Kapitel 15:

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„Jane, aufwachen.", schrie mich jemand an. Erschrocken setzte ich mich auf und hielt sofort meine schmerzenden Rippen fest.

„Autsch. Verdammt. Was soll das, Mara?", fragte ich aufgebracht meine Schwester. Sie stand mit meinen Ohrenschützern vor mir und wedelte damit vor meiner Nase herum. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, damit die Schmerzen nicht noch schlimmer wurden.

„Du kannst nicht die ganze Zeit pennen. Irgendjemand muss sich um die Haushaltssachen kümmern.", erklärte sie mir. Ich blieb sitzen.

„Aber nicht ich, Mara. Ich bin dank dir verletzt. Da kann ich nicht noch mehr machen. Du hast mir die Rippen gebrochen.", sagte ich deutlich zu ihr. Sie packte mich blitzschnell an den Haaren und zog mich auf die Beine.

„Wie oft soll ich es dir den noch sagen: Dafür bist du da und jetzt mach etwas dafür das du lebst.", schrie sie mich an und stieß mich auf den Boden vor dem Fernseher. Der Stoß wurde durch meine Hände gebremst, aber sie konnten mich nicht ganz aufhalten und ich landete wieder mit dem Oberkörper auf dem Parkett. Mit dem restlichen Schwung landete ich in dem kleinem Schrank unter unserem Fernseher.

„Ahh.", stöhnte ich schmerzerfüllt auf.
„Sei leise.", schrie mich meine Schwester an. „Und tu nicht immer so als würde dir alles wehtun."
Ich drehte mich auf den Rücken und schnappte nach Luft. Allmählich wurde es besser, also lehnte ich mich an dem Schrank an.

„Na, geht doch schon wieder. Kommst du jetzt endlich. Die Toilette wartet nicht den ganzen Tag.", sagte Mara abschätzig zu mir. Ich stand zittrig auf und hielt mich am Fernseher fest.

„Nein, ich putze nicht mehr hinter euch her.", erklärte ich ihr. Mit aller Kraft versuchte ich meine Stimme ruhig und sicher klingen zu lassen, aber ich sah wie Mara anfing zu grinsen und mich fast schon traurig anschaute.

„Kein Widerspruch wird geduldet.", erklärte sie mir und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Gehst du jetzt zur Toilette?"

„Ich mache das nicht mehr.", wiederholte ich. Meine Stimme war schon etwas fester.

„Du weißt was das heißt?", fragte sie mich belustigt.

„Das du auch mal etwas machen musst?", gab ich vorlaut von mir. Erst als die Worte meinen Mund verlassen hatten, bemerkte ich, dass das keine so gute Idee gewesen war.

„Wie bitte?"

„Wir müssen eine Putzfrau organisieren, habe ich gesagt.", verbesserte ich mich. Mara trat einen Schritt auf mich zu und ich wich nach hinten aus und wurde von dem Fernseher gestoppt.

„Du weißt das wir dafür kein Geld übrighaben."

„Papa hat uns doch Geld hinterlassen.", bemerkte ich zögerlich.

„Den kleinen Teil den wir bekommen haben, der reicht für nichts und wieder nichts. Warum denkst du gehen Mama und ich wohl arbeiten?", sagte sie gefährlich leise und scharf. Sie senkte den Blick auf mich hinunter. Ihre Augen leuchteten gefährlich auf. Erschrocken wollte ich weiter zurückweichen, doch der Fernseher hinderte mich daran. Mara kam näher zu mir.

„Ich habe dir eine Frage gestellt, du mieses Stück Scheiße.", sagte sie. „Warum gehen Mama und ich arbeiten?"

„Damit... wir... Geld verdienen?", stotterte ich und drückte mich an den Fernseher. Mara kam immer näher. Ich konnte jetzt ihr Parfum riechen. Einen starken Geruch von Vanille. Ich schluckte kräftig und versuchte meine Angst unter Kontrolle zu bekommen. Ich wollte nicht noch einmal verprügelt werden. Nicht heute.

„Damit wir Geld verdienen? Ist das eigentlich dein Ernst? Wir gehen bestimmt nicht zu irgendwelchen Männern ins Bett damit meine Mutter und ich, dich auch noch durchfüttern dürfen. Du arbeitest jeden Tag für deinen Unterhalt. Hast du das noch nicht verstanden?"
„Ich habe nicht einmal ein eigenes Zimmer.", merkte ich an.
„Du arbeitest halt zu wenig und jetzt mach das du in die Toilette kommst.", schrie sie plötzlich wieder los und packte mich mit einer Hand an der Kehle. Dann drehte sie mich in die Richtung, in die ich gehen sollte.

„Lass... los.", kam es leise über meine Lippen. Es war äußerst unangenehm ihre Hand an einer so empfindlichen Stelle zu haben.
„Sicherlich nicht." Ohne viel zu überlegen nahm ich meine Hände und zog mit vereinten Kräften ihre Hand von meinem Hals weg.
„Lass mich verdammt noch einmal los, Mara. Ich will nicht die Toilette putzen, okay. Du kannst auch einmal etwas machen, anstatt den ganzen Tag im Bett herum zu liegen.", sagte ich so laut ich es mich traute.

„Was höre ich da?", ertönte die Stimme meiner Mutter aus der Küche.
Sie war die ganze Zeit dort gewesen und hatte zugehört, schoss es mir durch den Kopf. Ehe ich mich versah packte mich Mara am Arm und zog mich in die Küche. Dort warf sie mich erneut auf den Boden. Ich schlitterte bis in die Ecke.

„Danke, Mara. Ich glaube Jane ist jetzt meine Sache."
„Mama, ich darf doch dabei sein. Bitte!", flehte Mara meine Mutter an. Sie setzte ihren Dackelblick auf und probierte dabei große Augen zu machen. Es sah einfach nur bescheuert aus, wenn ich ehrlich war.

„Meinetwegen, bleib halt hier.", sagte sie. Ich schaute zu den beiden auf und verkroch mich noch weiter in der Ecke. Meine Beine zog ich so gut es ging an und machte mich auf etwas gefasst.

Ich hatte so viel Mist gebaut wie noch nie.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Where stories live. Discover now