Italien- Seltsame Einnahme von Salerno

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Um Salerno hatte sich zum Beginn der zweiten Woche im November 981 ein Belagerungsband nach und nach geschlossen, nachdem man die Tore der Stadt verschlossen vorfand und die Bewaffneten auf den Türmen und Mauern der Stadt erste Pfeile und Bolzen zur Begrüßung des deutschen Heeres geschickt hatten.

Wenn man den Stimmen im Lager aufmerksam zuhörte, so schien es jedoch denkbar, dass Salerno nicht erstürmt werden muss.

Sowohl Otto II. als auch dem Herzog Manso, der Salerno hielt, war es wohl daran gelegen, eine gütliche Einigung im Wege einer Verhandlung zu finden. Manso war an der Freilassung seines verschleppten Sohnes gelegen und an Erhalt seiner Herrschaft. Otto II. suchte, den bislang Griechen treuen Manso in sein Lager zu einem Bund zu ziehen.

Mit guten Abstand hatte man das Hauptlager im Nordosten der Hafenstadt aufgeschlagen, ein kleineres Lager zudem im Süden und im Norden. Die Stadt ist umgeben von Bergen, davon zwei höhere Erhebungen- einmal im Norden, nahe von Arnos Lagerplatz, und ein anderer Berg im Südosten der Stadt. Hinzu kam ein ortsnaher Hügel mit einer Garnison besetzt im Osten.

Salerno gab einen guten Anblick mit seinem Dom, dem Hafen und den Mauern. Selbst den Fürstenpalast und ein Kloster konnte Arno mit bloßem Auge vom nördlichen Berg aus gut erkennen. Der gute Handel, den die Stadt auch mit den Sarazenen betrieb, die Eigenständigkeit- auch wenn Gebiete des Herzogtums verloren gegangen waren- und seine gute Lage sorgten wohl für Wohlstand. Viele Adlige soll es in die Stadt gezogen haben, so wird berichtet.

Dies jedoch kümmert den bewaffneten Ritter Arno vor der Stadt an diesem Morgen nicht.

Mit Voigt Martin von Bukstatin, dessen Knecht Wiegand und seinem Knecht Andreas hatte sich Arno von Draburg heute morgen aufmachen können, etwas Essbares zu beschaffen.
Doch leider dachten andere Ritter ebenso wie Arno und Martin, waren früh aufgebrochen und strömten in das Umland vor der Stadt. Dem Heer nachfolgende Versorgungskarren zogen zumeist zum Hauptlager weiter- oftmals auch unter dem Schutz der Ritter des Nordlagers- immer in Sorge vor Ausfällen aus der Stadt. Die Hauptlast der Versorgung des Heeres lag nun bei den Klöstern und den italienischen Vasallen der Krone. Doch nun- bei an der Amalfi- Küste- stand das Heer auch für den Nachschub weit weg.

Ein Adliger war am Abend zuvor im Lager erschienen und hatte den Deutschen kleine Silberlinge übergeben- mit seiner Bitte, das nahe Dorf und sein Haus zu schonen.
Da auch keine Versorgung durch Klöster zeitnah zu sehen war, musste man sich behelfen- wollte man nicht nur garen Brei in der Schüssel finden.

Arno hatte sich auf einen umgestürzten Baum gesetzt und umwickelte die hohen Strümpfe mit dem Lederband neu.

Dann besah er sich eines dieser kleinen Silberstücke. Es soll das Abbild von Herzog Manso tragen, wie man erfahren hatte. Doch dieses Abbild war nur eine gesichtslos geprägte Gestalt und einige Zeichen darum.

Auch wenn Arno die große Flügellanze mit sich genommen hatte, würde er wohl auf dieser Jagd auf seinen guten alten Bogen vertrauen müssen. Doch weit und breit war kein Tier zu sehen- es war wie verteufelt an diesem Berg.

Der Andreas hatte schon eine Taube geschossen, das gab aber kein gutes Mahl. Sicher, es gab hier Ziegen und einige Schafe an den Hängen. Doch eines dieser Tiere, die sicher im Eigentum standen, wollten die Männer nicht zur Beute. Man hätte sich sicherlich erklären müssen.

Martin von Bukstatin war schon weiter westlich an einen Felsvorsprung in dieser kargen Bergwelt. Er winkte, zu ihm zu kommen.

Arno suchte den Weg zu diesem nördlicher gelegenen Fels. Geröll rutschte unter den Füßen weg.

Der Bukstatiner Voigt Martin war einer der wenigen, mit denen sich Arno schnell angefreundet hatte. Die gleichen Anschauungen und Sorgen um das Zuhause bestimmten das Leben beider Männer. Martin, nunmehr auch im 33. Lebensjahr, war in Gedanken oft bei seiner jungen Frau und in Sorge über deren Treue und Geschick beim Leiten des Voigtlehen. In Gesprächen auf der frühen Reise erkannte man schon in deutschen Landen, dass ein Freundesband bestand und man nur durch gegenseitigen Beistand bestehen würde. Auch wenn man hier in der italienischen Fremde kaum in Gefechte kam, versuchte man Obacht auf den anderen Voigt zu haben. Herr Martin war über die Maßen von starkem Gerechtigkeitsgefühl geprägt und war an Hilfsbereitschaft kaum zu überflügeln. Wie Arno erfahren hatte, war der Bukstatiner mit seinen Geschwistern sehr stark kirchlich erzogen worden.

DraburgWhere stories live. Discover now