenstämme, allen voran die Redarier und Zirzipanen, Bündnisse zu finden suchen und wohl auch mit Drohungen bei Nichtfolge örtliche Stammesherren zu überreden schafften. Es seien viele Männer nach Rethra zur Großversammlung unterwegs in diesen Tagen.

Doch niemand wollte all den Nachrichten eine Gewichtung geben.

Auf Draburg wusste man von diesen Vorzeichen nichts. Hier drehte sich noch alles um die geschlossene Vermählung Lisbeths mit Kuno von Kucksburg, die Gestellung der ersten, zu leistenden Abgaben an die Regensteiner, die Verabschiedung der letzten Gäste.

Lukas und Leonhardt waren noch verblieben und der nun angenommene neue Knappe Arnos, Konrad von Gebra, sein Neffe, war ein zusätzlicher Kerl, der mit anpacken konnte.

Der Rückbau der kleinen Zeltstadt an der Vorburg war durch heftigen Regnen aufgehalten worden. Dennoch war man bis vor zwei Tagen schon gut mit dem Zusammenlegen und Verladen zufrieden. Nun jedoch galt es die Zelte nach dem Ende des Regens erneut auszulegen und zu trocknen.

Die aufgeweichten Wege verzögerte auch die Abreise Lisbeths und Kunos. Beide machten gemeinsame Spaziergänge durch die Lande des Lehens und lebten so unter sich in den Tag hinein.

Die Leute der Draburg scharrten sich nun um die Feuerstellen, man mahlte Korn in der Küche. Nun, da die Rester der Speisen des Hochzeitsfestes verbraucht waren und restliches Fleisch getrocknet wurde, wurden kleinere und dunkelfarbene Brotfladen geformt und aufgeröstet. Katharina trug Sorge, dass alle halfen und nicht vorzeitig in die Schüsseln griffen. Ein kräftiger Geruch lag in der Luft des Wirtschaftsbaues.

Arno indes litt unter schweren Bauchkrämpfen und Durchfall, blieb nun schon den zweiten Tag zumeist in seiner Kammer. Wenn er sich mit Leuten unterhielt, so hörten diese ein lautes Gurgeln und Knurren aus Arnos Bauch und der Voigt entschwand sodann schnell, um sich zu erleichtern. Das anfängliche Unwohl begann am Tag als der Regen einsetzte und alle mit Arbeiten befasst waren. Nun am zweiten Tag war es für Arno besonders schlimm geworden. Schmerzen im Bauch, Krämpfe. Stetige Abortgänge, wobei nur noch Wasser und Luft von üblem Geruch aus dem Körper kam.

DraburgWhere stories live. Discover now