-16- A bad mood sucks

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Markus

Die Hölle war hinter mir her. Und sie hatte einen Namen. Nathan. Und Alice war auch noch dabei.

Warum mussten sie ausgerechnet heute, genau an dem Tag, an dem ich sowieso schon schlecht gelaunt war, mit zwei Verrückten im selben Bus fahren?

Zum Glück musste ich nur eine Station weit fahren und konnte so die Flucht ergreifen, als die Irren irgendetwas mit Ponys kreischten. Die Eltern der zwei taten mir leid. Ich meine, bei solchen Kindern musste man sich doch Vorwürfe machen, oder?

Genau, Markus, aber du musst reden, meldete sich mein Unterbewusstsein mal wieder zu Wort. Meine Mutter hatte sich auch Vorwürfe gemacht. Sie hatte gedacht, sie wäre daran Schuld gewesen, was aus mir geworden war. Aber das war sie nicht. Es war ganz allein meine Schuld gewesen. Vielleicht auch ein bisschen die von Alex, aber hauptsächlich meine. Ich war damals viel zu leicht manipulierbar gewesen. Brix war der Boss gewesen und Alex hatte seine Befehle weitergegeben. Und wir anderen hatten sie ausgeführt. Wer aus der Reihe tanzte, wurde bestraft. Das hatte ich am eigenen Leib erfahren.

Ich schüttelte den Kopf. Das war vorbei. Weder Alex noch Brix hatte ich seit jenem Tag, an dem ich die Gang verlassen hatte, wiedergesehen. Ich war froh, dass ich Alex nie verraten hatte, wo ich wohnte. Auch an dem See, an dem Alex mir zum ersten Mal von der Gang erzählt hatte, war ich schon lange nicht mehr gewesen.

Ich sollte nicht so viel über Vergangenes nachdenken.

Mit gesenktem Kopf stapfte ich weiter. Kenta würde in ein paar Minuten aus haben und seine Schule war nicht mehr weit entfernt.

Irgendwie fühlte ich mich beobachtet... oder war das Einbildung? Im Gehen drehte ich mich einmal im Kreis. Nichts. So oft an Alex und Co zu denken machte mich richtig paranoid.

Ich zog den Kopf zwischen die Schultern bog rechts ab. Nur noch zwei Straßen, dann konnte ich endlich wieder ich selbst sein. Bei Kenta konnte ich mir sicher sein, dass er mich nicht wieder in die falschen Kreise zog, schließlich hatte er mich wieder „normal“ gemacht. Nicht einmal Shane vertraute ich genug, um mich ihm zu öffnen. Kenta kannte meine Geschichte und hatte mir beigestanden, ohne über mich zu urteilen.

Noch eine Straße.

Da.

Fast hätte ich erleichterte aufgeatmet, als Kentas Schule in Sicht kam. Am Tor hatten sich ein paar Schüler in kleineren Gruppen zusammengestellt und unterhielten sich in Gebärdensprache. Ich musste mich richtig zusammenreißen, um nicht zu lauschen. Falls man das so nennen konnte.

Ich scannte die Gruppen nach Kenta ab. Da hinten. An einen Pfosten gelehnt sprach er mit ein paar Freunden aus seiner Klasse. Der Blonde da etwas weiter abseits war doch... Soma? Sora? Ja, Sora. Kenta hatte mir schon ein paar Mal von ihm erzählt. Anscheinend war Sora noch seltener in der Schule als Kenta.

Kenta unterhielt sich gerade mit einem dunkelhaarigen Jungen und einem Mädchen, dessen Haare so hell waren, dass sie fast schon weiß wirkten.

Ich konnte nicht sehen, was das Mädchen sagte, aber Kenta begann zu lachen, richtig zu lachen. Ohne mögliche Geräusche zu unterdrücken. Ich wusste, dass er das nur tat, weil er sicher sein konnte, dass seine Gesprächspartner genauso gehörlos waren wie er, aber trotzdem war ich irgendwie eifersüchtig. Warum konnte er nicht auch so locker sein, wenn er mit mir alleine war?

Ich meine, Kenta war bei mir lockerer als wenn die ganze Clique dabei war, aber... nicht so locker wie jetzt. Auch das Mädchen lachte jetzt, allerdings lautlos, und umarmte Kenta. Wut flammte in mir hoch. Wollte er Suzu betrügen?

Kiss me when nobody's watching [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt