Kapitel.39

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  Erzähler PoV.

Draco hatte das Gefühl, sich vor Nervosität übergeben zu müssen, als Harry stumm die Tür zum Fuchsbau aufstieß.
Fast schon automatisch drückte der Blonde die Hand des Gryffindor ein wenig fester, als die Beiden in die Küche eintraten und vom leisen rauschen des Radios in Empfang genommen wurden.
Obwohl Draco, in Gegensatz zu Harry, mit Magie aufgewachsen ist, kam ihm das Haus der Weasleys wie eine andere Welt vor. Sein Blick fiel auf den Abwasch, der sich gerade von selbst erledigte und auf die liebevolle, persönliche und bunte Einrichtung der Weasleys.
Alles in diesem Haus schien seinen eigenen Charakter zu haben.
"Alles in Ordnung?", zog Harry ihn aus Gedanken. Draco nickte leicht und sah sich weiter um.

"Molly?", rief Harry ins Haus hinein und keine Sekunde später hörte man, wie jemand die Treppe hinunter kam.
Lächelnd kam die rothaarige Frau auf den Gryffindor zu, legte ihre Hände an seine Wangen und zog ihn wenig später in eine intensive Umarmung.
"Harry, mein lieber", flötete Mrs. Weasley. "Ich bin so froh dich zu sehen."
Mittlerweile hatte Harry die Hand des Slytherin losgelassen und sie sanft auf den Rücken der Mutter gelegt.
"Schön dich zu sehen", erwiderte Harry und löste die Umarmung schließlich. "Ich hoffe, es ist kein Problem, dass ich Draco doch spontan mitgebracht habe."
"Aber nein", grinste Molly und wandte sich zu Draco um. "Für Besuch haben wir immer ein Plätzchen frei."
Mit einem liebevollen Lächelnd kam die rothaarige ein wenig näher auf Draco zu und die Nervosität in seiner Magengegend meldete sich erneut zu Wort.
Er wusste nicht, wie die Weasleys auf ihn reagieren würden.
"Hallo Draco.", sagte Molly in einem verständnisvollen Ton und streckte ihm die Hand entgegen. "Du weißt sicher, wer ich bin."
Draco nickte stumm und erwiderte den Händedruck der dicklichen Frau.
"Ginny und ich sind alleine zuhause", erklärte Molly. "Arthur kommt erst zum Essen wieder und Ron ist bei George und hilft ihm, damit er den Laden wirklich ein paar Tage dicht machen kann. Hermine ist noch kurz zu ihren Eltern. Sie müssten bald wieder da sein. Charlie und Percy kommen erst in ein paar Tagen. Ihr könnt in seinem Zimmer schlafen. Braucht ihr einen Schlafsack oder ähnliches?"
"Nicht nötig, danke", erwiderte der Schwarzhaarige und lächelt Draco kurz aufmunternd zu.
"Draco, du kannst Euer Gepäck hoch in den zweiten Stock bringen. Harry, mein Lieber du solltest bei Ginny im Zimmer vorbeischauen. Wir haben eine kleine Überraschung für dich."
Sanft tätschelte Molly den Blonden über den Arm und verschwand dann durch die Tür im Garten.
"Siehst du?", sagte Harry leise. "Niemand ist dir hier böse."
"Niemand abgesehen von deiner Ex-Freundin, oder ihren Brüdern, oder ihren Eltern."
Etwas unbeholfen lachte Harry. "Wir werden eine tolle Wochen haben, vertrau mir."
"Tu ich.", sagte Draco und spürte wenige später wie Harry ihn einen schnellen Kuss auf die Lippen drückte.
"Soll ich dir helfen, dass Gepäck hochzubringen, oder kann ich kurz bei Ginny vorbeischauen?"
"Geh ruhig", sagte Draco und binnen weniger Sekunden war Harry die Treppe hochgegangen.
Seufzend griff der Slytherin nach dem Rucksack von Harry und stieg die Treppen zum zweiten Stockwerk hoch.
Innerlich verfluchte er sich selbst. Er hätte den Schwarzhaarigen wenigstens fragen können, ob er ihm das Zimmer zeigen würde, in dem sie schlafen würden.
Vage versuchte er sich daran zu erinnern, was Percy für eine Person war und versuchte sich dann daran zu orientieren.
Das Zimmer, welches er betrat, wirkte ein wenig kahl, nur ein paar wenige Bücher lagen auf einem Schreibtisch. Draco war sich zwar nicht ganz genau sicher, ob er wirklich im richtigen Zimmer war, doch Percy war bereits ausgezogen und das würde erklären, wieso dieses Zimmer ein wenig leer wirkte.
Etwas unsicher ließ Draco seines und Harrys Gepäck auf das kleine Bett fallen und sah sich dann nochmal etwas genauer im Zimmer um.
Erst jetzt bemerkte Draco den Eulenkäfig auf der kleinen Kommode, neben der Tür und die kleine Eule, die ihr Gesicht unter ihrem Flügel versteckt hatte, wachte langsam auf, als der Blonde an den Käfig trat um sich die Zwergohreule genauer anzusehen.
Pig öffnete müde seine Augen und begrüßte den Slytherin mit einem leisen krächzen.
"Wieso stehst du hier so ganze alleine herum, mhm?", flüsterte Draco leise, öffnete den Käfig und strich der kleinen Eule über den Kopf.
Er musste leicht schmunzeln, als Pig ihn sanft in den Finger biss und ihn danach erneut leise ankrächzte.

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Sachte klopfte der Schwarzhaarige an die Tür, die zu Ginnys Zimmer führte. Immer mehr Ideen gingen in durch den Kopf, was diese Überraschung sein könnte, die Ron und Hermine schon mehrmals angesprochen haben.
"Komm rein", hörte Harry die rothaarige durch die Tür rufen.
Locker drückte der Schwarzhaarige dir Türklinke hinunter und stieß die Tür zu dem Zimmer auf.
Seinen Erwartungen hingegen war seine Ex-Freundin nicht alleine im Zimmer.
Neben ihr auf dem Bett saß ein kleiner Junge mit blauen Haaren und strahlenden Lächeln, das noch ein wenig breiter wurde, als er Harry bemerkte.
"Was macht Teddy denn hier?", fragte Harry glücklich, ging zum Bett hinüber und nahm den kleinen Jungen in den Arm.
"Andromeda hat ihn gestern hergebracht. Sie dachte, dass du ihn gern wieder sehen würdest", lächelte Ginny sanft und beobachtete Teddy dabei, wie er lachend nach Harry Brille griff.
"Überraschung gelungen?", fragte die Rothaarige belustigt.
"Und wie", erwiderte Harry, der nun ohne Brille im Zimmer stand.
"Ich hab gestern den ganzen Tag mit ihm geübt", erklärte sie, stelle sich neben die beiden und nahm Teddy die Brille wieder aus der Hand. "Teddy, sag mal 'Harry'"
Ginny schob dem Schwarzhaarigen die Brille wieder auf die Nase, während der kleine Junge fröhlich in die Hände klatschte und laut "'Arry" rief.
"Mit dem 'H' hat er noch Probleme", grinste Ginny. "Ist Draco hier?"
Harry nickte kaum merklich und starrte einen Moment geistesabwesend auf die blauen Haare des Kleinkindes.
"Ron hat es mir erzählt. Er war drei Wochen weg?"
Harry nickte. "Er ist gestern angekommen."
"Hat er dir erzählt, warum er sich nicht gemeldet hat?"
"Er hat mir einen Grund genannt, ja", erzählte Harry. "Und irgendwo kann ich ihn da auch verstehen,-"
"Aber es hat dir weh getan, hab ich recht?"
"Schon, aber er hat viel erreicht in dieser Zeit. Wer weiß, ob er das auch geschafft hätte, wenn ich bei ihm gewesen wäre."
"Bist du sauer auf ihn?", fragte Ginny und musste leicht darüber schmunzeln, dass Teddy versuchte nach Harrys Haaren zu greifen.
"Ich versuche es nicht zu sein. Ich freue mich für ihn, wirklich, aber ich wünschte, er würde nicht so tun, als wäre nichts gewesen, als wären es drei Tage, statt drei Wochen."
"Ich glaube, er macht das nicht absichtlich. Wir reden hier immer noch über Draco Malfoy und ich glaube, dass er nicht mit dem Gedanken umgehen kann, dass er dir wehgetan haben könnte."
"Klingt es nicht wahnsinnig dämlich, wenn ich sagte, dass er mich mit seinem verhalten verletzt hat?"
"Wieso sollte das dämlich klingen, Harry?", fragte Ginny leise und Teddy rief erneut laut "'Arry"
Der Schwarzhaarige zuckte bedrückt mit den Achseln.
"Glaubst du, dir ist es verboten zu zeigen, dass auch du Gefühle hast? Das ist ziemlich primitiv."
"Ich will nicht, dass er sich Gedanken macht."
Ginny seufzte schwer und fuhr Teddy einmal durch die Haare.
"Wie wäre es, wenn du ihm erst mal seinen Cousin vorstellst und heute Abend redest du noch mal mit ihm?"
"Ich hab ganz vergessen, dass die beiden verwandt sind", sagte der Gryffindor geistesabwesend erwiderte das Grinsen seines Patenkindes.
Ginny strich den Brillenträger noch einmal kurz über den Rücken, ehe sie ihn schon aus ihrem Zimmer schob und die Treppe hinunter ging, um ihrer Mutter zu helfen.
Harry tauschte einen kurzen Blick mit Teddy, der ihn nur fröhlich angrinste und wiederholt nach seiner Brille greifen wollte.
Lachend wich der Schwarzhaarige dem Griff des Kleinkindes aus und machte sich mit ihm auf den Arm und den Weg in das Zimmer von Percy, in dem Draco und er die Woche über schlafen würden.
Der Blonde bemerkte gar nicht, dass Harry ins Zimmer kam. Viel zu beschäftigt war er damit seine Bücher aus seiner Tasche zu räumen.
Harry schaute seinem Freund einen Moment dabei zu und musste leise darüber schmunzeln, dass dieser so viele Bücher mitgenommen hat, obwohl Harry sich sicher war, dass er in diesem Haushalt wenig Zeit zum Lesen hatte.
"'Arry.", rief Teddy erneut und binnen einer Sekunde fuhr Draco herum und starrte auf das Kleinkind in Harrys Armen.
"Hey.", grinste Harry und ging einige Schritte auf den Blonden zu.
Der Slytherin grinste kurz und sah dann weiter auf das Kleinkind mit den blauen Haaren.
"Sind Granger und Weasley nicht etwa zu jung für ein Kleinkind?", lachte Draco und legte seine Bücher auf den Schreibtisch.
"Sehr witzig", sagte Harry und erneut wurde ihm die Brille von der Nase gezogen. "Das ist Teddy. Er ist der Sohn von Tonks und Remus, also, darf ich dir deinen Cousin vorstellen?"
Draco musterte das Kleinkind kurz und griff dann erneut nach einem Stapel Büchern.
"Ich hab noch nie ein Kind mit blauen Haaren gesehen", merkte er beiläufig an.
"Teddy hat die Metamorphmagusfähigkeit von Tonks geerbt."
Draco legte seine Bücher aus der Hand, ging zu Harry und Teddy hinüber, nahm Teddy die Brille von Harry aus der Hand und schob sie dem Kleinkind auf die Nase.
Teddy lachte laut, auch, wenn ihn die viel zu große Brille immer wieder von der Nase rutschte.
"Selbst ihm steht die Brille besser als dir.", neckte Draco den Schwarzhaarigen und bekam dafür einen gespielt wütenden Blick.
"Möchtest du ihn vielleicht mal auf den Arm nehmen? Ich glaube, er findet bereits gefallen an dir", grinste Harry und nahm Teddy die Brille ab.
