[ ONE ] | 21.01.2014

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Never say 'that won't happen to me'
Life has a funny way of proving us wrong

〰💫〰

Ich berühre vorsichtig seine Hand und fahre mit den Fingern seine kantigen Konturen nach.

Seine sonst so gesunde Gesichsfarbe ist blass, über seiner linken Augenbraue befindet sich eine frische Schnittwunde.

Seine roten Lippen sind aufgeplatzt und blutig, sein rechtes Auge blau angeschwollen.

Mit meinen Fingerspitzen berühre ich vorsichtig seine Wange und hoffe, dass er spürt, dass ich bei ihm bin und dass er nicht alleine kämpfen muss.

Eine Träne rollt über meine Wange und tropft auf meinen Handrücken.

Ich möchte ihm so viel sagen und doch bringe ich keine Worte über meine Lippen.

Ihn so zu sehen, so schwach, so hilflos und so verletzt, raubt mir das Vermögen, zu reden.

Aus Angst und Verzweiflung lache ich hilflos und streiche ihm eine Haarsträhne die Stirn. Seine Haut ist nach wie vor weich, so weich, wie ich sie schon immer in Erinnerung habe.

Ich schlucke den rießigen Kloß in meinem Hals hinunter und versuche, tapfer zu sein.

"Draußen im Wartezimmer", flüstere ich leise, um ihn nicht aufzuwecken, obwohl ich nichts anderes will, als seine strahlenden Augen zu sehen, "warten ungefähr zwanzig Menschen, die nur darauf warten, bis du deine Augen wieder öffnest."

Ich berühre seine blonden Haare und reibe eine Strähne zwischen meinen Fingern.

"Trey wartet schon die ganze Zeit darauf, dass er zu dir darf", rede ich leise weiter, "aber deine Mutter meinte, ich sollte erst zu dir gehen, weil sie glaubt, dass du dich an den Klang meiner Stimme mehr erinnerst."

Ich beobachte meinen Freund, während er vor mir liegt, als würde er schlafen. Dabei führt er gerade den schwierigsten Kampf in seinem Leben - sagen zumindest die Ärzte.

"Deine Mutter erinnert sich daran, wie ich dir immer vorgelesen habe, weil du zu faul warst, deine Lektüren selbst zu lesen. Wobei die Bücher wirklich gut waren."

Ich umklammere seine linke Hand mit meinen beiden Händen und streiche mit meinen Daumen über seinen Handrücken. Seine Hand ist rau, im Sommer bekommt er immer raue Hände, wenn er sich nicht eincremt.

"Ich habe es genossen, dir die Geschichten vorzulesen, auch wenn du dich auf alles konzentrierst hast, außer auf die Bücher."

Ich lache vorsichtig und leise, trotz der aufgesetzten Fröhlichkeit, die ich schon den gamre Tag aufrecht erhalten habe, sitze ich jetzt vor Caulder und weine wie ein Schoßhündchen.

"Ich würde dir sehr gerne wieder etwas vorlesen", sage ich, kaum mehr fähig, etwas zu sagen, "ich kann dir auch wieder die ganze Zusammenfassung für deine Lektüren schreiben."

Ich schlucke und wische meine Tränen aus dem Augenwinkel.

"Ich lese dir alles vor was du willst - wenn du bleibst."

Wenn du bleibstWhere stories live. Discover now