Kapitel 38

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„Jane.", hörte ich eine leise Stimme in meinem Kopf. Ich drehte mich im Bett um, als ich noch einmal meinen Namen hörte.
Schließlich öffnete ich die Augen und zwinkerte in das helle Licht.
Ich brauchte noch einen Moment, bis ich realisierte wo ich mich gerade befand. Dann sprang ich voller Elan aus dem Bett und lief die Treppe runter. 

„Ich komme schon.", rief ich dabei laut durchs Haus.
Unten angekommen blieb ich abrupt stehen. Neben Robin stand noch ein weiterer Mann. Er war ein bisschen kleiner, wie Robin, hatte kurze schwarze Haare und lächelte freundlich zu mir rüber. 

„Hallo, Jane. Ich bin Oliver. Ich weiß nicht ob du mich noch kennst...", fing er an und stockte dann, als er merkte, dass ich vielleicht nicht wirklich daran erinnert werden wollte. 

„Hallo.", antwortete ich schüchtern. Das war also Oliver. Ich konnte mich kaum noch an ihn erinnern. Unschlüssig stand ich da. Ich wusste nicht genau, wie ich damit umgehen sollte. Er war der Arzt, der mich zuerst untersucht hatte und fast alles über mich wusste. Zumindest in körperlicher Hinsicht.
„Ich weiß noch wer du bist. Danke für alles. Also das ihr mir geholfen habt.", brachte ich langsam heraus. Ich fuhr mir dabei unbewusst mit den Fingern über meine Narben an den Händen. 

„Das ist doch selbstverständlich gewesen.", meinte Oliver und trat näher zu mir hin. 

„Trotzdem danke dafür.", sagte ich noch, bevor ich Oliver die Hand schüttelte. „Habt ihr schon angefangen zu essen?"

„Nein, haben wir noch nicht.", antwortete Robin. „Wo warst du denn überhaupt? Ich habe mir schon Sorgen gemacht."

„Ich bin oben kurz eingeschlafen.", erklärte ich ihm und wischte mir den restlichen Schlaf aus den Augen. 

„Habe ich dich aufgeweckt?", hakte Robin nach, während wir uns das Essen aus den Topfen nahmen.

„Es war eh noch zu früh zum Schlafen.", redete ich um eine deutliche Antwort herum.
Ich probierte unser selbst gekochtes Abendessen. Es war perfekt. Mit Robins Hilfe schmeckte es sehr viel besser, als das was ich sonst immer gekocht hatte. 

„Habt ihr das beide zusammen gekocht?", fragte Oliver mich und Robin. 

„Ja. Hat etwas länger gedauert als gedacht, aber ich denke das es seine Zeit wert war."

Wir unterhielten uns am Tisch noch eine Weile, bis wir alle aufgegessen hatten. Von dem Essen blieb nichts übrig und so machten wir uns an den Abwasch. Es gab zwar eine Spülmaschine, aber die war schon zu voll.

„Ich habe von Robin gehört, dass wir heute Abend einen Film schauen."

„Ja, dass dachten wir uns mal. Falls du das nicht möchtest...", erwiderte ich. 

„Natürlich schaue ich mit euch gerne einen Film an. Hast du dir schon einen ausgesucht?", fragte mich Oliver. 

„Nein, noch nicht.", meinte ich, während ich mit einem Handtuch den Kochtopf trocken. 

„Dann solltest du schleunigst nach oben gehen und dir einen Film aussuchen. Du weißt wo sie liegen?"

„In der Ablage unter dem Fernseher.", erwiderte ich und legte das Handtuch weg. 

„Dann geh schon einmal hoch. Robin und ich werden das schon alleine gewaschen bekommen."

Ich sprang die Treppe nach oben und setzte mich auf den Boden vor dem Fernseher. Den Großteil der Filme kannte ich nicht, geschweige dass ich von ihnen jemals gehört hatte. 

„Hast du schon einen Film gefunden?", rief Robin irgendwann nach oben.

„Ich denke schon.", rief ich zurück und las mir noch einmal die Rückseite der DVD Hülle durch. Es klang in meinen Ohren ganz interessant. 

Die "Roter Oktober", ein neues, technologisch weit überlegenes russisches Atom-U-Boot, nimmt unter dem Kommando von Kapitän Marko Ramius Kurs auf die Küste der USA. Die amerikanische Regierung glaubt, dass Ramius einen Angriff plant. Lediglich ein einzelner Analyst des CIA ist anderer Meinung: Er ist überzeugt, dass Ramius überlaufen möchte. Ihm bleiben nur wenige Stunde, um ihn zu finden und seine Theorie zu beweisen - denn die gesamten russischen Luft- und Seestreitkräfte suchen ebenfalls nach ihm. Die Jagd beginnt!

„Wie heißt der Film?", fragte Robin, als er das Wohnzimmer betrat. 

„Jagd auf Roter Oktober.", sagte ich und hielt die DVD-Hülle nach oben. 

„Super Auswahl. Er ist einer meiner Lieblingsfilme. Ich hole uns noch etwas zum Trinken, dann können wir anfangen." Nachdem Robin wieder nach unten in die Küche gegangen war und ich den Fernseher angemacht hatte, fand sich auch Oliver auf dem Sofa ein. 

„Du Oliver?", fing ich zögerlich an. 

„Was gibt's?", fragte er mich aufmerksam. 

„Ich wollte mich noch entschuldigen, dass ich dir und Franco so einen Schrecken eingejagt habe, als ich euch vor den Wagen lief.", rutschte es aus mir heraus und ich schaute bedrückt zu ihm rüber. 

„Es ist doch nichts passiert.", schlug mir Oliver das schlechte Gewissen aus. „Franco und ich waren nur besorgt, dass dir etwas passiert sei. Das war alles."

„Vielleicht wäre es besser gewesen. Dann wäre ich nicht wieder nach Hause gelaufen.", überlegte ich etwas zu laut. Oliver schaute mich erschrocken an. 

„Höre auf an so etwas zu denken. Das ist jetzt Vergangenheit du kannst es nicht mehr ändern. Überlege nicht was passiert wäre, wenn... Verstehst du?", redete Oliver auf mich ein. 

„Ja. Es tut mir leid. Ich weiß noch das ich in diesem Moment dachte, es wäre das Beste nach Hause zu gehen und erst einmal alleine zu sein.", brachte ich leise aus mir raus und schaute auf den Boden. 

„Das verstehe ich schon. Manche Leute laufen durch den Fluchtinstinkt, nach einem Unfall, einfach weg und probieren zu einem sicheren Ort zu kommen, wo sie sich wohlfühlen.", erklärte mir Oliver und munterte mich wieder auf. 

„Können wir anfangen?", fragte Robin, der von dem Gespräch nichts mitbekommen hatte und stellte die Gläser auf den Tisch vor dem Sofa. 

„Ja, können wir. Sind alle bereit?" Oliver und Robin nickten. „Dann startet jetzt der Film. Ich wünsche euch allen viel Spaß." Dann drückte ich auf den Play-Knopf und der Film begann. 

Robin saß zwischen Oliver und mir und fieberte bei spannenden Momenten mit, während ich von dem Film aus all meinen Problemen geholt wurde und schlichtweg das Drama in meinem Lebens vergaß.

Wenn ein paar Tage deine Welt verändern (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt