Kapitel I - Körper

935 79 23
                                    

Seine Hände lagen schon wieder auf meinem Hintern. Kneteten meine Pobacken, während er grunzende Laute ausstieß, die scheinbar erregend wirken sollten, mich aber nur angeekelt erschaudern ließen.

Mein Blick kreuzte sich mit Maceys, die mir gegenüber stand und Kartoffeln schälte. Ihre Augen flehten mich an es nicht zu tun, aber ich konnte nicht anders. Ich war es einfach nur noch leid.

Meine Hand verkrampfte sich um den Messergriff, bis die Knöchel weiß hervorstanden, dann fuhr ich auch schon herum und zielte auf seine Kehle. Die anderen Personen im Raum keuchten nicht auf. Sie waren nicht einmal überrascht. Alle wussten, dass es früher oder später immer dazu kam. Alle. Auch er.

Seine geschickten, kräftigen Finger rissen mir das Gemüsemesser schneller aus der Hand, als ich auch nur blinzeln konnte. Dann hatte er mich auch schon grob gegen die Tischplatte gepresst und knurrte mich mit glühenden Augen an.

"Alpha, bitte..."

"Schweig!" Ich musste Macey nicht ansehen um zu wissen, dass sie Angst hatte, als sie sich schnell wieder ihrer Arbeit zuwandte. Angst um mich, aber noch mehr um sich selbst, was auch gut war. Denn so würde sie nicht einschreiten und verletzt werden.

"Warum tust du mir das bloß immer wieder an, Finley?! Warum widersetzt du dich mir? Ich liebe dich doch. Ich will dir nicht wehtun müssen, aber du scheinst es einfach nicht lernen zu wollen." Am liebsten hätte ich ihm das betrübte Seufzen aus seiner arroganten Visage geschlagen. Hätte ihn an der Kehle gepackt und zu Tode gewürgt, bis er sich endlich wie ein Kleinkind heulend bei mir für all das Leid, was er mir angetan hat entschuldigt hätte.

Ich wollte ihn bluten, ich wollte ihn leiden sehen. Ich wollte seine erbärmliche Existenz zugrunde richten.

Aber ich war nur ein Mensch.

Ich war schwach.

Viel schwächer als er.

Fast schon nachdenklich ließ er seine rot glühenden Augen über mein Gesicht schweifen, bevor sie meinen Hals hinab glitten und an meiner Schulter hängen blieben. Ein Zischen entfuhr mir, als er seinen Daumen grob auf die gerade erst verheilende Wunde drückte.

"Die Wirkung scheint nachzulassen." Mir wurde augenblicklich schlecht, als er mir mit einem strahlenden Lächeln seine scharfen Raubtierzähne präsentierte. Ich wollte vor ihm auf die Knie fallen und ihn anflehen es nicht zu tun, aber ich war einfach zu stolz.

Und konnte ihn sowieso nicht von seiner Tat abhalten.

Mein Körper hatte schon vor langer Zeit aufgehört gegen ihn anzukämpfen. Er war einfach zu ausgelaugt. Jetzt schaffte er es nur noch leicht zu zittern, als ich versuchte die aufkommende Übelkeit herunter zu schlucken.

"Es tut mir leid, Babe, aber es muss sein. Du verstehst das doch. Schließlich willst du mich doch nur glücklich machen, nicht wahr?!"

Die ersten begannen den Raum zu verlassen. Ich nahm es ihnen nicht übel. Keiner wagte es sich Lucas zu widersetzen, schließlich war er ihr Alpha. Warum sollten sie sich also mein Leid anschauen? Ich brauchte ihr Mitgefühl nicht.

Meine Händen krallten sich Halt suchend in sein T-Shirt, was ihn nur noch breiter grinsen ließ. Dann drückte er meinen Kopf auch schon zur Seite, um besser an meine vernarbte Schulter zu gelangen. Die Augen fest zusammenkneifend, versuchte ich mich mental auf das vorzubereiten, was gleich kommen würde, doch wie immer versagte ich, als seine bittersüße Stimme voller Grausamkeit zu flüstern begann.

"Schrei für mich!"

Dann durchdrangen seine Zähne meine Haut. Zerrissen sie, während der Schmerz wie ein Stromschlag durch meinen Körper fuhr. Ich wusste nicht, ob ich schrie. Ich bemerkte es nicht, denn die glühend heiße Lava, die durch meine Adern zu fließen begann, ließ mich alles andere vergessen.

The Wolves in our Souls [LGBT]Where stories live. Discover now