Chapter Seventeen - 18th December 2016

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Noch im Halbschlaf rollte ich auf die Seite und kuschelte mich tiefer in die flauschige Bettdecke. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so entspannt ausgeschlafen hatte. Kein Wecker, keine Mitbewohnerin und kein Handy, das mich frühzeitig aus dem Schlaf klingeln konnte. Es war einfach himmlisch.

Doch als ich mein Gesicht im Kopfkissen vergrub, runzelte ich unwillkürlich die Stirn. Meine Bettwäsche roch nicht nach frischem Waschmittel. Manchmal roch sie nach meinem Abendessen, oder auch nach Schokokeksen, wenn mal wieder die Packung überm Bett ausgekippt war. Wenn sie aber nach Waschmittel roch, dann wusste ich das genau, weil es immer mit unglaublicher Arbeit verbunden war, die ganzen Sachen in die Maschine zu stopfen.

„Was-", träge stützte ich mich auf die Ellenbogen und fuhr mir mit einer Hand durchs verzottelte Haar. Wo war ich? Verwirrt ließ ich den Blick gleiten. Eine Kommode, ein Kleiderschrank – ich blieb bei dem großen Fenster hängen, von dem ich selbst vom Bett aus Hausdächer und einen weißgrauen Himmel erkennen konnte. Diesen Blickwinkel von London kannte ich noch nicht. In meinem Zimmer war nur ein kleines Dachfenster direkt über meinem Bett, von dem ich größtenteils nur die Häuserwand von gegenüber sah.

Das ließ nur einen Umkehrschluss übrig: Ich hatte bei Harry übernachtet.

„Oh Gott", stöhnend sank ich aufs Kopfkissen zurück und rieb mir über die Augen. Meine Güte. Wieso hatte er mich nicht geweckt? Ich war einfach eingepennt. Mal wieder! Wieso schlief ich immer ein, wenn wir was zusammen machen wollten?

In der Nacht hatte ich meine rechte Socke halb ausgezogen, sodass meine Ferse frei war. Die Kleidung von gestern war durcheinander, meine Hose verknittert und der Pullover verschwitzt. Als ich auf dem Bettrand saß, berührten meine Füße gerade noch so halb den Boden, so dick und flauschig war die Matratze. Sehr verführerisch. Ob ich vielleicht auch einfach den ganzen Tag hier bleiben könnte? Oder zumindest etwas anderes anziehen, bevor ich mich irgendwem zeigen musste?

Aber es waren keine Wechselklamotten in Reichweite. Natürlich nicht, immerhin hatte ich nicht geplant hier zu übernachten. Ich hatte ja noch nicht einmal geplant, gestern überhaupt noch mit Harry was zu machen, bis er vor dem Bella's am Auto gelehnt hatte.

Dann würde ich jetzt nämlich zu Hause in meinem Bett liegen und nicht aussehen, wie jemand, der die Nacht auf der Parkbank verbracht hatte. Meine Haare mussten den Eindruck machen, als hätte ich in eine Steckdose gefasst – ein Nachteil von Locken, der sich leider erst nach dem Aufstehen zeigte. Normalerweise flocht ich sie mir jeden Abend zu einem Zopf, damit es am nächsten Tag zumindest ansatzweise gesellschaftsfähig aussah.

Aber das war heute ja wohl nichts.

Also streckte ich mich ausgiebig, zupfte die Socke zurecht und tapste aus dem Zimmer. Im Flur schaute ich mich um. Hier war ich gestern nicht gewesen, wahrscheinlich befand ich mich also in einem der oberen Stockwerke. Die Tür gegenüber stand einen Spalt breit offen, sodass ein Bad zum Vorschein kam.

Es war größer, als das, was ich mir mit Jojo und Belle teilte, was ich mir wahrscheinlich hätte denken können. Eine Badewanne war in die eine Ecke eingebaut, außerdem eine Dusche und ein Spiegel mit zwei Waschbecken. Alles war in einem schönen Nachtblau gehalten. Wirklich sehr hübsch – aber unbenutzt. 

Es sah aus, als wäre es geradewegs einem „Schöner Wohnen"-Katalog entsprungen, alles war absolut aufeinander abgestimmt. Selbst die Seife, die aussah wie frisch gekauft, passte Ton in Ton zu den Vorhängen am Fenster. Was für eine Verschwendung, so ein schönes Badezimmer nicht zu benutzen. Andererseits, woher sollte ich wissen, wie die Alternative aussah? Immerhin hatte Harry ja noch ein eigenes Bad...

Remember Me - h.s [beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt