Kapitel 19.

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  Erzähler PoV.

"Was soll das heißen?" Harry Stimme hallte durch das Krankenzimmer. Er klang noch immer kratzig, aber viel lauter als an dem Tag an dem er aufgewacht hat. Den folgenden Tag hatte der Schwarzhaarige komplett verschlafen, nun stand der Kalender auf Donnerstag und dem Gryffindor ging es wesentlich besser.
Sein Gesicht hatte wieder Farbe angenommen, er hatte es geschafft, ohne schmerzen aufzustehen und seine Glieder entspannten sich langsam wieder.
Harry saß auf der Bettkante des Krankenbettes, seine Hände lagen fast steif auf seinen Knien. Nur sein Gesichtsausdruck wies darauf hin, dass er verärgert war.
Wütend hatte er seine Augenbrauen verzogen. Er ist rot geworden und sein Kiefer hatte sich sichtlich verkrampft.
"Beruhigen Sie sich, Mr. Potter". Die strenge Stimme der Direktorin ließ Harry kurz zusammen zucken. Er biss sich kurz auf die Zunge um einen sarkastischen Kommentar herunterzuschlucken und atmete dann tief aus.
"Verzeihung", nuschelte er kurz und ballte seine Hände zu Fäusten. "Aber was bedeutet das?"
"Es bedeutet..." Sie hielt kurz inne, um Harry zu mustern. " Es bedeutet, dass Draco Malfoy sich dagegen entschieden hat, nach Hogwarts zurückzukehren
Harry stockte kurz der Atem Professor McGonagall überreichte Harry einen Briefumschlag. Der Schwarzhaarige schaute kurz in das faltige Gesicht der Direktorin und versuchte weitere Informationen herauszulesen. Als Harry den Brief aus dem Umschlag zog, kam ihn der schon fast vertraute Geruch des Blonden entgegen. Der Geruch von einem hauch Minze, schwarzen Tee und alten Büchern* umschlossen den Brief.
Es war ein einfaches Wort das auf dem Pergament stand. Ein einfaches Wort welches Harry wütend werden lies.


&gt;&gt;Nein.<<

Mehr stand nicht auf dem Pergament und egal wie oft Harry den Brief drehte und wendete, es stand einfach nicht mehr drauf. Es war nur ein einziges Wort.
"Das ist alles?", fragte Harry schockiert und stopfte den Brief zurück in den Umschlag. "Sie geben sich mit einem einfachen 'Nein' zufrieden?"
"Ich habe bereits einen weiteren Brief ins Malfoy Manor geschickt. Bis jetzt ist keine Antwort eingetroffen. Wir müssen davon ausgehen, dass Mr. Malfoy nicht zurück kommt".
Harry wusste nicht, wie er reagieren sollte.
"Ich dachte, dass ich es Ihnen sagen sollte", ergänzte die Direktorin und erhob sich von ihrem Stuhl. Harry folgte ihr mit seinem Blick.
"Verzeihen sie die Störung", nuschelte sie und ging in Richtung Tür.
Harrys Kopf war wie benebelt. Sie hatten sich versprochen, dass Draco bis zu seinem Abschluss in Hogwarts bleiben würde und nun? Nun saß der Blonde zuhause, brach sein Versprechen und weigerte sich zurückzukommen.
Das kann es doch nicht gewesen sein, dachte Harry. Alles war Draco ihm bisher erzählt hatte, die Entschuldigung bei Hagrid und die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten war einfach für die Katz? Er war wütend. Wütend, panisch und besorgt.
Er wusste, dass der Blonde nicht lange alleine bleiben konnte.
"Ich hol ihn zurück!", rief Harry gerade noch rechtzeitig. Minerva hatte gerade die Tür geöffnet und bereits einen Fuß aus der Tür gesetzt als sie auf Harrys ruf reagierte, auf dem Absatz kehrtmachte und die Tür leise schloss.
"Wie bitte?"
Harry wusste nicht, ob sie ihn wirklich nicht verstanden hatte oder ob es eine rhetorische Frage gewesen ist. Er atmete kurz durch und wiederholte sich dann entschlossen.
"Ich hole Draco zurück".
"Mr. Potter.."
"Nein, ich meine es ernst. Ich werde zum Malfoy Manor gehen und ihn zurück holen".
"Mr. Malfoy ist 18 Jahre alt. Er wird wissen, was er tut."
"Nein. Er weiß nicht was er tut, Professor."
Sie schien kurz nachzudenken. Eine tiefe Sorgenfalte legte sich auf ihre Stirn. Sie setzte sich den Schwarzhaarigen wieder gegenüber.
"Sie sagten, ich bin bis Mittwoch vom Unterricht ausgeschlossen. Lassen sie mich die Zeit nutzen, um mit Draco zu sprechen".
"Mr. Malfoy hat schon einmal mit mir über ein frühzeitiges Beenden seiner Schulausbildung gesprochen, Potter. Er scheint sich nun entschieden zu haben".
"Bei allem Respekt, Madam, aber Draco hat sich nicht freiwillig dazu entschieden".
Harry überlegte kurz. Sollte er der alten McGonagall von ihren versprechen erzählen? Sollte er ihr erzählen, dass es Draco nicht gut ging und er sich Sorgen machte? In Gedanken nickte er sich selbst kurz zu. Er vertraute ihr und er machte sich Sorgen um den Blonden.
Kurz schluckte er, richtete seinen Blick dann stur auf die Direktorin.
"Malfoy muss, seit er wieder in Hogwarts ist, damit leben, dass man ihn beleidigt, anspuckt und verflucht. Jeder der Schüler scheint ihn zu hassen. Alle sehen ihn nur als den Sohn von Lucius Malfoy und als Todesser, keiner sieht ihn mehr als Mensch und Draco ist der Meinung, dass ihn nie irgendjemand anstellen wird, weil er immer das dunkle Mal tragen wird. Er sah keinen Sinn darin seinen Abschluss zu machen. Draco hatte überlegt in die Welt der Muggel zu fliehen. Ich konnte ihn überreden zu bleiben, in dem ich ihm versprochen habe, dass ich ihm helfe. Wir waren zusammen bei Hagrid und er hat sich entschuldigt. Ich glaube, dass er sich die Schuld für den Angriff gibt und denkt, dass wenn ihn sowieso niemand hier haben möchte, dann kann er auch zuhause bleiben".Während er redete, hatte er Prof. McGonagall weiter stur in die Augen gesehen.
Sie sah Harry unter ihrer eckigen Brille an und schob diese dann ein Stück weiter hoch.
"Es tut mir leid, aber mir ist egal, ob Sie es mir erlauben oder nicht, aber ich werde Draco holen gehen".
Professor McGonagall stand auf, drehte sich rasch um und schritt wieder zur Tür.
"Ich kann Ihnen nicht erlauben das Schulgelände zu verlassen um Mr. Malfoy zur Vernunft zu bringen", antwortete sie schließlich leise aber bestimmt. Sie schaute Harry ein letztes Mal über die Schulter hinweg an. Ein leichtes, fast unterdrücktes lächeln, schlich sich auf ihr faltiges Gesicht.
"Wussten sie, Potter", begann sie schließlich leise. "Es geht das Gerücht herum, dass die Geheimgänge die nach Hogsmeade führen nicht mehr bewacht werden." Harry brauchte einen Moment um zu verstehen, was die Direktorin ihn damit sagen wollte, als er verstand, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Ich sehe sie dann nächsten Mittwoch", ächelte sie und schloss hastig und endgültig die Tür zum Krankenflügel.

