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Lillys POV:

Eine Woche später durfte ich endlich gehen. Im Rollstuhl wurde ich von Bill aus dem Krankenhaus gefahren, wo meine Eltern mit dem Auto warteten. Lachend schlug ich Bill auf den Arm, der andauern blöde Witze riss, und genoss die Sonne. Mir ging es wieder gut. Natürlich, ich hatte immer noch Gipse, aber ich war glücklich. Ich sah das Leben in einem völlig anderen Licht. Wenn man, wie ich, wie durch ein Wunder noch am leben war, dann konnte man gar nicht anders. Anscheinend erwartete mich doch noch etwas Besseres, als eine Essstörung.

Und Bill…tja, keine Ahnung. Ich wusste nicht, ob ich immer noch in ihn verliebt war. Es hatte sich einfach so viel für mich verändert. Bill musste mit seinem eigenen Leben zurecht kommen, ein neues Album aufnehmen, touren…und ich musste wieder anfangen zu leben. Mit Freunden, Hobbys und einem berühmten Bruder.

Aber ich wusste auch, dass Bill mir das Leben gerettet hatte. Er hatte meinen Lebenswillen wieder geweckt und er hatte mich davon abgehalten, für immer im Koma zu bleiben. Ohne ihn wäre ich heute nicht hier.

Eine Stunde später saßen wir alle in unserem Garten, Tom erzählte von seiner letzten Party und ich genoss die Sonne. Georg bespannte seinen Lieblingsbass neu und Gustav diskutierte mit Bill über das neue Album. "…Müssen wir dann langsam ins Studio." "Was? Nein! Wie soll das denn gehen? Ich kann nicht!", rief Bill entrüstet und ich horchte auf. "Warum denn nicht?", fragte ich überrascht. "Lilly, wer soll sich denn um dich kümmern?", fragte Bill und sah mich zweifelnd an. Lachend schubste ich ihn. "Ich komm schon zurecht, sieh du mal lieber zu, dass ihr bald mit dem Album fertig seid. Ich will neue Musik von euch hören!" 

Widerwillig sah Bill mich an. "Na gut…ich mein ja nur!", meinte er dann motzig, als alle anderen ihn auslachten.

Bills POV:

Also wirklich! Ich hatte ja nur helfen wollen. Als ob ich mich jetzt auf das neue Album konzentrieren könnte, jetzt, wo ich endlich wusste, was (bzw. wen) ich wollte. Ja, ich war verliebt in Lilly. Ich musste der Wahrheit ins Gesicht sehen. Aber mir war natürlich klar, dass sie jetzt erst einmal mit sich selbst zurecht kommen musste. Wenn ich ihr jetzt noch sagen würde, dass sie mir etwas bedeutete, würde das alles wieder durcheinander bringen. Das konnte ich also auf gar keinen Fall.

Tom warf mir die ganze Zeit über schon so prüfende Blicke zu. Wirklich, manchmal verfluchte ich diese Verbindung zwischen uns, man konnte echt keine Geheimnisse haben. Ich versuchte, Tom so gut wie möglich zu ignorieren und verabschiedete mich bald, weil die anderen es echt durchgeboxt hatten, dass wir in 2 Tagen im Studio antanzen würden.

Nicht, dass ich mich nicht auf das Album freute, das war mein Leben, aber Lilly eben auch. Ich verspürte die lächerliche Angst, Lilly könnte in meiner Abwesenheit jemanden kennen lernen oder auf die Idee kommen, dass ich nicht mehr so oft kommen sollte…Unsinnig. Ich redete mir ein, dass ich unsinnig dachte, aber diese blöden Gedanken kamen immer wieder. 

"Hör mal, Bill, du kannst mit mir darüber reden. Ich versteh das, wenn du Lilly gegenüber Hemmungen hast, schließlich hat sie sich vor deinen Augen fast umgebracht.", sagte Tom irgendwann später am Abend. "Hemmungen?", fragte ich verwirrt. Manchmal kam ich bei Tom einfach nicht mehr mit. "Ja, du bist ihr gegenüber so komisch. Hat Georg auch schon gesagt." Ach ja, jetzt redeten sie also schon über mich.

"Ich hab überhaupt keine Hemmungen!", rief ich also entrüstet, was bei meinem zweideutigen Zwilling eine Kicherattacke auslöste. Wirklich, manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich der einzig Anständige in diesem Haus war.

Gustavs kleine Schwester (A Tokio Hotel Fanfiction)Where stories live. Discover now