1.Kapitel

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Seine kristallklaren Augen schimmerten mich erwartungsvoll  an. Einmal mehr versagte mir der Atem bei dem Gedanken ihn gleich zu berühren.

" Hast du Angst ", flüsterte er mir verführerisch ins Ohr und seine Finger berührten, die meinen. "Das spielt keine Rolle.", erwiderte ich und wies ihn mit einer Kopfbewegung von mir. Die Leere seiner Augen spiegelte meine zerbrochene Seele wieder. Trotzdem er es war, der mich erst lebensfähig gemacht hatte, wollte ich meinen Gefühlen nicht nachgeben. Es war nicht richtig hier zu sein, mit ihm. Und mein Instinkt sagte mir "Lauf weg!"

"Was denkst du gerade?" Er drückte mich gegen die kalte Steinmauer und kam meinem Gesicht gefährlich nahe. Ich versuchte ihn mit meinen Händen weg zu drücken, doch das ließ er nicht zu. Würde er mich umbringen, wenn ich jetzt wegliefe? Ich konnte es nicht ausschließen. Wie ein Raubtier blickte er mich an. Wie eine Maschine, die einzig zum Töten der Menschen entwickelt wurde. Und doch, da war etwas liebevolles, verspieltes im Funkeln seiner Augen. Eigenschaften, die ausschließlich  seiner Spezies vorbehalten sein sollten.

1. Kapitel

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste Mal von den Blood Crystals hörte. Ich war gerade fünf geworden, als ich meine Mutter spät abends bat, mir meine Püppi von draußen zu holen. Ich hatte Sie einige Stunden zuvor beim Spielen an der alten Eiche vergessen. Es war nicht so, als wenn die Eiche kilometerweit entfernt war, um genau zu sein, unsere Straße runter und auf der rechten Seite beim Spielplatz. Es hätte nicht mal drei Minuten gedauert. Doch Mutter schüttelte nur den Kopf. Sie sagte um diese Zeit wäre es zu gefährlich noch raus zu gehen. Ich durfte, seitdem ich denken konnte, nie alleine aus dem Haus gehen und schon gar nicht nach Anbruch der Dunkelheit. Meine Eltern hatten viel zu große Angst davor, dass ich die Zeit vergessen und nicht rechtzeitig wieder da sein würde. Und das war nicht nur bei mir so, sondern in allen anderen Familien auch. In der Dunkelheit verließ nie jemand das Haus. Erst wenn die ersten Lichtstrahlen am Morgen durch die Wolkendecke brachen, füllten sich die Straßen allmählich wieder mit Menschen. Wenn die schwarzen Wolken vollständig verschwunden waren, erblühte die Stadt voller Leben und es war so, als hätte zu keiner Zeit Gefahr für die Menschen bestanden. Damit bin ich groß geworden und bis heute hat sich auch nichts daran geändert. Und das wird es auch nicht, schließlich lauern dort draußen in der Dunkelheit diese mörderischen Kreaturen. Zumindest sagen das alle.

Es ist traurig, den Mond kenne ich nur aus Büchern und Bildern. Auch die Stadt habe ich noch nie in der Nacht betrachten können. Nichts habe ich je in der Nacht gesehen, da es uns Menschen verboten ist nach Anbruch der Dunkelheit, das Haus zu verlassen. Die goldene Regel unseres Zeitalters. Man ist ständig an das Licht der Sonne gebunden. Selbst die Rettungsdienste sind nur tagsüber zu erreichen. Sie stellen Ihre Arbeit zwar  nicht ein, doch im Dunkeln setzt niemand ein Fuß nach draußen. Unsere Häuser sind mit speziell entwickelten Sicherheitssystemen ausgestattet, die es ermöglichen innerhalb des Gebäudes keine Angst vor diesen Monstern haben zu müssen. Die kommen da nicht durch. Das ist gut, doch das heißt auch, wenn jemand ein Problem hat, muss er alleine damit fertig werden, denn von seinen Mitmenschen kann er in der Nacht keine Hilfe erwarten, soviel ist sicher. Wieso sollte jemand sein Leben riskieren, um das eines anderen zu retten?

In der Schule wurde ich das erste Mal ausführlich über dieses Thema aufgeklärt. Und die erste Aussage meiner Lehrerin lautete:" Ihr wisst ja bereits, dass Ihr getötet werdet, wenn Ihr im Dunkeln das Haus verlasst,..." Es war die Pflicht der Beamten uns Kinder zu informieren, damit so wenige wie möglich aus Unwissenheit starben. In den Medien wurde nicht häufig darüber berichtet. Es kam auch nur sehr selten vor, dass die Menschen hier von dieser Spezies getötet wurden. In anderen Bereichen der Welt war es viel schlimmer. Ganz besonders schlimm in den Entwicklungsländern, dort hatten sie nicht die Mittel, sich vor den Blood Crystels zu schützen. Infolge dessen starben in diesen Ländern auch deutlich mehrere als hier bei uns.

Nachdem wir von unserer Lehrerin aufgeklärt wurden, hörte man kaum mehr etwas über dieses Thema. Es wird totgeschwiegen. Niemand möchte darüber reden, geschweige denn sich damit auseinandersetzen. Das letzte was sie noch sagte war: " Keiner weiß wo sie herkommen oder was sie wollen, aber in einem Punkt sind wir uns sehr sicher. Sie stellen die größte Bedrohung der Menschheit dar und man kann sie nicht bekämpfen. Akzeptiert das und haltet euch an die goldene Regel!"

Bis zu meinem 18. Geburtstag hatte ich auch nie die Absicht gehabt, diese Forderung zu missachten. Doch meine innere Rebellion gegen das System dieser Gesellschaft, Probleme weitgehend auszublenden, brachte mich irgendwann zu dem Entschluss:

"Regeln sind da um gebrochen zu werden."

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