______

"DU WILLST WAS?" Alle Schüler im Gemeinschaftsraum drehten sich zu Hermine. Ihre laute Stimme hallte noch immer wieder.
Ron legte ihre eine Hand auf die Schulter.
"Beruhige dich, Hermine".
"Ich soll mich beruhigen?" fauchte sie und fuhr herum. Ihr langen Haare peitschten dem Rothaarigen kurz ins Gesicht. "Hast du nicht gehört, was er gesagt hat?"
Harry wurde am Abend nach seinem Gespräch mit der Direktorin aus dem Krankenflügel entlassen. Nun saß er mit Ron und Hermine im Gemeinschaftsraum. Gerade hatte er seinen besten Freunden von seinem Plan, Malfoy zurückzuholen, erzählt.
"Ich habe gehört, was er gesagt hat, aber jetzt beruhige dich doch erst einmal. Die anderen gucken schon".
"Interessiert mich doch nicht", zischte sie und ließ ich mit verschränkten Armen wieder neben Harry auf das Sofa vor dem Kamin fallen.
"Bist du dir sicher, dass du das machen willst?", fragte Ron zögernd nach und setzte sich auf die Lehne neben Harry.
Der Schwarzhaarige nickte entschlossen. "Ich muss ihn zurück holen".
"Das verstehen wir...", nuschelte Hermine. "Aber bist du sicher, dass du dich nach Hogsmeade schleichen willst um zum Malfoy Manor zu apparieren? Du hast nie eine Prüfung dafür abgeschlossen", ergänzte Ron sie.
"Ja", lächelte Harry knapp.
"Du. hast. nie. eine. Prüfung. dafür. abgelegt." Bei jedem Wort schlug die Braunhaarige Harry auf den Oberarm.
"Aber ich kann es...", nörgelte er.
"Wenn das Ministerium davon Wind bekommt, dann bekommst du gleich doppelten ärger
"Du könntest zersplintern, Harry".
"Werde ich nicht."
Harry blieb gelassen. Er hatte mit genauso dieser Reaktion der beiden gerechnet.
"Kommt nicht in Frage!" Hermines Stimme hatte erneut einen lauten Ton angenommen. "Nimm den fahrenden Ritter!"
Der Schwarzhaarige schüttelte kurz den Kopf. "Das dauert zu lange! Ich mach das schon".
"Nein".
"Doch".
Ron schaute zwischen den beiden hin und her. Während Hermine Harry wütend ansah, sah Harry keineswegs verärgert oder nachdenklich aus. Sein Plan stand fest.
"Sag doch auch mal was dazu,Ron", stöhnte Hermine genervt.
"Ich versteh das ja nicht einmal. McGonagall hat dir keine Erlaubnis dazu gegeben, oder?"
Harry lehnte sich ein Stück vor, strich sich durch die Haare und lachte dann kurz hohl.
"Sie ist wie Dumbledore. Sie hat mir einen unterschwelligen Tipp gegeben. Ich werde keinen ärger bekommen."
"Du darfst trotzdem nicht apparieren." lächelte Hermine hochnäsig.
"Dann hilf ihm doch." sprudelte es aus Ron heraus und bekam dafür von Hermine einen Blick, der ihn hätte töten können. Harry sprang auf und lächelte Hermine entgegen.
"Er hat Recht, Hermine. Hilf mir. Wir schleichen uns heute Abend nach Hogsmeade, mit meinem Umhang. Wenn wir da sind dann Seit-an-Seit apparieren wir, du disapparierst, gehst mit dem Umhang zurück ins Schloss und keiner merkt etwas."
"Das ist gefährlich, Harry. Wir könnten erwischt werden".
"Ach komm schon Mine'" Ron fuhr sich kurz durch seine Haare und sah seine Freundin dann entschuldigend an. "Wir haben schon mehr hinter uns. In die Schule raus und rein schleichen gehörte da eher zu den kleineren Dingen".
"Bitte, Hermine".
Die Braunhaarige seufzte und schlug sich die flache Hand gegen den Kopf.
"Wir werden nicht rausgeschmissen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer".
"Na gut", murmelte Hermine gegen ihre Hand.
"Wirklich? Oh, Hermine, du bist die aller beste." Harry nahm die Braunhaarige in den Arm.
"Es ist das erste und das letzte Mal, dass ich so etwas für dich mache."
"Das weiß ich zu schätzen", lachte Harry.
"Bist du überhaupt Fit genug dafür?" Mit einem besorgten Blick löste sie sich aus Harrys Umarmung. "Wollen wir nicht lieber noch einen Tag warten?"
Aufgeregt schüttelte er seinen Kopf. "Mir geht es gut, mehr als gut."
"Du wirkst noch so verkrampft".
"Ich lag 5 Tage im Bett, ich denke, das ist normal". Harry grinste noch immer.
"Wieso willst du Draco eigentlich so dringend zurück holen?", fragte Ron und zog sich seinen Umhang ein bisschen enger um den Körper. Mit einer Kopf Bewegung deutete er auf das Portraitloch der Fetten Dame. Hermine und Harry verstanden, dass sie zum Essen heruntergehen wollten.
"Ich hab einfach das Gefühl, dass etwas nicht stimmt", erklärte Harry auf dem Weg in die große Halle. "Außerdem glaube ich, dass er nicht alleine sein kann".
"Geht es ihm wirklich so schlecht? Wie konnten wir das nicht bemerken?"
Harry zuckte mit den Schultern. "Ihm geht es wirklich nicht gut, aber er sagt nichts. Wem hätte er auch was sagen sollen?"

"Hat er mit dir darüber geredet?" Ron hatte sich kaum hingesetzt, da war sein Teller bereits mit Essen überhäuft.
"Er hat mir nur erzählt, dass alle es auf ihn abgesehen haben, ihn verfluchen und beleidigen. Einmal sagte er, dass er das alles nicht mehr will, aber wir haben nie wirklich über seine Gefühle gesprochen, abgesehen davon, dass er sich entschuldigen möchte."
"Ich kann mir das nicht vorstellen, einen Draco Malfoy, der über seine Gefühle redet?"
"Nachdem was er zu uns im Krankenflügel gesagt hat kannst du dir nicht denken, was er fühlt?", sagte Hermine.
"Was hat er zu euch gesagt?" Harrys Neugier wurde geweckt. Eigentlich wusste er fast gar nichts über die Zeit, in der er bewusstlos war.
"Er hat sich entschuldigt.", antwortete Ron trocken und schob sich eine Gabel in den Mund.
"Was?"
"Es kam wohl einfach in ihm hoch. Er hat geredet wie ein Wasserfall, so schnell und so viel. Am Ende sagte er, dass es ihm leid tut, alles", erklärte die Braunhaarige.
"Wow." hauchte Harry gegen seinen Becher Kürbissaft, so leise, dass Ron und Hermine es nicht hörten.
Die drei aßen ihr Essen gemeinsam. Als es Zeit war wieder in die Gemeinschaftsräume zu gehen, machten Harry und Hermine aus, dass sie ganz normal in ihre Betten gehen würden, damit niemand der anderen Schüler etwas mitbekommen würde. Sie einigte sich, dass sie sich um 1 Uhr im Gemeinschaftsraum treffen würden.
Harry war so hellwach wie seit Monaten nicht mehr. Kerzengerade saß er in seinem Bett, in der linken Hand seinen Umhang von seinem Vater haltend.
Um kurz vor eins schlich Harry sich leise aus dem Schlafsaal, tapste die Treppen runter und setzte sich noch einen Moment an den Kamin, der gerade dabei war zu erlöschen.
"Harry.", flüsterte Hermine und setzte sich zu ihm. "Bist du sicher, dass du das machen willst?"
Entschlossen nickte er.
"Gut, dann lass uns gehen." lächelte die Braunhaarige.
"Wir müssen aufpassen." keuchte Harry leise. "Wir passen zusammen kaum noch unter den Umhang".
Hermine nickte. Der Schwarzhaarige warf sich und seiner besten Freundin den Umhang über und schlich sich mit ihr zusammen in den dritten Stock.
Vor der Statue der buckeligen Hexe machten sie halt. Harry warf noch einen letzten Blick auf die Karte und zog sich dann den Umhang vom Kopf.
"Dissendium.", flüsterte Harry leise und schwang seinen Zauberstab in die Richtung der Statue.
Der Buckel der Hexe öffnete sich und die Beiden verschwanden in dem Geheimgang.
"Ich lege den Umhang hier hin.", flüsterte der Schwarzhaarige und legte den Umhang vor den Ausgang. Er zog seinen Zauberstab, nuschelte ein kurzes "Lumos" und schlich weiter.
"Da wären wir.", sagte Hermine als die beiden nach gefühlten Stunden ihr Ziel erreicht hatten.
"Du bist dir immer noch sicher, dass du das machen willst?"
"Ja Hermine." lächelte Harry, nuschelte ein kurzes "Nox" und steckte seinen Zauberstab wieder weg.
Die Hexe nickte leicht besorgt und hielt Harry dann ihren Arm hin. Der Brillenträger atmete noch einmal tief ein, schloss seine Augen und griff nach ihrem Arm.
Als er die Augen wieder öffnete, war er draußen. Hermine stieß neben ihn einen tiefen Seufzer aus.
"Ist alles in Ordnung?", fragte sie Harry mit ihrem nächsten Atemzug.
"Ja, alles gut."
"Ich hab uns ein bisschen weiter entfernt hergebracht. Du musst noch ein kleines bisschen laufen. Möchtest du, dass ich dich begleite?"
"Nein, du hast genug getan." lächelte er und nahm Hermine zum dank in den Arm.
"Melde dich, Harry."
"Mach ich."
Die beiden lösten die Umarmung, nickten sich noch ein letztes Mal zu und mit einem ungewöhnlich leisen Knall war Hermine wieder verschwunden.
Erneut zog er seinen Zauberstab.
"Lumos", sagte er, schaute sich kurz um und machte sich dann auf den weg Richtung Malfoy Manor. Das riesige Anwesen konnte er auch im Dunkeln gut erkennen.

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*Da ich keine Ahnung hab wonach Draco riechen könnte hab ich mich einfach dafür entschieden :3

It's never too late, Potter - DrarryOnde histórias criam vida. Descubra agora