Teil 21 -Befriedigung

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"Ich bin in drei Monaten wieder da und wenn alles gut läuft, kann ich auch zwischendurch mal nach Hause kommen.", sagte Lucas und drückte mich. Ich presste mich an ihn und atmete seinen Duft ein. Den würde ich sicher schnell vermissen.
"Ich vermisse dich jetzt schon.", sagte ich und küsste ihn. Er strich mir sanft über das Haar und lächelte mich an.
"Wenn ich wieder komme, möchte ich das neue Buch in Händen halten." Ich salutierte.
"Aye,aye Käpten." Wir lachten und ich winkte ein letztes Mal, als Lucas durch den Check-in ging und hinter Wänden verschwand. Etwas traurig verließ ich im Anschluss den Flughafen und nahm mir ein Taxi zurück nach Hause. Es war mal wieder ein regnerische Tag, den ich mit Schreiben verbringen wollte, doch ob mein Kopf das zuließ? Ich hatte viel zu viele Dinge in ihm angesammelt und diese schwirrte nun umher. Über Lucas bräuchte ich mir nun keine Gedanken mehr machen, aber viele andere Dinge bedurften meiner Aufmerksamkeit.  Ich holte meinen Kalender hervor und schlug ihn auf. Für heute stand nur eine Schreibschicht an, doch ich war mir jetzt schon sicher, dass Malya irgendwann reinschnallen würde. Wir hatten uns schon zwei Tage nicht mehr gesehen. In dieser Woche musste ich dringend einkaufen, mir die neuen Schuhe kaufen, die ich letzte Woche gesehen hatte und am Freitag hatte ich einen Termin bei Hank. Klang wenig, war jedoch genug noch zu tun, bis zum Ende der Woche.
Es war Nachmittag, als ich Zuhause ankam und mich vor Kälte im Flur schüttelte. Meine Schuhe stellte ich auf einen Lappen neben dem Regal und meine Jacke hängte ich weg. Dann ging ich mir die Arme reibend ins Wohnzimmer und erschrak fast zu Tode, als ich dort jemanden auf dem Sofa sitzend fand.
"Woah, was machst du denn hier?", fragte ich panisch und mit wild klopfendem Herzen.
"Hör dir das mal an: Immer häufiger sehen wir Skandal-Promi Harry Styles im gleichen Viertel und können beobachten, wie er in einem bestimmten Café sitzt oder seine Zeit mit einer bestimmten jungen Dame verbringt. Doch was steckt dahinter?"
"Noch mal, was machst du hier?", fragte ich meine beste Freundin und drehte die Heizung auf. Statt mir zu antworten, warf Malya die Zeitung auf den Tisch vor sich und sah mich schockiert an.
"Ich fasse es nicht, dass sie nicht mal wissen, wer du bist! Was sind das denn bitte für schlechte Paparazzi?" Ich rollte mit den Augen und ging in die Küche, um mir einen Tee zum Aufwärmen zu machen. Malya folgte mir noch immer schweigend und brach ihre Stille erst, als das Wasser bereits kochte und ich ihr nicht antwortete, weil ich keine Antwort von ihr bekam.
"Mit dem Ersatzschlüssel." murrte sie und nahm sich eine Tasse aus dem Schrank.
"Und wofür ist der?", harkte ich nach und goss das Wasser in die Tassen.
"Für Notfälle." Ich sah Malya an und konnte mir das Grinsen grade so verkneifen.
"Das war ja wohl ein Notfall!", beteuerte sie und folgte mir zurück ins Wohnzimmer. Ich setzte mich neben Sammy und krauelte ihm dem Bauch.
"Wo warst du?", fragte Malya und lenkte mich so von den Schlagzeilen der Zeitung ab.
"Beim Flughafen. Lucas ist abgereist." Malya sah mich mitleidig an, weshalb ich nur seufzte.
"Sieh mich nicht so an! Es ist ok, wirklich. Klar gefällt es mir nicht, aber ich wusste ja, worauf ich mich bei ihm einlasse.", sagte ich und meine Freundin schien mich genau zu verstehen, da sie kurz darauf das Thema wieder zurück wechselte.
"Kaum zu glauben, wie schnell sich sowas rumspricht.", sagte sie mit der Zeitung wieder in der Hand. Meinen Tee pustend zuckte ich leicht mit den Schultern und stellte ihn dann wieder zurück auf den Tisch.
"Er ist nun mal berühmt, da geht das schnell."
"Ja, aber du bist es auch. Nur weil du nichts Negatives über dich ans Tageslicht kommen lässt, heißt das ja nicht, dass du nicht bekannt bist. Wie läuft es übehaupt mit dem Buch?" Da waren wir wieder bei meinem Sorgenkind. Seufzend zog ich meinen Laptop vom unteren Brett des Tisches hervor und öffnete das überarbeitete Script.
"Ich hab schon etwas geändert, aber ich weiß nicht, was ich noch machen kann, damit es besser wird. Das Ende stellt mich einfach nicht mehr zufrieden." Malya nahm mir den Laptop weg und las kurz, dann schmunzelte sie.
"Ist das dein Ernst? Das ist ja total kitschig! Kein Wunder dass es nicht zum Rest passt und dich nicht zufrieden stellt. Wieso änderst du es nicht?"
"Und wie? Wäre doch blöd, wenn sie nicht zusammen kommen oder?", murrte ich und verschränkte die Arme. Ich wusste, dass Malya es nicht böse meinte, trotzdem war mir die Situation nicht sehr genehm.
"Mary, keins deiner Bücher hat bisher ein Happy End, das ist einfach nicht dein Ding und das ist auch gut so! Wer eins will, der soll Twilight oder so lesen und nicht eines von deinen Büchern! Der Leser möchte befriedigt werden, was nicht bedeutet, dass niemand sterben darf oder das die Liebe noch mal um einen Band nach hinten verschoben werden kann. Schreib es, wie du es sonst auch immer machst: intuitiv und spontan. Dann wird es gut." Malya grinste und ich musste mit ihr lächeln. Ich fiel ihr um den Hals und widmtete mich dann dem Ende. Die letzten Seiten wurden gelöscht, stattdessen öffnete ich eine kleine Notiz, wo ich mit Malyas Hilfe neue Ideen festhielt und mich mit ihnen auseinander setzte.
"Danke."
"Bitte", sagte Malya grinsend.
"Du hast übrigens eine Mail." Erschrocken sah ich auf meinen Laptop zurück und staunte, als ich die kleine 1 sah. Tatsächlich hatte ich eine neue Mail bekommen. Sehr nervös klickte ich auf den Email-Link und kam zum Posteingang, wo ich mit zitternden Händen auf die neue Nachricht klickte.
"Lies vor!" forderter Malya mich auf.
"Ja, ist ja gut.", gab ich nach und begann vorzulesen.
"Sehr geehrte Miss Hensley, ach was soll der Mist; Hi, Mary-Jane. Dein Script ist gut, sogar sehr gut, wenn man es so sagen möchte. Ich finde es unfassbar, was für eine neue Idee du dir wieder ausgedacht hast und wie du es umgesetzt hast. Deinen Gedankengang kann ich total nachvollziehen und ich hoffe, dass du mich mit den Änderungen weiter auf dem Laufenden hältst. Bis bald, Harry."

Honest (I)Where stories live. Discover now