"Nein", sagte Draco kühl und widmete sich stumm seinen Büchern ohne weiter auf Teddy und Harry zu achten.
Die Kälte in Dracos Stimme machte den Schwarzhaarigen ein wenig stutzig.
"Wieso nicht?"
"Wieso sollte ich?", fragte Draco leise und nahm weiterhin Bücher und gelegentlich ein paar Klamotten aus seiner Tasche.
"Draco er ist dein Cousin."
"Großcousin.", verbesserte der Blonde ihn.
"Macht das einen Unterschied? Ihr seid verwandt."
"Du musst mir nicht einen meiner letzten lebenden verwandten vor die Nase halten und so tun, als würde das irgendetwas ändern.", obwohl Draco nicht schrie, merkte Harry, wie wütend der Blonde war.
Unwissend über das was den Slytherin so wütend gemacht hat, biss Harry sich auf die Unterlippe. Teddy hatte aufgehört zu lachen und sah nun etwas unsicher zwischen Harry und Draco hin und her.
"Ich versteh nicht was du meinst", flüsterte Harry und strich seinem Patenkind durch die blauen Haare, als er seinen unsicheren Blick bemerkte.
"Ich will einfach keine enge Bindung zu dem Hosenscheißer."
"Er hat einen Namen und ich verstehe nicht, wieso du ihn jetzt so abweist."
"Er mag jetzt begeistert von mir zu sein, aber Warte mal ein paar Jahre, wenn er dir ganze Geschichte kennt."
"Du glaubst also, dass er dich in ein paar Jahren hassen wird? Ist das dein ernst?"
Der Gryffindor spürte, wie Draco sich neben ihn anspannte und einen kurzen Augenblick hielt der Slytherin in seiner Bewegung inne.
Draco antwortete nicht auf Harrys Frage.
"Draco, du musst dir nicht immer einreden, dass Teddy dich hassen wird."
"Ich rede mir nichts ein, Potter", zischte Draco und ließ die Bücher, die er gerade in der Hand hatte, wieder aufs Bett fallen. "Hast du den Blick von Mrs. Weasley nicht gesehen? Sie ist nicht gerade erfreut darüber, dass du mich mitgebracht hast und ich will den Blick von Mr. Weasley gar nicht sehen, wenn er nachher nach Hause kommt. Glaubst du wirklich, dass er mich gerne als seinen Verwandten ansieht, wenn er die Geschichte von den Anhängern Lord Voldemorts kennt, die seine Eltern getötet haben? Glaubst du, es freut ihn, dass sein Cousin ein Teil von dieser Mannschaft war?"
"Die Blicke bildest du dir ein."
"Ich bilde mir das nicht ein, Harry. Niemand ist erfreut, wenn ein Todesser einfach so ins Haus spaziert kommt."
"Ich hab dir schon einmal gesagt, dass du kein Todesser bist."
Der Schwarzhaarige konnte spüren, wie Teddy sich in sein T-Shirt klammerte und sein Gesicht in diesem vergrub. Harry hatte gar nicht bemerkt, dass sie ein wenig lauter geworden sind.
"Du musst dir nicht einreden, dass alle dich hassen, weil du dich hasst, Draco."
"Es ist so."
"Ich hasse dich nicht", sagte Harry ein wenig verletzt. "Ganz im Gegenteil, ich li-"
"'Arry'", unterbrach Teddy den Schwarzhaarigen und vergrub sein Gesicht noch tiefer in dessen Shirt.
"Wir sollten nicht vor ihm streiten. Ich bring ihn kurz runter zu Ginny, dann können wir weiter reden."
"Am besten bleibst du auch unten", sagte Draco kühl. "Wir müssen nicht weiter reden."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drängte der Blonde sich an Harry vorbei, verließ den Raum und der Schwarzhaarige konnte nicht sagen, ob es gerade Wut oder Trauer war, die seinen Hals empor stieg.  




It's never too late, Potter - DrarryTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang